Jetzt wird es ernst: Die Entscheidung, ob Hohenpeißenberg um den Schächen herum eine neue Ortsmitte schafft oder nicht, muss heuer noch fallen. Die Diskussion darüber in der jüngsten Gemeinderatssitzung zeigte, dass wohl eine Mehrheit dafür wäre, es aber auch einige Gegner gibt.
Hohenpeißenberg – Dass sich die Hohenpeißenberger eine Ortsmitte um den Schächen herum wünschen und wie diese ungefähr aussehen sollte, das wurde bereits im Jahr 2017 im Rahmen einer Bürgerwerkstatt ermittelt. Im Jahr 2022 gab es zudem eine Bürgerbefragung zu deren Gestaltung, an der sich damals erstaunlich viele beteiligten. Der Prozess, der auf Bürgerwillen zurückgeht, dauert also bereits ein paar Jahre.
Doch nun wird es ernst: Die Entscheidung darüber, ob der Ort am Hohen Peißenberg tatsächlich eine neue Ortsmitte bekommt, muss heuer noch fallen, wie Bürgermeister Thomas Dorsch (CSU/Parteilose) in der jüngsten Gemeinderatssitzung ausführte, in der der aktuelle Planungsstand und erste Kostenschätzungen vorgestellt wurden: „Die Zuschusssituation ist jetzt noch optimal“, sagte Dorsch: „Wenn wir das jetzt nicht machen, dann geht es für lange Zeit nicht mehr.“ Generell gebe es viele Gründe dafür und viele dagegen.
Parkplätze sollen verschoben werden
Der Leiter des gemeindlichen Bauamtes, Stefan Fischer, stellte die aktuelle Planung vor: Die Straße, die eine Breite von 6,50 Metern haben soll, solle vor dem Schächen in eine S-Kurve verschwenkt werden, damit sich der Verkehr verlangsame, was ausdrücklicher Wunsch der Bürger gewesen sei. Die Parkplätze vor dem Schächen – die Anzahl der Plätze soll bleiben – werden vor allem Richtung Osten verschoben, damit direkt vor dem Komplex ein Platz entstehen kann, der bepflanzt werden soll. Ziel sei, die Aufenthaltsqualität in der neuen Ortsmitte zu verbessern. Dabei spielten auch die Metzgerei und die Eisdiele eine wichtige Rolle. „Dieser Entwurf ist noch nicht in Stein gemeißelt“, stellte Fischer klar.
Die Baukosten werden derzeit auf rund 2,7 Millionen Euro geschätzt, wovon jedoch 80 Prozent aus Fördermitteln bezahlt würden. Dazu müsse die Gemeinde rund 580 000 Euro beisteuern. Egal, ob sich Hohenpeißenberg für die Gestaltung der Ortsmitte entscheidet oder dagegen, müssen ohnehin 391 000 Euro von der Gemeinde aufgebracht werden, um die Kanäle für die Sparten Wasser und Abwasser sowie die Straßenbeleuchtung zu erneuern. Das erfolgt im Rahmen des Lückenschlusses für den Geh- und Radweg, dessen Bau bereits begonnen hat.
Ortsmitte würde Gemeinde rund eine Million Euro kosten
Dieser Lückenschluss muss sein, andernfalls müssten die Fördermittel für den Geh- und Radweg zurückbezahlt werden. Somit muss die Gemeinde mit Kosten in Höhe von rund einer Million Euro rechnen, wenn sie sich für die neue Ortsmitte entscheidet. Wie hoch die Kosten sind, wenn die Entscheidung dagegen fällt und damit allein der Lückenschluss erfolgt, muss noch ermittelt werden. Dorsch sieht die neue Ortsmitte und die damit verbundenen Maßnahmen als eine große Chance, die allerdings eine riesige Herausforderung sei. „Jeder, der sie anpackt, ist ein armer Hund.“
Bei dem Projekt gebe es gewisse Zwänge, wie zum Beispiel, dass die Parkplätze vom Schächen wegverlegt werden müssen. „Das sind Gestaltungsthemen“, sagte Dorsch: „Wenn du Städtebaumaßnahmen machst, dann musst du aufwerten und hast Auflagen.“ Den Gerüchten, dass der LKW-Verkehr an der Bahnhofstraße nur in Richtung Peißenberg und nicht in Richtung Schongau abbiegen darf, erteilten Fischer und Dorsch eine Absage. Das sei dem Dorf nicht zuzumuten, dass die eine Hälfte vom Lastwagen-Verkehr betroffen sei, die andere nicht: „Das sind die typischen Gerüchte, die gerne erzählt werden, um Emotionen zu wecken“, sagte der Bürgermeister.
Im November soll abgestimmt werden
Es sei eine schwierige Entscheidung, vor allem, weil sie ultimativ sei: „Die Chance ist jetzt da, dann ergibt sie sich nicht mehr.“ Wenn sich die Gemeinde dafür entscheide, dann müsse die Bauzeit gut vorbereitet werden, so Dorsch. Für ihn sei noch nicht klar, wie er sich entscheide. „Aber ich habe die Tendenz, dafür zu sein, weil ich es als Entscheidung für die Zukunft sehe.“ Er bat die Gemeinderäte um ihre Meinung (siehe Kasten).
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„Man sieht, es ist ein stark kontrovers diskutiertes Thema. Ich verstehe beide Ansichten“, sagte der Bürgermeister, als die Diskussion beendet war. Aber egal, wie die Entscheidung ausfalle, sie werde demokratisch getroffen und das Ergebnis müsse von allen mitgetragen werden. „Wir sollten darüber nicht in ein Gerangel kommen.“ Für ihn sei „ausschlaggebend wichtig“, dass die Baustelle funktioniere, „damit die Arztpraxis, die Metzgerei und die Eisdiele im Schächen keine Einbußen erleiden“, sagte Dorsch im Nachgang der Sitzung gegenüber dieser Zeitung. Im November liegt die Kostenberechnung vor, dann wird abgestimmt.
Die Diskussion
Für eine neue Ortsmitte:
Gerlinde Rasch, stellvertretende Bürgermeisterin, (CSU/Parteilose): „Ich wäre dabei bei dem Projekt, wenn es vom Preis irgendwie geht. Es belebt bestimmt den Ort. Wenn die Baustelle vorbei ist, ist es positiv für Hohenpeißenberg.“ Erika Sebrich (SPD): „Ich finde es gut für die Zukunft von unserem Ort. Wir können in Zukunft nicht mehr so oft wegfahren, dann kann man besser hier Urlaub machen.“ Günter Weinmann (CSU/Parteilose): „Wenn es sich finanziell ausgeht, sollten wir es machen und die Sparten (Abwasser-und Wasserkanäle) müssen wir eh machen. Es ist wichtig, alles gut abzustimmen.“ Melanie Sanktjohanser (CSU/Parteilose): „Ich bin eher dafür. Die S-Kurve liegt beim Kindergarten und ich finde es gut, dass man versucht, dort das Tempo zu reduzieren. Wenn es sich bezahlen lässt, bin ich dafür.“ Hermann Summer (Aufwind): „Ich sehe es ganz klar als Chance, die wir nutzen müssen. So hat der Platz keine Aufenthaltsqualität und die Parkplätze von dem Schächen stören mich eh. Das Dorf darf diese Chance nicht verschenken, es kriegt sie nicht mehr.“ Gabriela Seitz-Hoffmann (Aufwind): „Ich bin unbedingt dafür, dass wir das machen sollten. Wegen des Klimas ist es wichtig, Bäume zu pflanzen. Wir bräuchten das Geld für alles mögliche, wir kriegen es aber nur für dieses Bauvorhaben.“
Gegen eine neue Ortsmitte
Franz Höfler (FW): „Optisch wäre es eine Aufwertung, aber ich bezweifle, dass die neue Ortsmitte einen Nutzen hat. Ich glaube nicht, dass deswegen zehn Leute mehr in die Eisdiele gehen. Der grüne Kragen wurde auch gelobt und jetzt sitzt keiner da.“ Josef Wiedemann (CSU/Parteilose): „Hohenpeißenberg wird nie eine richtige Ortsmitte kriegen. Die Kosten werden nicht bei einer Million bleiben und damit blockieren wir alles andere.“ Johannes Eggersdorfer (CSU/Parteilose): „Die Hauptstraße muss befahrbar sein. Man muss mit dem Lastwagen und dem Hänger durchkommen. Die Parkplätze müssen nahe am Schächen sein.“ Michael Kraus (FW): „Ich finde es nicht passend, wenn die Parkplätze vor dem Schächen verlegt werden. Und ich würde keine Grünfläche mit einbauen. Die Frage ist, wollen wir wirklich einen Zuschuss für eine Lösung, die nicht passend ist?“