Holzrücken mit Simmerl, Libelle & Co.: Wie man Baumstämme durch den Parcours zieht

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Penzberg

Holzrücken mit Simmerl, Libelle & Co.: Wie man Baumstämme durch den Parcours zieht

Kommentare

Veronika Gerner mit Havanna befindet sich noch in der Ausbildung zur Holzrückerin. © Denk

Rund 800 Besucher fanden sich am Sonntag bei herrlichem Herbstwetter auf Gut Hub ein. Dorthin hatte der Penzberger Georgi-Verein „D’Rosserer“ anlässlich des 45-jährigen Vereinsjubiläums zum Holzrücke-Wettbewerb im Einspänner eingeladen.

Das Holzrücken als umwelt- und klimaschonende Form der Waldarbeit gewinnt zunehmend an Bedeutung. Vielerorts besinnt man sich wieder auf das Pferd als Alternative zu schweren Maschinen im sensiblen Waldgebiet.

Bestens aufgelegte Rösser und deren Besitzer warteten am Vormittag auf der zum Turnierplatz umfunktionierten Wiese auf den Startschuss. Die Penzberger, die als amtierende bayerische Meister im Einspänner einen Ruf zu verteidigen hatten, stellten rund ein Drittel der insgesamt 30 Starter. Die Wettbewerber waren aus ganz Bayern angereist.

Vereinsvorsitzender Alois Deisenberger eröffnete mit seinem Wallach Simmerl das Turnier. Die Mitstreiter und Besucher bekamen hier einen ersten Eindruck, dass der Parcours auf dem abschüssigen, nassen und somit rutschigen Gelände nicht einfach zu bewältigen sein würde, wobei sich die Bedingungen, als die Wiese abgetrocknet war, besserten.

Korbinian Arzberger trat mit Libelle an, die fast durch die Hindernisse „schwebte“.
Korbinian Arzberger trat mit Libelle an, die fast durch die Hindernisse „schwebte“. © Denk

Beim Holzrückewettbewerb besteht die Aufgabe darin, mit einem Pferd einen Baumstamm in einer festgelegten Zeit möglichst fehlerfrei durch enge Passagen und über Hindernisse zu ziehen. Der Penzberger Parcours bestand aus zwölf Geschicklichkeitsstationen, wobei die Prüfungen der Praxis des Holzrückens entnommen waren. Der Pferdeführer, der hinter dem Tier geht, darf dieses nur durch Leinenführung und Kommandos unterstützen. Die Zuschauer hielten den Atem an, wenn die imposanten Kaltblutpferde zentimetergenau herausfordernde Hindernisse meisterten und dabei viel Geschick zeigten. Jahrelanges Kennenlernen, gegenseitiges Vertrauen, aber natürlich auch Gehorsam sind die Grundlagen für diese Leistung.

Die Teilnehmer mit ihren Pferden, bis auf einen Haflingerwallach allesamt Süddeutsche Kaltblutpferde und Noriker, mussten dabei äußerst konzentriert zu Werke gehen und kämpften um jeden Punkt. Am Start waren neben erkennbaren Profis, die jahrein, jahraus mit ihren Pferden vor allem im Wald arbeiten, auch einige junge Pferdeführer.

Eine eigene Geheimsprache

Die Kommunikation mit den Pferden war beeindruckend. Zwischen mal lauten, mal leisen Kommandos und den allgemein üblichen Ansagen wie „hott“ für „rechts“ gab es beruhigende, lobende Worte und Streicheleinheiten: Jedes Mensch-Tier-Gespann hat offenbar seine eigene geheime Sprache. Nervenstärke und Ausgeglichenheit von Fuhrmann und Pferd waren gefragt, um den 6,50 Meter langen Baumstamm ins Ziel zu bringen, ohne dass die auf jedem Hindernis platzierten Gegenstände zu Boden fielen.

Veronika Gerner war als einzige Pferdeführerin mit ihrer elfjährigen Stute Havanna aus der Nähe von Ingolstadt angereist. Sie befindet sich in der Ausbildung zur Holzrückerin und meisterte unter den Augen ihrer zwei Ausbilder, die gleichfalls am Turnier teilnahmen, ihre Aufgabe bravourös. „Ich brenne fürs Holzrücken. Mir geht’s nicht um Leistung, sondern um eine gute Zeit mit meinem Pferd und ums Zusammenwachsen“, sagte Gerner, die letztendlich den 25. Platz in ihrem zweiten Turnier belegte.

30 Teilnehmer beim Wettbewerb in Penzberg

Von den 30 Teilnehmern absolvierten 26 den Wettbewerb ordnungsgemäß. Vier Pferdeführer wurden wegen Zeitüberschreitung oder Regelverstoßes vom Schiedsgericht aus der Wertung genommen. Platz eins und zwei gingen an die Lokalmatadore Kilian März mit Stute Uli und Johann März mit Stute Ute. Beide erreichten die gleiche Punktzahl, der Erstplatzierte meisterte den Parcours in kürzerer Zeit. Dritter wurde Simon Hefele aus Denklingen mit seiner Stute Marina.

Rund um den Wettbewerb gab es einen Bauern- und Handwerkermarkt, dessen Stände rege besucht waren. An den Verpflegungsständen bildeten sich teilweise lange Schlangen.

Text: Cordula Denk

Auch interessant

Kommentare