BR schaltet UKW-Sender am Hohen Peißenberg ab - Hörer verärgert über fehlenden Empfang
Vor einigen Tagen schaltete der BR den UKW-Sender auf dem Hohen Peißenberg endgültig ab. Seitdem häufen sich Leserbeschwerden. Beim Sender kann man die Kritik nicht nachvollziehen.
Auf einmal nur noch rauschen. Wo noch vor wenigen Tagen die Sender des BR im Radio eingespeichert waren, sei heute nichts mehr zu empfangen, berichtet uns ein erzürnter Leser. Über den Grund hatte die Heimatzeitung bereits berichten. „Aus Gründen des Klimaschutzes“ hat der BR am 17. September den UKW-Sender auf dem Hohen Peißenberg außer Betrieb genommen. Wie es weiter in der Pressemitteilung hieß, solle man einfach einen neuen Sendersuchlauf starten, um die neuen Frequenzen der Sender ausfindig zu machen (wir berichteten).
Doch gleich mehrere Leser meinten, dass sie bei einem Sendersuchlauf im Landkreis Weilheim-Schongau entweder gar keine oder nur noch wenige Sender des BR finden würden. Und natürlich finde sich der Sender, den man hören möchte, nicht. Betroffen sind laut Bayerischem Rundfunk die Sender Bayern 1, 2 und 3 sowie BR-Klassik. Diese würden auch weiterhin von den UKW-Sendern Grünten und Wendelstein ausgestrahlt, so Markus Huber, Pressesprecher des BR.
Damit könne ein flächendeckender Empfang im gesamten Landkreis gewährleistet werden, versichert er. „Ja, es ist möglich, dass die Empfangsqualität an einzelnen Orten etwas abnimmt. Deswegen empfehlen wir für Radiogenuss in CD-Qualität den Empfang über DAB+“, so Huber weiter.
Der BR, das wird in der Beantwortung der Anfrage der Heimatzeitung klar, drängt darauf, dass die Hörer auf den neuen, digitalen Radiostandard wechseln. Allerdings ist das auch mit dem Erwerb neuer Empfangsgeräte verbunden. „Ich habe mir vor fünf Jahren ein hochwertiges neues UKW-Autoradio gekauft – soll ich das jetzt einfach wegwerfen?“ fragt ein Leser in diesem Zusammenhang.
Für den BR-Pressesprecher ist die Sache klar: „Im Juli 2024 hat der Medienrat der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) beschlossen, die UKW-Lizenzen für 48 Privatsender in Bayern zunächst für fünf Jahre zu verlängern (bis 2035, Anm. d. Red.). Insgesamt jedoch zeichnet sich ein technisches Ende der Übertragung via UKW schon jetzt ab.“
Dem gebührenfinanzierten öffentlichen Rundfunk wurden UKW-Mittel „aktuell nur befristet zugestanden“. Deswegen strebe man einen Umstieg auf DAB+ an. Die Konsequenz: Sendeanlagen wie die auf dem Hohen Peißenberg, die „das Ende ihres Lebenszylkus erreicht haben und als Füllsender nicht unbedingt für die Vesorgung mit UKW gebraucht werden, würden daher langsam abgeschaltet. Neben Kostengründen spiele dabei auch der im Vergleich zum digitalen Rundfunk deutlich höhere Stromverbrauch und damit die CO2-Belastung eine Rolle.
Nun ist es allerdings so, dass in der Realität der DAB+-Empfang im Landkreis noch lange nicht flächendeckend verfügbar ist. Ist man im Auto unterwegs in der Region, bleibt das DAB-Radio zwischendurch immer wieder stumm. BR-Pressesprecher Huber kann entsprechende Berichte nicht nachvollziehen: „Was die Versorgung mit DAB+ angeht, zeigen unsere Messungen andere Ergebnisse: Die DAB+-Versorgung in den Städten Weilheim und Schongau ist durch ihre Nähe zum weiterhin bestehenden DAB-Sender Hohenpeißenberg sehr gut. Aber natürlich prüfen wir regelmäßig die Empfangssituation in allen Gebieten Bayerns, um unsere Hörer optimal zu versorgen, eventuelle Versorgungslücken zu erkennen und zu schließen.“
Man sehe einen sinkenden Trend bei den Hörern, die ausschließlich UKW nutzen, so Huber weiter, ohne allerdings konkrete Zahlen zu nennen. Stattdessen verweist er darauf, dass es laut einer EU-Vorschrift seit Ende 2020 Pflicht sei, in allen Neuwagen DAB-Radios zu verbauen. „Bei den stationären Geräten gibt es so gut wie keine Geräte mehr zu kaufen, die kein DAB+ anbieten“, schreibt er weiter.
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DAB+ auch für den Katastrophenfall
Vor einigen Jahren erarbeitete der Landkreis ein umfangreiches Konzept für den Krisenfall, der eintreten könnte, wenn die Stromversorgung längerfristig ausfallen würde. Ein wichtiges Element dabei, um die Bevölkerung zu informieren, war die Nutzung des UKW-Senders auf dem Hohen Peißenberg. Die Argumentation damals war: UKW-Radios sind de facto in fast jedem Haushalt vorhanden, zudem gibt es preiswerte Modelle mit Kurbeln, die ganz ohne externe Stromversorgung auskommen.
Was passiert jetzt, wenn der UKW-Sender auf dem Hohen Peißenberg abmontiert wird und von dort aus nur noch über DAB+ ausgestrahlt wird? „Der Sender Hohenpeißenberg war für die Versorgung in Katastrophenfällen schon bisher unerheblich“, so Markus Huber. Es habe sich also an der Versorgung im Katastrophenfall nichts geändert. „Zudem verliert UKW bei der Versorgung im Katastrophenfall absehbar an Bedeutung. Es wird beispielsweise durch das neue Warnsystem „Automatic Safety Alert“ (ASA) ersetzt, das über das DAB+-Netz läuft“, schreibt er weiter an die Heimatzeitung.
Dies sei gerade erst beim bundesweiten Warntag am 11. September 2024 erfolgreich getestet worden und ermögliche „eine adressgenaue Bevölkerungswarnung inklusive einer Aufwach-Funktion der Empfangsgeräte“, die gerade im Katastrophenfall sehr wichtig sei und die UKW nicht leisten könne. In Zukunft werde vom Hohen Peißenberg aus nur noch digital gesendet.