Trotz Kostenexplosion: Stadt will Museums-Umbau nicht länger aufschieben
Trotz Kostenexplosion: Für den lange aufgeschobenen Umbau des Stadtmuseums am Marienplatz will die Stadt heuer noch den Bauantrag stellen. Denn weiter warten, das käme letztlich noch teurer.
Vor gut anderthalb Jahren hat sich der Stadtrat auf eine Minimalvariante für die Sanierung und Umgestaltung des Stadtmuseums geeinigt: ohne Anbau, mit nur kleinem Technik-Keller, alles aufs Nötigste reduziert (wir berichteten). Nun liegt die Planung im Detail vor, und mit ihr eine Hiobsbotschaft: Die Baukosten, vor einem Jahr noch mit knapp sechs Millionen Euro veranschlagt, werden jetzt auf über 9,6 Millionen geschätzt.
Das sind die Gründe für die heftigen Mehrkosten
Als Gründe für die Mehrkosten nannte Stadtbaumeisterin Katrin Fischer in der jüngsten Bauausschuss-Sitzung, dass die historische Außentreppe des denkmalgeschützten Gebäudes aufgrund jüngster Erkenntnisse neu aufgebaut werden müsse, zudem eine aufwendige Baustelleneinrichtung sowie PCB- und Asbestbehandlung nötig sei. Dazu kommen die allgemein gestiegenen Baukosten und, daraus folgend, höhere Honorarkosten.
Immerhin kann die Stadt mit Zuschüssen in Höhe von insgesamt 60 bis 70 Prozent rechnen. Ein eigens eingeschalteter Berater hat dafür rund zehn potenzielle Fördergeldgeber ausgemacht. Der größte Posten, geschätzt 4,5 Millionen Euro, kommt von der Städtebauförderung der Regierung von Oberbayern – wenn die Stadt heuer noch den Förderantrag stellt; sonst wird es laut Fischer „deutlich weniger“.
Die verbleibenden drei Millionen Euro, die die Stadt selbst tragen muss (dazu kommen noch rund 600 000 Euro Eigenanteil bei der Museumseinrichtung), sind ob der städtischen Finanzlage freilich eine Riesenherausforderung.
Zeit drängt für die Sanierung des ersten Hauses am Platz
Das zeigte auch die Antwort von Bürgermeister Markus Loth auf den flammenden Appell von Museumsleiter Dr. Tobias Güthner, „das erste Haus am Platz nicht für Jahrzehnte leer stehen und verfallen zu lassen“ (siehe Kasten unten). „Unbestritten“ habe der Stadtrat Verständnis für das Anliegen, so Loth; doch sei die Museumssanierung wegen teurer Pflichtaufgaben wie den Schulerweiterungen „etwas in den Hintergrund gerutscht“.
Nun hat der Bauausschuss des Stadtrates aber einstimmig beschlossen, den Bauantrag für den Museums-Umbau einzureichen und heuer noch Förderanträge zu stellen. Das Konzept sei „bestens ausgereift“, sagte Klaus Gast seitens der CSU: „Und es geht keinesfalls, das Haus einfach so stehen zu lassen.“ Fassade, Dach und Fenster müsse die Stadt ohnehin dringend sanieren, und im Zuge der Museums-Neugestaltung gebe es wenigstens Fördergelder dafür. Das Projekt müsse im Haushalt also priorisiert werden, so Gast weiter: „Wer jetzt sagt, wir wollen das nicht, der muss in der Konsequenz auf dieses Haus verzichten.“ 3. Bürgermeister Alfred Honisch (Grüne) fügte hinzu: „Man müsste ein Kulturbanause sein, wenn man an der Existenz dieses Stadtmuseums auch nur ansatzweise rütteln möchte.“
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Bei den Haushaltsberatungen gilt es dann Farbe zu bekennen
Bei den anstehenden Haushaltsberatungen gilt es dann Farbe zu bekennen. Der Zeitplan des Stadtbauamtes sieht vor, 2025 die Planung abzuschließen, die Aufträge zu vergeben und mit der Umsetzung zu beginnen. 2029 könnten der Umbau und die Sanierung des Museums dann abgeschlossen sein. Bis dahin würde der Stadt-Etat jährlich mit rund zwei Millionen Euro belastet, denn die Zuschüsse fließen erst später.
Würde der Haushaltssatz auf eine Million pro Jahr gedeckelt und das Projekt entsprechend bis ins Jahr 2034 gestreckt, würde das Mehrkosten von mindestens 2,5 Millionen Euro bedeuten. Zudem gäbe es weniger Fördergelder, und der Aufwand für die Baustelle sowie die Beeinträchtigungen mitten in der Stadt wären deutlich größer, wie das Stadtbauamt betonte. Somit könne diese von der Verwaltung vorgelegte „Variante II“ eigentlich nicht infrage kommen, so der Tenor im Bauausschuss.
Deutliche Worte vom Museumsleiter
Einen flammenden Appell, den Umbau des Stadtmuseums anzupacken, richtete Museumsleiter Dr. Tobias Güthner an den Bauausschuss. Es brauche „Orte, an denen der individuelle Charakter der Stadt deutlich wird“, gerade in Zeiten von hoher Mobilität, von Migration, einer nachlassenden Bindung an Vereine, Kirchen und Traditionen. „Das ist kein Luxus, sondern eine absolute Notwendigkeit für ein friedliches und solidarisches Zusammenleben“, so Güthner: „Und genau ein solcher Orientierungsort ist ein Stadtmuseum“ – ein „Ort im Zentrum der Stadt, der allen offen steht und der Geschichte, Kunst, Bildung, Freizeit, Tradition, Inklusion und Identifikationen in einem bietet“. Mit einer Verschiebung des Umbaus „auf den St. Nimmerleinstag“ würde man zudem „eines der herausragenden Baudenkmäler der Stadt vor aller Augen dem Verfall preisgeben“.