Rosserer erfolgreich bei Holzrücke-Meisterschaft: Mit Stella und Simmerl an die Spitze
D`Rosserer aus Penzberg sind hochdekoriert von der Bayerischen Meisterschaft im Holzrücken zurückgekehrt. Ihr Erfolgsgeheimnis? „Ausnahmepferde“ und eine besondere Verbindung zwischen Mensch und Tier.
Da Simmerl ist schon besonders – quasi überall einsetzbar und allzeit bereit. „Ein Ausnahmepferd“, nennt ihn sein Besitzer Alois Deisenberger. Der 18-jährige Wallach sei „mit allen Wassern gewaschen“. 2022 konnte der Vorsitzende des Penzberger Georgivereins D’Rosserer auf seinen Simmerl und auf die Kaltblutstute Nanni zählen, als er bei der Bayerischen Meisterschaft im Holzrücken bei St. Englmar in der Kategorie Zweispänner antrat. Das Ergebnis: Vize-Meistertitel. Bei der diesjährigen Ausgabe in Bad Wörishofen reichte es nicht für die Titelverteidigung. Dafür belegten zwei Vereinskollegen Top-Plätze. Und ja, da Simmerl war an diesem Erfolg wieder maßgeblich beteiligt.
Holzrücken ist eine Methode, gefällte Bäume aus dem Wald zu schaffen
Es ist ein fast schon romantisches Bild: ein einsamer Wald. Ein Pferd schnaubt. Atemwolken steigen in die kalte Morgenluft. Das Kaltblut zieht einen gefällten Baum und lauscht den Worten seines Menschen. Kommandos hallen durch den Hain. Holzrücken, eine alte Methode, Gefälltes aus dem Wald zu transportieren – und eine Methode, die beinahe vergessen scheint. Beinahe. Denn es gibt sie noch, die Menschen und die Tiere, die Holz rücken, wenn auch nicht unbedingt beruflich, wenn auch nicht mehr viele. Ein paar davon findet man im Georgiverein Penzberg.
Auch städtischer Bauhof setzt aufs Holzrücken: „Wenn es Sinn macht“
Alois Deisenberger, Vorsitzender von D’Rosserer, schätzt, dass ein Drittel bis ein Viertel der rund 120 Mitglieder mit ihren Pferden in den Wald gehen. Die meisten „hobbymäßig“, betont er. Als Penzberger Bauhofmitarbeiter zieht es ihn selbst auch beruflich zum Holzrücken in den städtischen Wald. Ab und an. „Wenn’s Sinn macht“, betont er. Keinen Sinn macht es etwa, wenn der Boden so nass ist, dass man darin „absauft“. Das Pferd soll schließlich nicht im Morast versinken.
Geringe Belastung für den Waldboden
Werden Pferde anstelle von Maschinen eingesetzt, werden Abgase und Schadstoffe vermieden. Auch stellt das schwere maschinelle Gewicht eine andere Belastung für den Waldboden dar als Hufe. Das sind schon einmal zwei Vorzüge des Holzrückens. Es gebe viele Vorteile, meint Deisenberger und denkt etwa an die Erstdurchforstung eines Waldes. Pferde seien wendiger als Maschinen, sagt er. Man mache nichts kaputt, ergänzt sein Vereinskollege Thomas März. Für den kleinen Haufen von D’Rosserer, der bei der diesjährigen Bayerischen Meisterschaft der Interessensgemeinschaft Zugpferde (IGZ) in Bad Wörishofen teilnahm, ist eines am Holzrücken besonders faszinierend: Die Einheit zwischen Tier und Mensch. Ohne die geht nämlich gar nichts. „Das Pferd“, betont Deisenberger, „wird zu 80 Prozent mit der Stimme gefahren“.
Erfolge bei bayerischer Meisterschaft
Eine Einheit zu bilden, gelang Alex Rummelsberger und seinem Gespann bei der Meisterschaft mit Bravour. Der Ohlstädter belegte in beiden Wettbewerbskategorien Platz eins, im Einspänner mit seiner Stute Stella und im Zweispänner mit Stella und Deisenbergers Simmerl. Stella sei ein junges Pferd, das er zwar schon im Wald eingesetzt habe, das aber noch nicht so erfahren sei, erzählt der Bayerische Meister. Im Einzel sei sie nun „überragend“ gewesen. Das dürfte auch der engen Bindung zwischen den beiden zu verdanken sein. „Die Stute liebt mich, sagt meine Frau“, erzählt Rummelsberger lächelnd. Im Zweispänner habe das anschmiegsame Pferd dann auf den erfahrenen Simmerl geschaut. Auch die Tiere müssen harmonieren, weiß Thomas März.
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Die meisten Fehler machen die Menschen, nicht die Pferde
Mit fünf Startern und vier Pferden waren D’Rosserer angetreten. Es war erst ihre zweite Meisterschaft nach 2022. Hans März aus Bad Heilbrunn holte mit Stute Ute im Einspänner den Vizemeistertitel. Thomas März verpasste im Zweispänner knapp das Podest und Kilian März fand sich im Einspänner in den Top Ten wieder. Er sei insgesamt im Mittelfeld gelandet, sagt Deisenberger. „Heuer hab‘ ich mich verfahren“, meint der Zweispänner-Vize aus 2022 und lacht. Simmerl und Stella konnten nichts dafür. Passieren Fehler, sei das in 90 Prozent der Fälle auf den Menschen, nicht auf die Tiere zurückzuführen, betont er.
Elf anspruchsvolle Hindernisse
Sich verfahren, ungünstig. Schließlich mussten auf dem Parcours in 20 Minuten elf anspruchsvolle Hindernisse einen neun Meter langen Baumstamm ziehend bewältigt werden. Schon das leichte Tangieren eines Hindernisses, etwa eines aufgestellten Nadelbäumchens, kann Strafpunkte bedeuten. Man müsse sich was einfallen lassen, wie man den Stamm da hindurchjongliere, sagt Deisenberger. Neben Geschick spielt auch das Tierwohl bei der Meisterschaft eine wichtige Rolle, bei der Gespannkontrolle wie im Parcours. Die „ganze Harmonie“ werde betrachtet, sagt der Penzberger, also auch, „wie der Fuhrmann mit dem Pferd umgeht“.
Der diesjährige Parcours hatte es in sich. „Heuer war alles ziemlich eng“, man habe nicht flüssig durchfahren können wie vor zwei Jahren, vergleicht Thomas März. Stellenweise sei es um Zentimeter gegangen, berichtet Deisenberger, der meint, dass der Wettbewerb eine Generalprobe für die Deutsche Meisterschaft war.
Mit drei Titeln nicht gerechnet
Dass man am Ende mit drei Titeln – Bayerischer Meister im Einspänner und im Zweispänner, Vizemeister im Einspänner – nach Hause gehen werde, damit habe man nicht gerechnet, denn „es waren so Gute dabei“, sagt der Vereinsvorsitzende. Doch neben einer soliden Grundausbildung brauche es auch Glück, resümiert Deisenberger. „Auf Biegen und Brechen gewinnen“, das wollte der Verein nicht. Man möchte bei einer Meisterschaft einfach „ein einigermaßen gutes Bild abgeben“. Für die Bayerische Meisterschaft muss man sich nicht qualifizieren, jedoch für die Deutsche. Und das hat der Georgiverein mit den jüngsten Erfolgen. Zur Deutschen Meisterschaft in Sachsen zieht es die Männer aber nicht. Das falle mit dem Penzberger Volksfest zusammen, nennt Deisenberger einen der Gründe. Und im Herbst steht ja schon das nächste Event an: Am 29. September organisiert der Georgiverein zu seinem 45-jährigen Jubiläum einen Holzrückewettbewerb auf Gut Hub.
In zwei Jahren findet die nächste Bayerische Meisterschaft statt. Dann werden D’Rosserer sicherlich wieder am Start sein. Mal sehen, ob sich die Titel dann verteidigen lassen. Und mal sehen, ob es Simmerl dann auch wieder wissen will. Mit allen Wassern ist der Wallach ja gewaschen.
Holzrückewettbewerb am 29. September auf Gut Hub
Zum Holzrückewettbewerb des Georgivereins Penzberg am Sonntag, 29. September, ab 9.30 Uhr sind Teilnehmer und Zuschauer herzlich eingeladen. Auf Gut Hub erwartet Interessierte nicht nur ein spannender Wettbewerb, sondern auch ein Bauernmarkt, eine Festwirtschaft und eine Schauschmiede. Teilnehmer können sich für weitere Infos bei Alois Deisenberger unter Tel: 0151 1070 1787 melden. „Jedes Zugtier darf mitmachen“, betont der Vereinsvorsitzende, etwa auch Mulis und Shettys. Die Wettbewerbsplätze sind begrenzt.