Angebot für Senioren: Mit der Rikscha an die schönsten Orte – „So ein Ausflug verändert die Leute“

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Die frisch gebackene Schirmherrin Angelika Flock (vorne rechts) nahm gemeinsam mit Malteser-Geschäftsstellenleiterin Steffi Jung-Wirz schon mal in der Rikscha Platz. Auf dem Radl sitzt Franz Salcher (hinten links), daneben steht Thomas Koterba. © Andreas Jäger

Um Senioren eine Freude zu machen, haben die Weilheimer Malteser das Projekt „Ausflug mit Herz“ gestartet. Dabei werden die älteren Damen und Herren von einem Rikscha-Fahrer abgeholt und an die schönsten Orte in der Umgebung gefahren.

Weilheim – Im Alter wird so einiges schwerer. Körperlich ist man zumeist nicht mehr so fit wie einst. Die Mobilität ist eingeschränkt. Autofahren trauen sich viele Senioren nicht mehr, Radlfahren schon zweimal nicht. Diese Einschränkungen betreffen nicht nur alltägliche Termine wie Arztbesuche oder Einkäufe, sondern auch Ausflüge. In nicht wenigen Fällen sind diese ab einem gewissen Alter gar nicht mehr möglich.

An diesem Punkt kommt nun ein Projekt der Malteser ins Spiel. „Ausflugsfahrten mit Herz“ heißt es. Und das läuft folgendermaßen: Der Senior, der einen Ausflug machen möchte, ruft in der Weilheimer Malteser-Geschäftsstelle an, berichtet von seinem Vorhaben und sagt, wohin es gehen soll. Wenn die Route steht, wird ein Termin festgelegt. Und an besagtem Tag steht dann ein ehrenamtlicher Malteser-Helfer mit einer elektrisch betriebenen Rikscha vor der Tür. Schon kann die Tour beginnen.

„So ein Ausflug verändert die Leute“, schwärmt Malteser-Geschäftsstellenleiterin Steffi Jung-Wirz: „Sie haben danach so eine Lebensfreude in sich.“ Und ihr Kollege Thomas Koterba ergänzt: „Senioren haben oft ein begrenztes Lebensumfeld. Mit dem Ausflug können sie dort rauskommen.“ Die großen Vorteile der Rikscha-Ausflüge zu organisierten Busreisen seien laut Jung-Wirz der geringere Aufwand und die Tatsache, dass die Rikscha-Touren für die Senioren komplett kostenlos sind.

Möglich ist das alles nur durch Spenden und die engagierte Arbeit von sechs ehrenamtlichen Helfern. Angefangen mit Rikscha-Projekten haben die Malteser deutschlandweit schon in den 2000er Jahren, in Weilheim und Umgebung gibt es die „Ausflugsfahrten mit Herz“ nun seit 2022. Feste Kooperationen gibt es mit zwei Pflege- und Seniorenheimen in der Region, die Fahrten für deren Bewohner finden stets am Mittwoch und Freitag statt. Die Fahrten für alle anderen Senioren aus dem Weilheimer Raum können theoretisch an jedem Wochentag stattfinden – natürlich immer mit vorheriger Absprache.

Möglich sind Ziele in Weilheim und der näheren Umgebung. Gerne wird dabei auf die Wünsche der Senioren eingegangen. Nur eine kleine Einschränkung gibt es manchmal: „Man kommt nicht überall hin mit der Rikscha“, erklärt Franz Salcher, einer der ehrenamtlichen Fahrer. Für die Autofahrer findet Salcher lobende Worte: „Die sind meistens sehr rücksichtsvoll.“ Spätestens, wenn sie die Aufschrift „Senioren-Rikscha-Ausflüge“ und das Malteser-Zeichen auf seiner neongelbten Warnweste sehen.

Weilheims Vize-Bürgermeisterin wird Schirmherrin des Projekts

Die meisten Kunden beim Rikscha-Projekt sind aktuell Heimbewohner. Bei den Senioren, die noch allein ihren Alltag meistern können, gebe es hingegen oft eine Hemmschwelle, sich fahren zu lassen. „Einigen ist das sogar unangenehm. Sie haben das Gefühl, sie würden sich dadurch als gebrechlich outen“, sagt Steffi Jung-Wirz.

Um das zu ändern und mehr Senioren, auch die sehr selbstständigen, für die Rikscha-Fahrten zu gewinnen, haben sich die Malteser nun Verstärkung geholt – und zwar in Form von Angelika Flock, Zweite Bürgermeisterin der Stadt Weilheim. Sie ist künftig die Schirmherrin des Projekts. „Ich kenne Frau Flock schon länger und fand sie schon immer sehr sympathisch“, erzählt Jung-Wirz. Bei der Jubiläumsfeier der Ökumenischen Sozialstation im Mai hat die sie die CSU-Politikerin dann infach mal gefragt, ob sie sich denn eine Schirmherrschaft vorstellen könnte. Und Flock musste nicht lange zögern – denn sie ist hellauf begeistert von dem Projekt. „Es ist mir eine große Ehre und Freude“, so Flock.

Doch auch die anfänglichen Hemmungen einiger Senioren kann die frisch gebackene Schirmherrin sehr gut nachvollziehen – und erinnert sich daran, als sie zum ersten Mal in der Rikscha Platz genommen hat: „Kann ich das jemandem zumuten, dass er mich jetzt durch die Gegend fährt?“, sei ihr in diesem Moment zunächst durch den Kopf gegangen.

Doch diese anfänglichen Zweifel sind bei den meisten Leuten relativ schnell verflogen. Sogar ein ehemaliger Rennradfahrer lasse sich mittlerweile liebend gern mit der Rikscha durch die Gegen kutschieren, erzählt Jung-Wirz. „Der hatte so einen Spaß. Auch wenn ein bisschen Wehmut dabei war, denn er hätte schon lieber hinten gesessen.“

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Eine Ausweitung des Rikscha-Projekts auf eine Art Ruf-Taxi für Arztbesuche oder andere Termine ist übrigens nicht geplant – auch wenn es immer mal wieder Fragen diesbezüglich gibt. Denn so ein Ruf-Taxi wäre im Endeffekt ein Konkurrenzangebot zu privaten Taxiunternehmen – die Gemeinnützigkeit wäre dann nicht mehr gegeben.

Eigentlich richtet sich das Angebot für die Rikscha-Ausflüge ja ausschließlich an Senioren – in Kürze werden die Malteser aber mal ein Auge zudrücken. Denn Franz Salcher hat Angelika Flock eine Gratis-Fahrt angeboten – als Dank für die Schirmherrschaft. Wohin es gehen soll, steht noch nicht endgültig fest.

Über Spenden für das Rikscha-Projekt würden sich die Malteser sehr freuen – und zwar über das Spendenkonto bei der Pax-Bank eG in Köln: IBAN DE62 3706 0120 1201 2021 80, Stichwort: „Malteser Rikscha“.

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