Zwischen Party und Ernst: Rund 200 Menschen beim zweiten Christopher Street Day in Dachau

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Dachau
  4. Dachau

KommentareDrucken

Eine bunte Menschenmenge zog am zweiten Dachauer Christopher Street Day laut und friedlich durch die Stadt. Ihre Botschaft: Niemand soll aufgrund seiner Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung ausgeschlossen werden. © hab

Rund 200 Leute haben am Samstagnachmittag in Dachau den Christopher Street Day (CSD) gefeiert. Dieser fand in der großen Kreisstadt zum zweiten Mal statt. Bei den Anwesenden herrschte aber nicht nur Partylaune, denn es ging auch um ernste Themen.

Dachau – Zahlreiche Regenbogenflaggen zierten den Max-Mannheimer-Platz in Dachau-Ost am Samstag. In der Luft hing der Duft von veganen Hotdogs. Bässe wummerten. Immer mehr Leute trudelten ab Mittag ein. 210 Menschen zählt die Polizei insgesamt an diesem Nachmittag. Darunter viele Jugendlichen und junge Erwachsene, eingewickelt in bunte Fahnen oder mit selbstgebastelten Plakaten in den Händen.

Rund 200 Menschen feiern den Christopher Street Day in Dachau

Sie alle kamen, um den Christopher Street Day zu feiern, der im vergangenen Jahr zum ersten Mal in Dachau stattgefunden hat. Dabei handelt es sich um eine Parade, bei der es um Akzeptanz und Anerkennung von LGBTIQ+*-Lebensweisen geht, also die Lebensentwürfe von unter anderem homo-, bi-, trans-, intersexuellen und queeren Personen.

Das Organisatorenteam zeigte sich auf Nachfrage zufrieden. „Es ist schön zu sehen, dass sich die Arbeit ausgezahlt hat, und es ist schön, den Leuten zeigen zu können, dass es uns auch hier in Dachau gibt“, sagte Jona den Dachauer Nachrichten.

Bunte Kundgebung in Dachau: „Wir sind ein antifaschistischer CSD!“

Auf dem Max-Mannheimer-Platz war einiges geboten: Es gab verschiedene Stände unter anderem mit Schmuck, Kunstaufdrucken und Aufklebern. An anderen Ständen informierten queere Gruppen aus der katholischen und ökumenischen Kirche.

Bevor sich die Demonstranten friedlich feiernd zum John-F.-Kennedy-Platz über den Bahnhof und die Schleißheimerstraße in Bewegung setzten, wurde es aber ernst. Denn auch wenn queere Menschen in unserer Gesellschaft immer sichtbarer werden, so ist doch bei Weitem noch nicht alles gut. Mit welchen Herausforderungen die LGBTIG+*-Community konfrontiert ist, wurde in den drei Redebeiträgen deutlich.

Lauschten der ernsten Kundgebung auf dem Max-Mannheimer-Platz am Samstag: die Anwesenden des Christopher Street Day in Dachau. Sie hatten es sich auf dem Boden gemütlich gemacht oder verfolgten die Reden im Stehen. Die klare Positionierung des CSD gegen Rechts brachte das Publikum zum Jubeln.
Lauschten der ernsten Kundgebung auf dem Max-Mannheimer-Platz am Samstag: die Anwesenden des Christopher Street Day in Dachau. Sie hatten es sich auf dem Boden gemütlich gemacht oder verfolgten die Reden im Stehen. Die klare Positionierung des CSD gegen Rechts brachte das Publikum zum Jubeln. © habschied

Jona nahm als Erstes das Mikrofon in die Hand und thematisierte den Rechtsruck, der in den vergangenen Jahren zugenommen habe. „Wir sind ein antifaschistischer CSD“, positionierte sich Jona klar. Die Menge jubelte.

Es reicht nicht, die AfD zu bekämpfen und zu tun, als ob es sonst keinen Rassismus und keine Queerfeindlichkeit in diesem Land gebe.

Es gebe viele Ängste in der queeren Community, weil diese laut Jona direkt „in der Schusslinie“ steht. „Es reicht nicht, die AfD zu bekämpfen und zu tun, als ob es sonst keinen Rassismus und keine Queerfeindlichkeit in diesem Land gebe.“ Es sei wichtig, betonte Jona, Hass und Hetze auch in der Mitte der Gesellschaft zu erkennen und zu sich dagegen zu wehren.

Diskriminierung von queeren Schwarzen und People of Color

Als Zweites ergriff Cameron das Wort. Er ist Teil der Münchner Gruppe „Beyond Color“, die auf die Belange von queeren Schwarzen Menschen und People of Color aufmerksam macht. Cameron brachte mit seiner Rede eine neue Sichtweise ein: die der geflüchteten queeren Menschen, die Opfer von Rassismus und Diskriminierung werden.

Der Redner betonte, wie wichtig es sei, bunt und laut zu sein und sich auch in repressiveren Ländern wie Ghana oder Uganda für die Rechte von queeren Menschen einzusetzen.

Kritik an Gesundheitsversorgung und Selbstbestimmungsgesetz

Den letzten Redebeitrag hatte Tuuli vom Bundesverband Trans aus München. Im Mittelpunkt stand das Thema Fremdbestimmung in der Gesundheitsversorgung von Transmenschen. „Wenn über uns bestimmt wird, dann müssen wir auch mit an einem Tisch sitzen“, so Tuuli. Bei dem Selbstbestimmungsgesetz sei dies allerdings nicht der Fall gewesen. Auch nicht bei der Trans-Gesundheitsversorgung, so Tuulis Vorwurf. „Wir wurden übergangen. Andere kriegen die Macht, über uns zu entscheiden.“ Dies müsse sich ändern, ganz nach dem Motto: „Nothing about us without us!“ (zu Deutsch: Nichts über uns ohne uns!)

Demo verlief überwiegend friedlich

Aus polizeilicher Sicht verlief der CSD „komplett friedlich“. Es habe keinerlei Störungen von außen oder Zwischenfälle gegeben, so ein Sprecher der Dachauer PI. Jona berichtete allerdings von kleineren Pöbeleien während des Demonstrationszugs. In mehreren Fällen hätten Passanten am Straßenrand CSD-Teilnehmer beleidigt oder gefilmt. Es gab aber unterwegs auch schöne Begegnungen mit Leuten, wie Jona erzählt. „Menschen haben uns zugewunken und sich gefreut, uns zu sehen.“

Auch interessant

Kommentare