Stehlen als Ablenkung von der Depression: Zollinger geht mit Kumpel auf Diebestour
Zwei Männer aus dem Landkreis Freising stehlen in mehreren Landshuter Geschäften wertvolle Waren. Deshalb mussten sie sich vor dem Schöffengericht verantworten.
Landkreis – Viel Raum für Spekulationen hat am Mittwoch eine Verhandlung vor dem Amtsgericht gelassen. Hat ein Angeklagter den anderen überredet, lange Finger zu machen? Ist es spontan passiert oder sind die beiden Männer aus dem Landkreis Freising schon nach Landshut gefahren mit dem Ziel, dort auf Diebestour zu gehen? Stehlen, um sich von seinen „starken Depressionen“ abzulenken, wie ein 28-jähriger Ingenieur sagte, und zugleich darauf achten, dass man ausschließlich Markenklamotten in die Tüte steckt – schließt sich das nicht aus?
Zwei Männer gehen in Landshut auf Diebestour durch Geschäfte
Der von Staatsanwalt Matthias Zweck vertretenen Anklage zufolge hatte das Duo, das strafrechtlich bis dato noch nie in Erscheinung getreten war, zunächst ein Warenhaus am Ländtorplatz aufgesucht. Der 28-jährige Ingenieur aus Zolling ließ dort ein hochwertiges Spannbetttuch und eine teure Edelstahlseife mitgehen. Weiter ging es über ein Modehaus in der Altstadt, wo eine misstrauische Verkäuferin die beiden nicht aus den Augen ließ, zum City Center. Dort hatten sie wieder mehr Erfolg. Der 29-Jährige Elektriker aus einem Moosburger Gemeindeteil stopfte ein Sakko und eine Hose eines namhaften Herstellers in eine Papiertüte und verließ damit ungehindert den Laden. Sein Bekannter tat es ihm gleich. Bei ihm landete in der Papiertüte neben Designer-Sakko und Hose noch ein Hoodie.
Zollinger bringt Mitarbeiter zu Sturz
Allerdings weckte er beim Verlassen des City Centers die Aufmerksamkeit des Securitiy-Mitarbeiters. Laut Anklage verfolgte dieser den Zollinger, bekam ihn schließlich zu fassen und hielt ihn fest. „In der Absicht, das Diebesgut zu sichern“, stieß der Angeklagte den Sicherheitsmann von sich, indem er diesem mit beiden Händen gegen die Brust schlug. Der Mann stürzte; dem Zollinger gelang die Flucht. Beide Männer konnten jedoch noch in Landshut von der Polizei geschnappt werden.
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Beide hatten vor dem Schöffengericht ein Geständnis abgelegt, der eine unumwunden, der andere nach anfänglichem Zögern. Auf die Frage von Richter Christian Lederhofer, „warum macht man sowas“, verweigerten sie jedoch Angaben. Ihr Mandant sei nach der Festnahme einige Stunden in einer Zelle gesessen, so Verteidigerin Denise Peter. Währenddessen sei seine Wohnung durchsucht worden. „Das war ein tiefgreifendes Ereignis für ihn.“ Und auch der Eindruck des Strafverfahrens sei heilsam für ihn gewesen. Warum er das gemacht habe, „kann er sich selber nicht ganz erklären“. Jedenfalls habe sich ihr Mandant nach dem Vorfall nichts mehr zuschulden kommen lassen und das werde auch so bleiben, zeigte sich Peter überzeugt.
Diebstahl als Ablenkung von Depressionen
„Die Depressionen sind keine Schutzbehauptung“, sagte Torstein Grunert, der Verteidiger des Zollinger Ingenieurs, bezüglich des Kommentars vom Staatsanwalt, der Angeklagte sei doch „gezielt auf bestimmte Marken zugegangen“. Der 28-Jährige habe sich mit den Diebstählen von seinen starken Depressionen ablenken wollen, so Grunert. Näher wolle man nicht darauf eingehen, aber sein Mandant habe sich nach seiner Festnahme sofort in Behandlung begeben. Heute noch konsultiere er regelmäßig einen Psychologen.
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Letztlich kam der 29-jährige Elektriker für den Diebstahl mit einer Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu je 80 Euro davon. Der Ingenieur wurde wegen Diebstahl und räuberischen Diebstahl mit Körperverletzung in einem minder schweren Fall zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten verurteilt. Diese wurde zur Bewährung ausgesetzt. Zudem muss er 1000 Euro an das Kinderheim St. Vinzenz zahlen. kö
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