Überdimensioniertes „Unding“? Leuchtreklame an Königsdorfer Straße in der Kritik
Die Leuchtreklame an der Königsdorfer Straße entfacht Protest. Nun beantragt ein Grünen-Stadtrat eine Überprüfung.
Wolfratshausen – Sie soll die Blicke auf sich ziehen, doch der eine oder andere sieht darin ein Problem: Die neue Leuchtreklametafel auf dem Grundstück an der Königsdorfer Straße 49 ist umstritten. Beim jüngsten Stammtisch der Wolfratshauser Grünen im Wirtshaus Flößerei wurde konkrete Kritik laut. Denn die Aufmerksamkeit, die die grell-leuchtende Werbetafel bindet, könnte Autofahrern fehlen. Und: An die Genehmigung einer solchen elektronischen Werbeanlage konnte sich keiner der Grünen-Stadträte erinnern.
Stammtisch-Gast Monika Schwenger kritisierte die Reklamefläche aus mehreren Gründen. „Mir geht’s nicht nur um die Lichtverschmutzung, mich stört der Energieverbrauch“, so die Wolfratshauserin. Ihren Angaben zufolge leuchtet und blinkt der Bildschirm 24 Stunden rund um die Uhr. „Muss das sein?“, fragte Schwenger in die Runde. „Wir sind nicht in New York oder in Shanghai.“
Darüber herrschte Einigkeit bei den Grünen. Genau wie in der weiteren Bewertung der Werbetafel. „Die ist ein Unding“, meinte Dr. Hans Schmidt, Umweltreferent des Stadtrats. Dritte Bürgermeisterin Annette Heinloth (Grüne) fand die Kritik gerechtfertigt. Sie betonte, dass sie sich nicht daran erinnern könne, dass das genehmigt worden ist: „Ich habe die Sitzungsprotokolle des Stadtrats durchsucht – und nichts dazu gefunden.“
Stammtisch-Gast Bernd Steuer wies in dem Kontext auf den Geretsried-Schriftzug in der sogenannten Hollywood-Kurve auf dem Lärmschutzwall an der B11 hin. Schon ohne Beleuchtung und bewegliche Elemente habe es für den großen weißen Schriftzug „eine Sondergenehmigung des Verkehrsministers gebraucht“. Wie es möglich sei, zwei derart große Fernsehbildschirme an der Königsdorfer Straße zu installieren, ohne eine Genehmigung der Stadt zu benötigen, könne er nicht verstehen. Grünen-Stadträtin Assunta Tammelleo schüttelte den Kopf: „Sogar die Stadt nutzt diese Anlage, um für Kulturveranstaltungen zu werben.“
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Kritik an 24-Stunden-Betrieb: Tafel-Inhaber Westfa-Werbung widerspricht
Ein Tag nach dem Stammtisch ergriff Umweltreferent Schmidt die Initiative und stellte bei Rathauschef Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung Wolfratshausen) per E-Mail einen Antrag, der unserer Zeitung vorliegt. Schmidt verlangt die Prüfung, ob die Werbetafel genehmigungspflichtig ist oder abgebaut werden muss. „Diese überdimensionierte animierte Werbeanlage verführt den Autofahrer zur Ablenkung“, so Schmidt.
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Seit dem Jahr 2004 gebe es in der Flößerstadt eine Werbeanlagensatzung. In Gewerbegebieten – so steht es laut Schmidt in Paragraf 2 – sind blinkende Anlagen unzulässig, selbstleuchtende Werbeanlagen „sind so anzuordnen und zu gestalten, dass von ihnen keine Blendwirkung ausgeht“. Das Areal an der Königsdorfer Straße sei im Flächennutzungsplan als Mischgebiet ausgewiesen, einen Bebauungsplan gebe es nicht. Schmidts Fazit: „Also gilt unsere Werbeanlagensatzung von 2004.“
Am politischen Stammtisch rief Ex-Stadtrat Rudi Seibt die Bürger dazu auf, ihre Unzufriedenheit mit der Werbeanlage ans Rathaus zu adressieren. Heinloth: „Es ist wichtig, zu zeigen, dass das keine rein grüne Spezialität ist.“
Hinter dem Riesenbildschirm steckt die Westfa-Werbung GmbH im nordrhein-westfälischen Herford. Dass in den Stadtratsprotokollen nichts zur Genehmigung zu finden ist, wundert das Unternehmen nicht: Nicht die Kommune, sondern das Landratsamt habe die Erlaubnis erteilt, so ein Westfa-Mitarbeiter am Freitag auf Anfrage unserer Zeitung. Er legt Wert auf die Feststellung: 24 Stunden am Tag sei die Tafel nicht angeschaltet, nur in der Zeit von 6 bis 22 Uhr. „Im Zuge der Energiekrise haben wir uns für den Schritt entschlossen und beibehalten.“
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