Trotz kniffliger Lage: Solarpark Warngau nimmt Anlauf
Er würde rechnerisch ein knappes Viertel des Stromverbrauchs in der Gemeinde decken und im Schnitt 1000 Drei-Personen-Haushalte versorgen: Am Waldrand bei Einhaus ist der Solarpark Warngau geplant. Das Baurecht für die Agri-PV-Anlage ist nun einen Schritt vorangekommen.
Warngau – Im Energiemonitor der Gemeinde lässt es sich ablesen: 81 Prozent des Stromverbrauchs sind in Warngau in den vergangenen zwölf Monaten rechnerisch durch Eigenversorgung gedeckt worden, an 67 Prozent der Tage wurde mehr Energie erzeugt als verbraucht. Zwischen Ende April und Mitte Oktober gab es kaum eine Woche mit weniger als 90 Prozent Deckung durch Ökostrom direkt aus der Gemeinde. Im Schnitt 57 Prozent davon wurden aus Wasserkraft erzeugt, aber auch Photovoltaik leistet einen – wenn auch schwankenden – Anteil. 5098 Kilowatt Peak beträgt die installierte Gesamtleistung im Gemeindegebiet derzeit.
Im Solarpark sollen auch Rinder weiden
Sie könnte sich bald erheblich erhöhen: Auf einer Wiese nordöstlich von Einhaus soll ein Solarpark entstehen. Die Freiflächen-Photovoltaikanlage wäre etwas größer als die prominent an der B472 in Greiling vor den Toren von Bad Tölz platzierte. Fast ein Jahr ist es her, dass Vertreter der Unternehmen Energie Südbayern (ESB) und 17er Oberlandenergie – eine Kooperation mehrerer Stadt- und Gemeindewerke sowie Gemeinden aus dem Oberland – das Großprojekt im Warngauer Gemeinderat vorstellten. Die Investitionssumme wurde damals auf 2,3 Millionen Euro geschätzt.

Auch interessant: Erste Agri-Photovoltaik des Landkreises wird 2025 in Weyarn gebaut
Damals stellte der Gemeinderat die erste Weiche und beschloss, das Baurechtsverfahren in Angriff zu nehmen. Die Lage des Projekts ist baurechtlich nicht ganz ohne: Sie liegt im Landschaftsschutzgebiet Egartenlandschaft, grenzt an Biotope sowie das FFH- und Vogelschutzgebiet Taubenberg an. Nun, elf Monate und viele abklopfende Gespräche auch mit Behörden später, hat der Gemeinderat den ersten Bebauungsplanentwurf gebilligt und in die öffentliche Auslegung geschickt. Parallel dazu wird der Flächennutzungsplan geändert, der das Areal bislang als landwirtschaftliche Nutzfläche ausweist. Die Beschlüsse fielen gegen die Stimme von Anton Bader (FWG), der sich nicht äußerte.
Den Bebauungsplanentwurf stellten die Ingenieure Peter Rubeck und Andrea Kaiser vom beauftragten Planungsbüro Strasser vor. Bauamtsleiter Alexander Beer umriss die Daten des Projekts: Demnach sollen von den 3,27 Hektar landwirtschaftlicher Grünfläche 2,65 Hektar als Baugrundstück ausgewiesen werden. 50 Prozent davon, also 1,325 Hektar, sollen tatsächlich überbaut werden. Die Fläche soll für die Landwirtschaft nicht verloren sein: Die Solarpaneele – von mehr als 5000 war bei der Projektpräsentation die Rede gewesen – soll auf bis zu etwa vier Meter Höhe aufgeständert werden, damit darunter sogar Rinder weiden können. Alternativ zur Viehweide wird eine extensive Grünlandnutzung im Bebauungsplan festgeschrieben.
Einbindung in geschützte Haglandschaft vorgesehen
Auf dem Grundstück sind zudem Trafostationen und der nötige Ökoausgleich vorgesehen. Letzteres soll mit einer naturnahen Hecke abgehakt werden, die die Anlage umlaufend eingrünt. Die Gehölzreihen werden sich kaum von den charakteristischen Hagen unterscheiden, die das Landschaftsschutzgebiet prägen, erklärte Kaiser. „Ganz verschwinden wird die Anlage nicht, aber das gleicht sich traditionellen Landschaftsformen an“, schilderte die Ingenieurin. Der Ökoausgleich ist auch darauf ausgelegt, dass die Anlage nach 25 bis 30 Jahren zurückgebaut wird und somit nicht dauerhaft stehen bleibt, fügte Rubeck an. Die Planung nimmt eine zentrale Forderung der Unteren Naturschutzbehörde auf. Die habe sich „insgesamt sehr kooperativ“ gezeigt, so Kaiser, habe aber darauf hingewiesen, dass man sich wegen des Landschaftsschutzgebiets mit der Fernwirkung der Anlage auseinandersetzen müsse.
Meine News
Henning Fromm (CSU) sah das Projekt auf einem „sehr guten Weg“ und erinnerte an ein ähnliches Vorhaben bei Waakirchen beinahe dem Frust des Initiators zum Opfer gefallen wäre, der durch immer neue Anforderungen durch die Naturschutzbehörde entstanden war – bis die Gemeinde in die Bresche sprang und die Planung nun fortführt. „Wenn wir das so schaffen mit dem FFH-Gebiet im Norden und dem Landschaftsschutzgebiet, dann wäre das eine vorbildliche Konzeption“, meinte Fromm. Auch Bürgermeister Klaus Thurnhuber (FWG) hielt das Vorgehen für „zielführend und zukunftsorientiert“.