Solarpark Point soll ab dem Sommer liefern
Der Solarpark Waakirchen/Point ist ein Pilotprojekt, das erste seiner Art im Landschaftsschutzgebiet des Landkreises. Es hat viel Zeit gekostet, alle Hürden aus dem Weg zu räumen, doch jetzt stehen die Arbeiten kurz vor dem Start. Spätestens ab Juli 2025 soll die Anlage Strom liefern.
Schaftlach –Dass der Winter sich bisher so mild zeigt, kommt Gerhard Kocher, Vorsitzender der Energiegenossenschaft Waakirchen-Schaftlach, sehr gelegen. Beim Ortstermin zum Bau des Solarparks Point steht er Ende Januar auf Gras, gemeinsam mit Christian Estermaier, Projektleiter der beauftragten Firma ABELRetec GmbH&Co KG aus Engelsberg. Wenn jetzt nicht noch der große Schnee kommt, kann es bald losgehen.
„Wir haben es im alten Jahr noch geschafft, den Auftrag zu vergeben“, berichtet Kocher. Dies sei nach intensiven Verhandlungen geschehen. Bei der Vergabe, so Kocher, habe auch die geografische Nähe zu dem Unternehmen eine Rolle gespielt. Die Photovoltaik-Anlage auf einem Hektar Wiese wird eine Leistung von knapp einem Mega-Watt bringen.
E-Werk-Tegernsee nimmt den Strom ab
Stromabnehmer ist das E-Werk Tegernsee, mit dem die Energiegenossenschaft eine langfristige Kooperation geschlossen hat. So ist das Unternehmen nun mit 25 Prozent an der Energiegenossenschaft beteiligt und kann somit lokal erzeugten PV-Strom vermarkten. Das Leitungsnetz gehört dem Bayernwerk, das dessen Nutzung mit einer Einspeisezusage zugesichert hat. Nachdem sich in der Nachbarschaft bereits ein Umspannwerk befindet, sei die Leitungslänge für die Einspeisung erfreulich gering, berichtet Kocher.

Die Wiese bleibt trotz der Anlage eine Wiese. „Die Pfähle für den Unterbau werden in das Erdreich gerammt, dadurch wird keine Fläche versiegelt“, erklärt Kocher. Auf dem Unterbau ruhen die um 25 Grad geneigten PV-Module. Darunter weiden Schafe. Für sie muss allerdings ein Unterstand errichtet werden, was eine kleine Bodenversiegelung mit sich bringt. Gleiches gilt für die Trafo-Station, ohne die es nicht geht.
Finanzierung aus Eigenmitteln
Finanzieren kann die Genossenschaft die Realisierung den Solarpark, ohne Kredite aufzunehmen. Die schon 2011 gegründete Energiegenossenschaft hat im Dezember 2023 ihre sieben PV-Anlagen auf Gemeindedächern an das Kommunalunternehmen Wohnbaugesellschaft Waakirchen verkauft und will jetzt neu investieren.
Eigentümer der Solarpark-Wiese ist Josef Solleder, Gründer der Energiegenossenschaft und inzwischen deren Aufsichtsratsvorsitzender. Mit viel Pioniergeist entwickelte er zunächst als Privatmann die Idee, auf der Wiese neben seinem Privathaus, nahe am Umspannwerk, eine Freiflächen-PV-Anlage zu errichten. Doch das Genehmigungsverfahren im Landschaftsschutzgebiet erwies sich als zu nervenaufreibend, der Solarpark stand vor dem Aus.
Bürgermeister Norbert Kerkel schaltete sich ein, die Energiegenossenschaft mit Kocher an der Spitze übernahm das Projekt. Solleder bleibt als Pächter und Genosse weiter mit an Bord.
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Aufwendiges Genehmigungsverfahren
Die Gemeinde Waakirchen hat viel Zeit und Aufwand in das Genehmigungsverfahren gesteckt. Sie stellte einen – vom Landratsamt genehmigten – Flächennutzungsplan für den Solarpark auf und entwarf eine städtebauliche Satzung, die alle Details festschreibt. Die Anlage selbst, erklärt Bauamtsleiter Christoph Marcher, darf nun verfahrensfrei erstellt werden, sofern sie allen Festsetzungen entspricht. Sie regeln unter anderem auch das Beweidungskonzept.
Flächen am Golfplatz im Visier
Unterdessen schmieden Kocher und sein Team bereits Pläne für eine weitere, noch größere Anlage. Im Blick hat Kocher Flächen, die jetzt noch dem Golfplatz Piesenkam zugeordnet sind. Wie berichtet, ist der Golfplatz derzeit geschlossen, es laufen ein Insolvenzverfahren und die Suche nach einem neuen Betreiber. Die Energiegenossenschaft hofft, auf einem Teil des Areals einen Solarpark errichten zu können.
Insgesamt, lässt Kocher durchblicken, stehen die Zeichen auf Expansion. Die Energiegenossenschaft erhalte viele Anfragen von Interessierten, die nach neuen Projekten fragten. Dem wolle man mit dem Bau einer weiteren Anlage nachkommen. Dafür, so Kocher, müsse die Genossenschaft dann neues Kapital sammeln. Das Beispiel der Windräder bei Otterfing zeige, dass dies in überraschend kurzer Zeit gelingen könne.
Christina Jachert-Maier