„Fliegender Müll“: Ukraine lehnt Kampfjet-Lieferung aus Australien krachend ab

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Ein Kampfflugzeug der finnischen Luftwaffe vom Typ McDonnell Douglas F/A-18 Hornet. © Björn Trotzki / IMAGO

Letztes Jahr lehnte ein führender Offizier der ukrainischen Luftwaffe ein Angebot Australiens ab. Sie wollten ursprünglich 41 ausgemusterte F/A-18 Hornet-Kampfjets an die Ukraine spenden.

Kiew – Die Ukraine bittet den Westen um F-16-Kampfjets im Ukraine-Krieg. Diese sollen auch geliefert werden: Das Training in europäischen Ländern läuft bereits. Doch hätte die Ukraine ein Angebot aus Australien angenommen, hätte es bereits im Besitz von westlichen Kampfflugzeugen sein können. Dazu kam es aber nicht.

Ukraine lehnte F/A-18-Kampfjets ab: „Fliegender Müll“

Laut dem Bericht des australischen Magazins Financial Review wollte Australien während des anhaltenden Ukraine-Krieges Kiews Armee schon letztes Jahr mit 41 Stück F/A-18-Hornet-Kampfjets versorgen, die in der australischen Armee nicht mehr im Einsatz sind. Doch ukrainische Beamte waren von den Flugzeugen nicht gerade begeistert und lehnten das Angebot ab.

Ein Beamter aus der australischen Verteidigungsindustrie sagte dem Magazin sogar, ein ukrainischer Verteidigungbeamter habe gesagt: „Wir wollen euren fliegenden Müll nicht“. Der Auftragnehmer aus Australien berichtete weiter: „Das hat im Wesentlichen den F/A-18-Deal zunichtegemacht. Ohne diese Äußerung wären die Flugzeuge jetzt über der Ukraine im Einsatz.“ Von den 50 Jahre alten Flugzeugen gibt es neuere Versionen wie etwa die „Super Hornet“, die etwa auch im Einsatz der US-Armee sind.

Australien reagiert nicht auf Anfragen aus der Ukraine

Laut dem australischen Premierminister Anthony Albanese wollte das Land die eigene Rolle als Militärspender außerhalb der Nato im Zuge des Ukraine-Krieges festigen. Australien, das laut dem Lowy Institute in Asien zu den sieben Top-Ländern mit Blick auf Militärausgaben gehört, stoße jedoch auf Schwierigkeiten, die Unterstützung anzupassen, wie Financial Review berichtet.

So scheinen Verteidigungsbeamte etwa nicht bereit zu sein, Fahrzeuge, die derzeit im Einsatz sind, wie beispielsweise den gepanzerten Jeep Hawkei, abzugeben. Ebenso haben sie bislang auf ukrainische Anfragen zur Lieferung von selbst nicht benötigter Ausrüstung, darunter bereits zerlegte Transporthubschrauber MRH-90 Taipan, nicht reagiert. Im Unterschied zu vielen anderen Unterstützern hat sich Australien außerdem geweigert, die Botschaft in Kiew wiederzueröffnen, was laut dem Magazin den direkten Kontakt zwischen den Ländern eingeschränkt habe.

Kritik aus Australien: „Ukraine ist nicht gut im Papierkram“

Die Beziehung zwischen Australien und der Ukraine wurde durch bürokratische Hürden und gemischte Signale seitens der ukrainischen Regierung wohl weiter erschwert. Ein Rüstungsunternehmen, das an den Gesprächen beteiligt war, soll die Situation als chaotisch beschrieben haben. Die Ukraine hätte Schwierigkeiten, ihre Anfragen rechtzeitig zu formulieren. Das Land sei außerdem „nicht gut im Papierkram“. Mick Ryan, ein pensionierter australischer General, kritisierte hingegendas Vorgehen der australischen Verteidigungskräfte und betonte die Notwendigkeit, die Bedürfnisse der Ukraine besser zu antizipieren.

Die von der Ukraine abgelehnten F/A-18 Hornets, die seit 1984 im Einsatz waren und 2021 außer Dienst gestellt wurden, hätten sich theoretisch gut für die zerstörten Start- und Landebahnen der Ukraine geeignet. Immerhin werden diese Flugzeuge hauptsächlich von der US-Marine auf den kurzen Start- und Landebahnen von Flugzeugträgern eingesetzt. Dennoch entschied sich die ukrainische Luftwaffe, Verhandlungen über die laut Financial Review weniger robusten F-16 Fighting Falcons mit anderen westlichen Nationen zu führen.

Im August haben die USA den Transfer von F-16 in die Ukraine genehmigt, anderthalb Jahre nach Beginn des Krieges. Valery Zaluzhnyi, der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, kritisierte, dass Russland in dieser Zeit Gelegenheit hatte, seine Luftverteidigung zu stärken, bevor die mit westlicher Unterstützung gelieferten Flugzeuge eingesetzt werden konnten. (jek)

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