Einkesselung vor der Schlammzeit: Putins Truppen sollen die Wende im Ukraine-Krieg erzwingen
Im Verteidigungskrieg gegen Russland gerät die Ukraine unter Druck. Bald beginnt die kalte Jahreszeit, die die Lage zusätzlich erschweren könnte.
Donezk – Die Lage für die ukrainischen Truppen wird in der Region Donezk immer schwieriger. In dem ostukrainischen Verwaltungsbezirk hat Russland zuletzt intensiv die Siedlungen Kurachiwka und Ostriwske angegriffen. Einem ukrainischen Militärblog zufolge haben russische Truppen Ostriwske, das südlich von Kurachiwka liegt, mittlerweile sogar erobert. Offiziell bestätigt ist das derzeit nicht.
Von Ostriwske aus verlangsamt ein Stausee des Flusses Wowtscha einen weiteren Vormarsch der russischen Einheiten in Richtung Kurachiwka. Den Verteidigern dort droht im Ukraine-Krieg jedoch eine Einkesselung, denn durch die Eroberung Ostriwskes rückt Russland jetzt von Süden, Osten und Norden her an. Das russische Verteidigungsministerium meldete zudem die Einnahme von zwei weiteren ostukrainischen Dörfern. Russische Truppen hätten Krasnij Jar, nahe der seit langem umkämpften Stadt Pokrowsk, ebenso erobert wie das Dorf Newske, das weiter nördlich in der Region Luhansk liegt.

Putin hofft auf Wende im Ukraine-Krieg: Schlammzeit stellt Kiew vor Probleme
Die schwierige Lage, in der sich die Ukraine an vielen Frontabschnitten befindet, kommt für das Land zur Unzeit. In der Ukraine beginnt die kalte Jahreszeit – und damit zunächst die sogenannte Schlammzeit, die im Russischen als Rasputiza (zu Deutsch: Wegelosigkeit) und im Ukrainischen als Besdorischschja (in etwa: Straßenlosigkeit) bezeichnet wird. In der Ukraine gilt diese Periode, in der der ergiebige Regen den Boden vielerorts in ein Schlammmeer verwandelt, als fünfte Jahreszeit.
Sie dauert von Oktober bis Anfang oder Mitte Dezember und kehrt zwischen Februar und April erneut zurück. In dieser Zeit sind schwere Radfahrzeuge, also etwa gepanzerte Transportfahrzeuge, an der Front nahezu nutzlos. Anders als Kettenfahrzeuge, also Panzer, sinken Radfahrzeuge im Schlamm ein. Neue Truppen, Ausrüstung und Lebensmittel an die Front zu schicken, wird dadurch deutlich komplizierter. Außerdem wird der schlammige Untergrund auch in diesem Jahr den Vorstoß der ukrainischen Soldaten im Osten des Landes verlangsamen.
Bringt die Schlammzeit die Wende für Putin im Ukraine-Krieg?
Schon in den vergangenen Jahren machten in den sozialen Medien Videos die Runde, die zeigten, wie Fahrzeuge und Fußsoldaten sich durch teils kniehohe Schlammmassen kämpfen mussten. Zumindest wenn es um das ukrainische Ziel geht, die östlichen Staatsgebiete zurückzuerobern, bedeutet die kalte Jahreszeit einen Vorteil für Russland. Die russischen Truppen dürften es leichter haben, die besetzten Gebiete zu halten. Auch der Vorstoß der Ukraine im russischen Kursk, mit dem Präsident Wolodymyr Selenskyj Kremlchef Wladimir Putin unter Druck setzen will, ist gefährdet.
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In Kursk könnten es die ukrainischen Soldaten schwer haben, ihre Positionen zu halten, geschweige denn in weitere Gebiete vorzurücken. Um sich in der Region Kursk fortzubewegen, nutzt die Ukraine vor allem Radfahrzeuge. Russland könnte die Gunst der Stunde nutzen, um die ukrainischen Soldaten zurückzudrängen. Sollte der ukrainische Vormarsch in Kursk scheitern, könnte das weitreichende Folgen für den Ukraine-Krieg haben – auch für mögliche Friedensverhandlungen mit Russland, in denen die Ukraine Gebietsabtritte befürchten muss.