Der „Bradley“ überzeugt im Ukraine-Krieg: Gespenst des Kalten Krieges lehrt Putins Truppen das Fürchten

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Wenn er muss, fährt er auch über Anti-Fahrzeug-Minen. Der M2 Bradley stellt sich nach anfänglichen Verlusten im Ukraine-Krieg als Trumpf heraus.

Kiew – Die Bilder gingen zu Beginn der ukrainischen Gegenoffensive im vergangenen Sommer durch die Medien: Eine Kolonne von Bradley-Schützenpanzern aus US-amerikanischer Fertigung, die zusammen mit Leopard-2-Kampfpanzern in den dichten russischen Minenfeldern bei Orichiw stecken blieben und Kampfhubschraubern der Armee von Wladimir Putin zum Opfer fielen. Bis zu 30 Prozent ihrer Bradleys soll die ukrainische 47. Mechanisierte Infanterie Brigade damals verloren haben. Nicht nur erholte sich die Einheit davon und gilt heute als Elite-Truppe, auch der Schützenpanzer erwies sich darauf als wahrer Trumpf im Ukraine-Krieg.

Die 47. Brigade steht immer noch an der Front, wenige Dutzend Kilometer von Awdijiwka bei Otscheretyne, wo die Kämpfe aktuell mit am heftigsten toben. Sie dient als Eingreif-Trupp, der dorthin geschickt wird, wo es eben brennt. Ein entscheidender Grund dafür ist, dass sie der Kyiv Post zufolge immer noch die einzige ukrainische Einheit ist, die Bradley-Schützenpanzer einsetzt. Das könnte sich allerdings bald ändern, denn das neueste US-Hilfspaket wird die Zahl der gelieferten Bradleys von „über 200“ auf „über 300“ aufstocken. Allerdings: Die Open-Source-Intelligence-Plattform Oryx listet auf, dass bereits 81 der gepanzerten Fahrzeuge verloren gingen.

Soldaten der 47. Brigade der Ukrainischen Armee mit ihrem Bradley-Schützenpanzer am Montag, dem 22. April 2024, in der Region Donezk am Frontabschnitt Awdijiwka, 20 Kilometer von der Hauptkampflinie entfernt.
Die ukrainische 47. Brigade hält mit ihren Bradley-Schützenpanzern die russischen Truppen am Frontabschnitt Awdijiwka auf Abstand. © IMAGO/André Hirtz/Funke Foto Services

M2A2 Bradley: Ein Gespenst des Kalten Krieges räumt in der Ukraine auf

Besonders loben ukrainische Soldaten den Bradley, der erstmals 1981 – mitten im Kalten Krieg – ausgeliefert wurde, für seine Widerstandsfähigkeit. Das mag nicht überraschen, denn die bisher überwiegend gelieferte Version M2A2 ist nach Angaben des US-Militärs als „Konfiguration mit hoher Überlebensfähigkeit“ bekannt. Ihre Produktion begann zwar schon vor etwa 35 Jahren, doch die damals angebrachten dicken Zusatz-Panzerplatten retten noch heute Leben. Ein Bradley-Crew-Mitglied der ukrainischen Armee berichtet in einem Video, das die staatlich-ukrainische Plattform United24 Media veröffentlichte, sie seien nacheinander auf drei Anti-Panzer-Minen gefahren und hätten dennoch unversehrt aussteigen können.

Gedacht ist der Bradley als offensives Kampffahrzeug, mit dem ein siebenköpfiger Infanterie-Trupp schnell und sicher an die Front gebracht werden kann, um diese im besten Fall zu durchstoßen. Der ausgezeichnete Schutz, den seine Panzerung bietet, qualifiziert das Fahrzeug aber auch für Evakuierungsmissionen gestrandeter Fahrzeugbesatzungen und versprengter Soldaten, selbst unter feindlichem Artilleriefeuer und Drohnenregen. Ein Video vom 26. Mai zeigt einen Bradley der 47. Brigade, wie er die Besatzung eines anderen, bewegungsunfähig geschossenen Bradleys erfolgreich rettet, dem Einschlag einer Drohne widersteht und noch ein nahes russisches Ziel mit seiner Bordkanone ausschaltet.

Die Bushmaster-Maschinenkanone nimmt es mit russischen Kampfpanzern auf

Seine M242 Bushmaster 25mm Maschinenkanone ist nämlich ein weiteres, nicht zu vernachlässigendes Ass im gepanzerten Bradley-Ärmel. Eigentlich ist der Schützenpanzer zur Bekämpfung stärker gepanzerter Kampffahrzeuge mit einem BGM-71 TOW Werfer ausgerüstet, dessen Geschosse mit einem Draht gelenkt werden, über den bis zum Einschlag die Verbindung zum Werfer fortbesteht. So effizient wie diese Waffe gegen russische Kampfpanzer ist, gelingt es ukrainischen Schützen doch erstaunlich häufig, mit der Bushmaster-Maschinenkanone viel größere Ziele auszuschalten.

Mittlerweile sind zahlreiche Videos von Bradley-Panzern aufgetaucht, in denen sie mit ihrer schnellfeuernden Hauptwaffe russische Panzerfahrzeuge ausschalten. Selbst einen T-90-Kampfpanzer mit 125-Millimeter-Hauptgeschütz rang einer der Schützenpanzer aus US-Fertigung im Nahkampf nieder. Im Bericht des Russischen Verteidigungsministeriums über die Lage in der Ukraine vom 27. Mai heißt es laut der Kyiv Post, im Frontabschnitt der ukrainischen 47. Brigade seien die Kreml-Truppen von Gegenangriffen mit Bradleys in die Defensive gedrängt worden.

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