Anti-Gender und Fleischkonsum: Habeck wirft Söder „Fetisch“ vor

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Bayerns Ministerpräsident Markus Söder steht im Innenhof des Prinz-Carl-Palais in München am Grill. (Archivfoto) © Frank Hoermann/Sven Simon/Imago

Seine Vorliebe für Fleisch und seine Ablehnung gegenüber dem Gendern hat Markus Söder schon häufig zum Ausdruck gebracht. In den Augen von Robert Habeck handelt es sich dabei um einen „Fetisch“.

Berlin/München – „Schweinsbraten, Schäufele, Leberkäs, Weißwurst und natürlich Nürnberger Rostbratwürste haben in Bayern quasi Verfassungsrang“ – ein Zitat von Markus Söder (CSU), getätigt auf dem diesjährigen politischen Aschermittwoch in Passau. Dass der Bayerische Ministerpräsident stolz auf die Landesküche ist, ist grundsätzlich nichts Neues – dann aber bitte authentisch. Stolz erklärte Söder nämlich auch letzten September, dass er auf dem Oktoberfest nicht den neuen veganen Leberkäs probieren wird; „ich würd‘ auch kein Tofu-Hendl essen“, fügte er damals hinzu.

Für Robert Habeck (Grüne) ist der Fall klar: Markus Söder habe einen Fetisch. Der Bundeswirtschaftsminister unterstellte dem 57-Jährigen eine Obsession mit Themen wie Fleischkonsum und auch dem Gendern: „Natürlich haben wir (die Grünen, Anm. d. Red.) unsere Haltung zu der Art, wie man Tiere hält, bevor wir sie aufessen. Oder dass es sinnvoll ist, dass auf Podiumsdiskussionen oder in Bundes- oder Landesregierungen nicht nur Männer rumsitzen“, begann Habeck am Mittwoch beim WDR-„Europaforum“ in Berlin.

„Aber die Obsession, über Gendersprache zu reden oder über Fleischkonsum zu reden, die liegt doch bei Markus Söder, und nicht bei uns“, wehrte sich Habeck mit Blick auf Vorwürfe, die den Grünen regelmäßig gemacht werden. „Das ist so ein Fetisch“, sagte er anschließend über den Bayerischen Ministerpräsidenten.

Söder schießt regelmäßig gegen die Grünen – ebenso wie sein Vize Aiwanger

Seit geraumer Zeit schießt Söder regelmäßig gegen die Ampel-Koalition und insbesondere gegen die Grünen. Aus Bayern war mehrfach Kritik an angeblichen Verbotsszenarien zu hören, ebenso wie Kritik an Gendersprache, die von den Grünen teilweise befürwortet wird. Im Dezember hat Ministerpräsident Söder erstmals Schritte gegen das Gendern in Bayern angekündigt. Im März hat die Staatsregierung die entsprechende Verordnung geändert. Seitdem ist in Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden die Verwendung geschlechtersensibler Gendersprache ausdrücklich verboten. „Für uns ist die klare Botschaft: Sprache muss klar und verständlich sein“, sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) damals. Es gehe mit dem Verbot aber auch darum, die „Diskursräume in einer liberalen Gesellschaft offenzuhalten“.

Doch auch Söders Vize Hubert Aiwanger kritisiert die Grünen regelmäßig, wie etwa zuletzt bei einem Auftritt in der ARD-Talksendung „Maischberger“. Dort verglich der Freie-Wähler-Chef die Partei mit Extremisten und redete sich in Rage, als er von Grünen-Politiker Tarek Al-Wazir forderte, doch vernünftige Politik zu machen. „Kümmert euch lieber, dass meine Energie bezahlbar ist, dass ich noch Auto fahren darf, verbietet mir nicht den Verbrennermotor, macht mir meine Ölheizung nicht madig, wenn ihr nichts Besseres habt“, so Aiwanger.

Söder schließt Koalition mit den Grünen aus – Habeck kontert: „Größter Problembär war die CSU“

Eine Koalition mit den Grünen – sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene – schloss Markus Söder derweil mehrfach aus. „Wenn man sich die zentralen Felder der Politik anschaut – von der Wirtschafts- über die Außen- bis zur Migrationspolitik, dann weiß man: Mit den Grünen ist kein Staat zu machen und mit Olaf Scholz auch nicht mehr“, sagte der CSU-Chef erst Ende April gegenüber der Welt am Sonntag. Daraufhin plädierte er für eine erneute Große Koalition mit der SPD, dann jedoch mit Verteidigungsminister Boris Pistorius an der Parteispitze. „Schwarz-Grün wollen wir jedenfalls nicht“, so Söder.

Diese Gedankenspiele hatte Habeck kurz darauf scharf zurückgewiesen: „Alle Probleme, die wir im Moment haben, sind Probleme, die die große Koalition uns hinterlassen hat, alle Probleme“, sagte der Grünen-Politiker beim Kongress „taz lab 2024“ in Berlin. Habeck nannte als Beispiele, dass 2022 die Gasspeicher leer gewesen seien, Kremlchef Wladimir Putin falsch eingeschätzt worden sei, die Ukraine keine richtige Europaperspektive gehabt habe, die Energiewende nicht vorankommen sei, dass Arbeitskräftemangel herrsche und dass es keine vernünftige Zuwanderungspolitik gegeben habe.

„Alles liegt daran, dass die Groko die Probleme nicht angegangen ist. Und innerhalb der Groko war der größte Problembär die CSU“, fügte Habeck hinzu. Dass ausgerechnet die große Koalition jetzt die Antwort auf die Zukunftsfragen sein solle, sei ein „bundespolitisch geschichtlicher Hohn“. (nak/dpa)

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