Soldaten aus Nordkorea desertieren offenbar von der Front im Ukraine-Krieg
Nordkoreanische Soldaten, die auf der Seite Russlands kämpften, sind offenbar desertiert. Nicht der erste Hinweis auf eine Anwesenheit von Nordkoreanern im Ukraine-Krieg.
Einem Bericht der südkoreanischen Tageszeitung Choson Ilbo zufolge sind mehrere nordkoreanische Soldaten, die im Ukraine-Krieg auf der Seite Russlands kämpften, desertiert. Die Zeitung beruft sich auf einen ukrainischen Militärbeamten. Er sagte dem Blatt, dass sich insgesamt 18 Soldaten sieben Kilometer nordwestlich der russisch-ukrainischen Grenze, zwischen Bryansk und Kursk, von ihrer Einheit entfernt hätten. Der ukrainische Beamte erklärte der Zeitung: „Die russischen Streitkräfte sind derzeit auf der Suche nach den Deserteuren.“ Er fügte hinzu: „Die Soldaten wurden noch nicht festgenommen, und lokale russische Militäreinheiten versuchen Berichten zufolge, den Vorfall vor ihren Vorgesetzten zu verbergen.“
Es ist jedoch nicht möglich, diese Informationen unabhängig zu bestätigen. Ohnehin bleibt weiter unklar, ob sich tatsächlich nordkoreanische Soldaten in der Ukraine oder im russischen Grenzgebiet aufhalten. Dennoch gibt es immer mehr Berichte, die genau darauf hinweisen. Anfang Oktober meldete die ukrainische Kyiv Post, dass sechs Nordkoreaner bei einem ukrainischen Raketenangriff nahe der besetzten Stadt Donezk getötet und drei weitere verletzt worden seien.
Selenskyj: Nordkorea ist „de-facto-Komplize“ der Russen im Ukraine-Krieg
Der südkoreanische Verteidigungsminister Kim Yong-hyun bezeichnete den Bericht als „sehr wahrscheinlich“. Er verwies auf ein Abkommen, das Moskau und Pjöngjang im Juni unterzeichnet hatten. Kim sagte, der Pakt zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und Nordkoreas Diktator Kim Jong-un ähnele „einem Militärbündnis“. Daher sei es gut möglich, dass Nordkorea auch Soldaten in den Ukraine-Krieg entsende.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beschuldigte das Kim-Regime ebenfalls, Soldaten in den Krieg gegen sein Land zu schicken. In seiner abendlichen Videoansprache am Wochenende sagte Selenskyj, es gebe eine gestärkte Allianz zwischen Moskau und Regimen wie dem von Kim Jong-un. „Es geht jetzt nicht mehr nur um Waffenlieferungen, sondern um die Eingliederung von Nordkoreanern in die Besatzungstruppen.“ Im September hatte Selenskyj Nordkorea vor den Vereinten Nationen als „de-facto-Komplizen“ im „kriminellen Krieg“ der Russen bezeichnet.
Möglicherweise „mehrere Tausend“ Soldaten aus Nordkorea in Russland – und bald im Ukraine-Krieg?
Die Anzahl der nordkoreanischen Soldaten, die in der Ukraine im Einsatz sind, ist unbekannt. Ein Mitarbeiter des ukrainischen Militärgeheimdienstes wurde kürzlich von der Washington Post mit der Einschätzung zitiert, dass „mehrere Tausend“ nordkoreanische Infanteriesoldaten in Russland ausgebildet werden und bis Ende des Jahres an die Front geschickt werden könnten. Nordkoreanische Offiziere sollen sich demnach bereits in russischen besetzten Gebieten in der Ukraine befinden, um die Situation auf dem Schlachtfeld zu studieren. Der Geheimdienstmitarbeiter sagte jedoch, dass man noch keine nordkoreanischen Soldaten im Kampf gesehen habe. Während die USA sich „besorgt“ über die Berichte über eine Beteiligung nordkoreanischer Soldaten am Ukraine-Krieg zeigten, bezeichnete der Kreml diese als „Falschmeldungen“.
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Das Regime von Diktator Kim Jong-un hatte sich zu Beginn des Krieges auf die Seite Russlands gestellt und später die Annexion der Regionen Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja durch den Kreml anerkannt. Geheimdienstberichten aus den USA und Südkorea zufolge liefert Nordkorea massenhaft Munition an die Front, und es wird vermutet, dass auch nordkoreanische Raketen dort eingesetzt werden. Für Moskau ist Pjöngjang zu einem der wichtigsten Verbündeten geworden, ohne den es seinen Angriffskrieg in der jetzigen Intensität wohl nicht führen könnte.
Nordkorea profitiert von Zusammenarbeit mit Russland im Ukraine-Krieg
Die Zusammenarbeit mit Russland bringt Nordkorea mehrere Vorteile. Russland hat neue UN-Sanktionen gegen Pjöngjang verhindert und die Arbeit eines Expertengremiums der UN, das für die Überwachung der Sanktionen zuständig war, gestoppt. Es wird auch angenommen, dass Nordkorea Devisen, Lebensmittel und Treibstoff von Russland erhält. Experten vermuten zudem, dass Russland das nordkoreanische Waffen- und Atomprogramm mit Know-how und Komponenten unterstützt.
Nordkorea führt regelmäßig Tests mit ballistischen Raketen durch, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden und die gesamten USA erreichen könnten. Vor allem gegen Südkorea hat das Regime in Pjöngjang zuletzt seine Drohgebärden massiv verschärft und einer friedlichen Wiedervereinigung eine Absage erteilt. Anfang dieser Woche begann Nordkorea zudem damit, Verkehrsverbindungen in den Süden zu sprengen. (sh)