Die großen Probleme der F-16-Kampfjets im Ukraine-Krieg
Seit mehreren Wochen sind die hoch gehandelten F-16-Kampfjets aus den USA im Ukraine-Krieg im Einsatz. Doch Erfolge bleiben rar.
Kiew – Lange wurden die F-16 Kampfjets als kriegsentscheidende Waffe im Ukraine-Krieg gehandelt. Doch laut Fachleuten ist das Mehrzweckkampfflugzeug kein Allheilmittel gegen russische Streitkräfte. Es gibt Probleme mit den US-Kampfjets, die seit rund zweieinhalb Monaten im Verteidigungskampf gegen Russland eingesetzt werden.
Im direkten Vergleich mit russischen Kampfflugzeugen sei die derzeitige F-16-Flotte der Ukraine nicht konkurrenzfähig. Aktuell würden die Kampfjets noch vorsichtig eingesetzt, um zu vermeiden, dass sie nicht selbst zum Angriffsziel werden. Denn: Russische Streitkräfte versuchen immer wieder, die Jets bereits am Boden zu zerstören.
F-16-Kampfjets für die Ukraine – „bestenfalls nur eine niedrige zweistellige Zahl“
Aus diesem Grund gibt die Ukraine möglichst wenig über Standorte, Flüge und Anzahl der F-16 Kampfjets bekannt. „Wenn man so wenige davon hat, dann muss man die beschützen und sich nicht zum Ziel für russische Angriffe machen“, sagt Nico Lange, Militärexperte der Münchner Sicherheitskonferenz, gegenüber dem Tagesspiegel.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte im Mai in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP gesagt, sein Land benötige insgesamt rund 130 F-16-Jets, um ein Kräftegleichgewicht mit der russischen Luftwaffe zu erreichen. Laut Informationen des ZDF sollen bis Ende 2024 allerdings nur 20 bis 24 Jets in der Ukraine ankommen. Nach Einschätzung von Experte Lange ist derzeit „bestenfalls nur eine niedrige zweistellige Zahl“ an F-16 überhaupt im Einsatz.
Ein F-16-Jet braucht für effektiven Einsatz mehrere gut ausgebildete ukrainische Soldaten
Die ukrainische Armee hat folglich zu wenige F-16-Jets, um eine reale Chance gegen Russland zu haben. Und abgesehen von der reinen Waffe, braucht es mehrere gut ausgebildete Soldaten, um die Kampfjets effektiv einzusetzen. Rund vier Jahre werden Soldaten laut Experten normalerweise im Umgang mit den Jets geschult. Zeit, die ukrainische Einheiten im anhaltenden Krieg nicht haben. Hinzukommt die Sprachbarriere der englisch programmierten Waffen.
Laut Militärexperte Lange gibt es außerdem ein Problem, das über die reine Bedienung der Kampfjets hinausgeht. Es brauche zum effektiven Einsatz zusätzlich relativ viele Soldaten am Boden, um zu garantieren, dass der einsitzige F-16 auch in der Luft bleibt. Doch der Ukraine fehlt es an gut ausgebildeten Soldaten, die Rekrutierung neuer Männer stockt – und an dieser Stelle gibt es keine Hilfe aus dem Westen.
F-16-Kampfjet können trotz Problemen Unterschied im Ukraine-Krieg machen
War die medial aufgebauschte Lieferung der F-16-Kampfjets an die Ukraine als ein kompletter Reinfall? Nein, sagt Militärexperte Lange gegenüber dem Tagesspiegel. Bei der Luftverteidigung gegen russische Drohnen- und Raketenschwärme „machen die F-16 den Unterschied“. Außerdem seien die Kampfflugzeuge in der Lage, russische Maschinen zu bedrohen, die die gefürchteten Gleitbomben auf die Ukraine abwerfen. (lm)