Neustart durch Trump-Treffen? Merz fliegt ins Ungewisse

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Friedrich Merz reist zu einem wichtigen Treffen mit Donald Trump. Die Gespräche könnten die Weltpolitik beeinflussen. Merz ist gut vorbereitet.

Berlin – Friedrich Merz ist keiner, der mit schlotternden Knien in schwierige Gespräche geht. Aber ein flaues Gefühl im Magen ist angemessen, wenn er heute früh zur wichtigsten Reise seines bisherigen Politikerlebens in Washington landet. Ob er und der erratische US-Präsident Donald Trump einen Draht finden, entscheidet über mehr als nur Merz‘ außenpolitische Haltungsnoten. Das Treffen – Durchbruch, Demütigung oder irgendwas dazwischen – kann unmittelbar Börsenmilliarden bewegen, die Weichen für hunderttausende Arbeitsplätze im Zollstreit stellen und, Stichwort Ukraine, die Weltpolitik beeinflussen.

Merz fliegt ins Ungewisse. Aber gewissenhaft vorbereitet ist er. Kurioserweise hilft ihm so vieles, was ihm zu Hause oft zum Nachteil gereicht: Er, der so unwoke Ex-Blackrocker, Golfer, Millionär, Privatpilot, Atomkraftfan und Migrationskritiker, kann leichter eine Basis zum Alphamann finden; so schlimm man diese Oberflächlichkeit finden mag, sie nützt. Merz hat präzise auf dieses Treffen hingearbeitet.

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Er besuchte die wenigen Trump-Versteher in Europa, die Italienerin Meloni, den Finnen Stubb, er sprach die von Trump auf offener Oval-Office-Bühne bloßgestellten Selenskyj und Ramaphosa, beriet diskret mit mächtigen US-Senatoren. Inhaltlich äußerte sich Merz besonnen, aber nicht gebückt im Zollkonflikt, las sich Aktenmeter an Details an.

Vor allem ging er mit dem Bekenntnis zu einem 5-Prozent-Ziel der deutschen Verteidigungsausgaben einen riesigen Schritt. Das war Trump-psychologisch schlau, aber auch außenpolitisch geboten angesichts der russischen Bedrohung und der Ungewissheit, wie es in Polen und vor allem in Frankreich weitergeht.

Chance für Neuanfang? Friedrich Merz hat sich auf das Treffen mit Trump vorbereitet. © Michael Kappeler/dpa (Montage)

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Auch Merz hat sich Trumps Wahl nie gewünscht. Die Gnade der Zeitabläufe ersparte ihm allerdings, wie Olaf Scholz mit einem tattrigen Joe Biden die große Freundschaft (und ewige Fitness) beschwören zu müssen. So gesehen: ein Neustart, für den mal kurz ausgeblendet wird, was die Europäer von Trump halten und was dessen US-Vasallen über die „verkappte Tyrannei“ Deutschland ätzten.

Zu Recht ergeht sich Europa nicht um Eifersüchteleien, wer den schnellsten, schönsten Termin bekommt – sondern ist froh über jeden Regierungschef, der mutig und selbstbewusst ins Weiße Haus treten kann. Und Merz wird der wichtigste davon sein.

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