Tölzer Kunstausstellung schließt nach nur 20 Monaten – Künstler geht auf Tauchstation
Mit dem Wegzug von Künstler Daniel Fuchs schließt auch die „Pashmin Art Gallery“ in Bad Tölz nach nur 20 Monaten. Wie konnte es dazu kommen?
Bad Tölz – Märchen haben meistens ein gutes Ende. Das schien sich auch anzubahnen, als im Juli 2022 in Bad Tölz die „Pashmin Art Gallery“ eröffnete – als Dependance des international renommierten Hamburger Galeristen Nour Nouri. Vorgestellt wurden damals Werke des in Bad Tölz ansässigen Holzreliefkünstlers Daniel Fuchs – eine Vernissage mit Riesenandrang, großzügiger Bewirtung und einer Kunstparty, wie sie Bad Tölz noch nie erlebt hatte. Doch damit ist im März Schluss. Daniel Fuchs und die Galerie verlassen Bad Tölz wieder. Eine letzte Ausstellung findet ab dem 27. Januar statt.
„Pashmin Art Gallery“ in Bad Tölz schließt nach nur 20 Monaten
Wie konnte es dazu kommen? Es ist gut vier Jahre her, dass der von der inzwischen verstorbenen Tölzer Kunsthistorikerin Susanne Löffler entdeckte und nachhaltig geförderte Holzreliefkünstler Fuchs sich mit seiner allerersten Ausstellung überhaupt im Stadtmuseum präsentierte. Mit seinen filigranen und absolut singulären Skulpturen und Reliefs aus Holz sorgte der Wahl-Tölzer für Erstaunen und Bewunderung.
Als dann zwei Jahre später der renommierte Hamburger Galerist Nour Nouri auf den sensiblen Künstler aufmerksam wurde und ihn mit seinem Kunstmanagement unter seine Fittiche nahm, ging es mit dem gebürtigen Thüringer steil nach oben.
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Nour Nouri, der Filialen in großen Kulturmetropolen und sogar in China unterhält, eröffnete in Bad Tölz eine Dependance: die „Pashmin Art Gallery“ in der Säggasse – nicht aus wirtschaftlichen Überlegungen, wie er betonte, sondern hauptsächlich um Daniel Fuchs dabei zu unterstützen, „hier ein Nest und ein künstlerisches Netzwerk aufzubauen und sich ohne störende Einflüsse ganz auf sein weiteres Schaffen konzentrieren zu können“.
Künstler Daniel Fuchs kehrt in seine ostdeutsche Heimat zurück
Doch jetzt kommt alles ganz anders: Daniel Fuchs kehrt mit seiner jungen Familie in seine ostdeutsche Heimat zurück – und die Galerie beendet ihre 20-monatige Episode im Isarwinkel. „Wir sind nur wegen Daniel gekommen“, betont Nour Nouri damals wie heute. Dabei hatte er sich, wie er bekennt, in diesen Standort abseits der Großstadt und am Rand der Berge selbst verguckt und in ihm einen idealen Rückzugsort für sich persönlich entdeckt. Seit der Auftaktveranstaltung am 23. Juli letzten Jahres mit Daniel Fuchs’ Holzarbeiten hat er hier regelmäßig große Kunst präsentiert: mit Einzel- und Gruppenausstellungen von Werken international bekannter Kunstschaffender wie Günther Uecker oder dem Chinesen Zhang Dawo. Doch der Andrang des Publikums war nie mehr so überwältigend groß wie beim Start.
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Weggang hat wohl private Gründe
Die Zusammenarbeit mit seinem Tölzer Schützling geht für Nour Nouri indes weiter. Er wird ihn demnächst wieder in Dubai und in China ausstellen. Denn dessen Kunst, handelsübliche Spanplatten mit einer Dekupiermaschine Ring für Ring in hauchdünne Scheiben zu zerschneiden, auseinanderzuziehen, zu verkleben und zu wundersamen Kunstwerken zu arrangieren, findet inzwischen international Beachtung.
Daniel Fuchs selbst ist gleichsam auf Tauchstation gegangen. Er gibt seit Wochen keine Auskünfte mehr, geht nicht einmal mehr ans Telefon. Aus seinem Umfeld ist zu hören, dass sein Weggang private Gründe hat und sich die Wohn- und Arbeitssituation für ihn hier nicht so vorteilhaft dargestellt hat wie in der Kleinstadt Tharandt südwestlich von Dresden. (Rainer Bannier)
Die letzte Ausstellung in der „Pashmin Art Gallery“ an der Tölzer Säggasse findet vom 27. Januar bis 24. Februar statt. Gezeigt wird eine Gruppenausstellung der Künstler Peter Bayer, Stefan Treffer, Mark Müller und Willem Vos. Der Titel lautet „Shifting Paradigms: Dialogues Across Perspectives“. Die Vernissage findet am Samstag, 27. Januar, um 19 Uhr statt.
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