Anschub für die Elektrifizierung
Bereits im Sommer 2023 hatte der Freistaat mit der Deutschen Bahn (DB) einen entsprechenden Vertrag für das Oberlandnetz unterzeichnet, am Montag (14. Oktober) leistete nun auch die Tegernsee-Bahn Gesellschaft (TBG) durch ihren Geschäftsführer Michael Bourjau ihre Unterschrift für ein Zukunftsprojekt: die Elektrifizierung und den Ausbau der Strecke zwischen Schaftlach und Tegernsee. Mit dem Baubeginn ist frühestens 2030 zu rechnen.
Tegernsee - Dass Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) am Montag (14. Oktober) mit Verspätung am Bahnhof Tegernsee eintraf, hatte nicht etwa damit zu tun, dass er mit der Bahn kam. Termine und der Autoverkehr hatten ihn aufgehalten. Dann aber nahm die Runde an Ehrengästen – darunter CSU-Bundestagsabgeordneter Alexander Radwan, Arnulf Schuchmann (Geschäftsführer Bayerische Regiobahn), Landrat Olaf von Löwis sowie die Bürgermeister Johannes Hagn (Tegernsee) und Norbert Kerkel (Waakirchen) – Platz im historischen Triebwagen TAG 27.
Diesen zeigt die TBG gerne her, wenn es um offizielle Anlässe geht, und betont nebenbei, dass es sich schließlich um einen historisch beladenen Ort und ein schon 1882 gegründetes Unternehmen handelt. Diesmal ging es um einen Meilenstein für einen attraktiven und modernen Schienenverkehr zukünftig im Oberland: die Elektrifizierung der Strecke zwischen Schaftlach und Tegernsee, die sich im Besitz der Gemeinde Gmund und der Stadt Tegernsee (je 45 Prozent) und des Landkreises Miesbach (zehn Prozent) befindet.
Elektrifizierung: Freistaat übernimmt Planungskosten
Unterzeichnet wurde freilich erst ein Vertrag zur Förderung der Planungsleistungen, die der Freistaat komplett übernimmt und dafür 2,3 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Für den Bau selbst ist von 16 Millionen Euro die Rede. „Heute ist ein Freudentag für die Region“, sagte Bernreiter und unterstrich die große Bedeutung der Unterschrift für die Fahrgäste im Oberland. Denn neben der Elektrifizierung komme auch der Ausbau der Bahninfrastruktur voran.
Weil die Bahnverbindung zwischen München und Tegernsee sehr beliebt und stark befahren sei, brauche es dringend einen umfassend zukunftsfähigen Zugverkehr, der eine spürbare Verbesserung für die Fahrgäste mit sich bringen werde: elektrisch, mit mehr Kapazität in den Zügen, vielleicht sogar doppelstöckig, mit höheren Geschwindigkeiten und moderneren Stellwerken. Ziel sei nicht nur ein ganztägiger Halbstunden-Takt, sondern auch der Einsatz längerer Züge.
Elektrifizierung der Bahnstrecke nach Tegernsee: Züge fahren künftig schneller, leiser und klimaschonender
Statt wie bisher 108 Meter, könnten 140 Meter lange Züge auf die Gleise gesetzt werden. Dafür sollen die Bahnsteige in Warngau und Schaftlach verlängert werden. Auch der Bau eines neuen elektronischen Stellwerks, mit dem der Zugverkehr effizienter gesteuert werden kann und auch höhere Geschwindigkeiten möglich sind, soll in Tegernsee geplant und dann gebaut werden. Vor allem zwischen Finsterwald und Schaftlach sollen Züge schneller unterwegs sein können, die Einfahrten in die Bahnhöfe Gmund und Tegernsee sollen schneller möglich sein. „Verspätungen“, so Bernreiter, „können damit eingespart werden.“ Einen weiteren Vorteil beschrieb der Minister: „Elektrische Züge sind deutlich leiser als dieselbetriebene.“ Mit dem Vertrag wurde zugleich das Ziel ausgegeben, dass ab 2040 keine dieselbetriebenen Züge mehr unterwegs sind.
„Die Elektrifizierung ist die sinnvollste und wirtschaftlichste Variante“, betonte Bernreiter und erteilte etwa wasserstoffbetriebenen Zügen aus Kostengründen klar eine Absage. Insgesamt sei das Projekt ein starkes Bekenntnis zur Dekarbonisierung und die Verbesserung der Infrastruktur. „Wir müssen mitspielen, sonst kommen wir nicht voran“, sagte Bernreiter, der es langfristig auch für möglich hielt, dass eines Tages eine Regional-S-Bahn in Tegernsee einfährt. Er hoffe, dass nun zügig angepackt und nicht gegen das Projekt geklagt werde. Landrat Olaf von Löwis verlieh seiner Freude Ausdruck, dass auf dieser „kleinen, feinen Strecke“ nun das Klima geschont und die Lärmbelästigung reduziert werde.
Die Teilnahme des Ministers und auch des Bundestagsabgeordneten Radwan wertete TBG-Geschäftsführer Michael Bourjau als deutlich Signal, wie ernst es der Staatsregierung mit der Elektrifizierung sei. Es gebe zugleich Sicherheit und biete Potenzial, zumal das Tal sehr unter dem Verkehr leide. Die Integration in den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) sei immerhin bereits ein wichtiger Schritt gewesen. Zu wünschen übrig lasse allerdings noch eine Anschlussmobilität, ein „RVO 2.0“, wie es Bourjau formulierte. Dies sah Bernreiter jedoch als Aufgabe der Kommunen.
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Mit der Unterzeichnung wurde der Startschuss für die vertiefende Planung gegeben, die in die Planfeststellung und das Baurecht mündet. Beteiligt werden auch die Bürger, die sich zwar auf leisere und schnellere Züge freuen dürfen, jedoch auch mit hohen Masten und Stromleitungen entlang der Strecke leben müssen.