Radfahrer-Gütesiegel im Doppelpack

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Die Rad-Experten tourten mit Vertretern der Gemeinde, der Polizei, des Landratsamts und des Staatlichen Bauamts Rosenheim durch den Ort. Hier wird die Weissach-Kreuzung unter die Lupe genommen. © Gemeinde Rottach-Egern

Nach Gmund erhalten jetzt Rottach-Egern und Bad Wiessee das Prädikat „Fahrradfreundliche Gemeinde“. In beiden Orten tourten Rad-Experten mit den Bürgermeistern durch die Straßen, zweimal gab‘s ein positives Urteil. Honoriert wird vor allem das Bestreben, die Situation für Radler zu verbessern.

Sowohl in Rottach-Egern als auch in Bad Wiessee fand die sogenannte Hauptbereisung statt. Heißt: Vier Jahre nach der Bewerbung um Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen (AGFK) lässt sich eine Expertenrunde von den Gemeindevertretern zeigen, was seit dem ersten Kontakt im Ort passiert ist, um die Situation für Radfahrer zu verbessern. Auf die Radtour folgt eine Beratung im Sitzungssaal, bei der entschieden wird, ob die Gemeinde sich ihre Urkunde verdient hat. Dies war sowohl in Rottach-Egern als auch in Bad Wiessee der Fall. Die feierliche Übergabe der Urkunden erfolgt im Januar 2025 in München. Dann gehören die beiden Gemeinden, wie bereits Gmund, offiziell als vollwertige Mitglieder der AGFK an. Ein Prädikat, das vor allem für den Willen steht, die Bedingungen für Radfahrer immer weiter zu verbessern. Es muss auch alle paar Jahre erneuert werden.

In Rottach-Egern schwang sich Bürgermeister Christian Köck (CSU) aufs Rad, um gemeinsam mit dem Radverkehrsbeauftragten Christian Stadler eine Runde durch den Ort zu drehen. Wie berichtet, war nach einer ersten Bestandsaufnahme ein Radverkehrskonzept entstanden, das auf der Homepage der Gemeinde abrufbar ist. Viele der Punkte auf der Liste sind bereits abgearbeitet. Die Expertenkommission attestierte der Gemeinde gute Arbeit: Rottach-Egern habe seine Hausaufgaben gemacht, an einigen Stellen müsse allerdings noch nachgebessert werden.

Neu entstanden sind Radwege, Lade- und Servicestationen, moderne Radabstellanlagen, zusätzliche Beschilderungen und Kartenmaterial. Auf den ersten Blick zielten die Neuerungen mehr auf den Radtouristen ab als auf den Alltagsradler, merkte Stadler an. „Es profitieren aber alle Nutzer von breiten, gut ausgebauten und gepflegten Wegen.“ Nachdem die Rottacher Nebenstraßen in weiten Teilen verkehrsberuhigt seien, könnten Ortskundige das Gemeindegebiet sicher durchfahren, alle interessanten Nahziele erreichen und das Rad auch dort abstellen. „Man wird zukünftig sicher noch an einigen Details arbeiten“, meinte Stadler.

Ein Problem ist – wie auch in der Nachbargemeinde Bad Wiessee – die viel befahrene und enge Bundesstraße, die durch den Ort führt. Für deren sichere Einbindung ins Radwegenetz würden die Verantwortlichen in den Gemeinden rund um den Tegernsee weiter kämpfen, machte Stadler deutlich. Wichtig ist ihm auch der stete Kontakt mit den Bürgern. Darum hat er einen digitalen Mängelmelder installiert, mit dessen Hilfe Beschwerden über einen QR-Code und WhatsApp bequem an ihn übermittelt werden können. Schon kurz nach der Einführung seien mehr als zwei Dutzend Problempunkte von Bürgern gemeldet worden, berichtet Stadler. Die Palette reiche von zugewachsenen Wegen und Schildern über schlecht gesicherte Baustellen, fehlende Fahrradständer und Gefahrenstellen bis hin zu Fundrädern. Weil am Ende nichts über den persönlichen Austausch geht, ist zudem für Anfang 2025 eine Infoveranstaltung mit Podiumsdiskussion zum Radverkehr in Planung.

Zur Konzept-Präsentation kam die Runde im Seeforum zusammen.  Es geht darum, die Fahrradfreundlichkeit weiter zu verbessern.
Zur Konzept-Präsentation kam die Runde im Seeforum zusammen. Es geht darum, die Fahrradfreundlichkeit weiter zu verbessern. © STEFAN SCHWEIHOFER

Für ein gutes Miteinander empfiehlt Stadler, von Beruf Fahrlehrer, immer wieder mal die Perspektive zu wechseln. Wie ist die Situation für den Fußgänger, den Radfahrer, den Autofahrer? „Es geht nur miteinander“, weiß Stadler. Aus Platzgründen sei es meist nicht möglich, die Verkehrsarten räumlich zu trennen. Radler müssten entweder mit auf die Fahrbahn oder sich den Platz mit den Fußgängern teilen: „Beides ist nicht optimal. Aber machbar, wenn alle mehr Rücksicht aufeinander nehmen.“

Ähnlich ist die Situation in Bad Wiessee. Hier stieg Bürgermeister Robert Kühn (SPD) mit Geschäftsleiter Hilmar Danzinger und Ordnungsamt-Chef Maximilian Macco aufs Rad, um der Jury zu erläutern, welche Maßnahmen getroffen wurden und welche noch folgen sollen. Kühn freut sich über die Zertifizierung, die im Tourismusort Bad Wiessee in zweifacher Hinsicht eine Rolle spiele: „Zum einen wollen wir eine Entlastung des motorisierten Individualverkehrs fördern und zum anderen steigert eine fahrradfreundliche Infrastruktur den Freizeitwert und die Attraktivität unserer Gemeinde als Urlaubsdestination.“

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