Nach Drohungen: Denkmalverein macht Ernst - Initiative bereitet Bürgerbegehren für Menagehaus vor
Der Penzberger Denkmalverein hat schon mehrmals mit einem Bürgerbegehren gedroht. Jetzt macht er Ernst. Er will im November ein Bürgerbegehren für den Erhalt des Menagehauses starten. Die Vorbereitung läuft. Er bräuchte 1570 Unterschriften.
Für das Bürgerbegehren haben Max Kapfer, Erich Sczepanski, Günther Pfannkuch, Bärbel Bierling und Waltraud Kraehe, alle vom Denkmalverein, eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Für den Erhalt der Menagehaus-Zeile“ ins Leben gerufen, zu der weitere Mitstreiter stoßen können. Momentan laufen die Vorbereitungen. Vor allem die Fragestellung will die Initiative noch mit dem Verein „Mehr Demokratie“ abklären, um sie rechtlich wasserdicht zu machen. Die vorläufige Frage lautet: „Sind Sie dafür, dass das Menagehaus und die noch erhaltenen historischen Gebäude in Penzbergs Innenstadt bestehen bleiben?“ Die Initiative zielt damit auch auf andere Häuser an der Bahnhofstraße ab, konkret auf den ehemaligen Bayerischen Hof und auf das Ahammer-Gebäude.
Unterschriftensammlung soll im November starten
Bei einem Pressegespräch kündigten Max Kapfer, Bärbel Bierling und Günther Pfannkuch an, dass sie mit der Unterschriftensammlung im November starten wollen. Nach derzeitigem Einwohnerstand benötigt die Initiative mindestens 1570 Unterschriften von Wahlberechtigten in Penzberg, um einen Bürgerentscheid zu erreichen.
Anlass für das Bürgerbegehren sind die Pläne des Unternehmens „Bayernwohnen“, das anstelle der Gebäudezeile vom Menagehaus bis zur Einmündung der Friedrich-Ebert-Straße einen Neubau mit bis zu sechs Geschossen errichten will. Der Stadtrat hat sich, wie berichtet, im September für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan ausgesprochen, in dem die Stadt „architektonische Inhalte“ verankern kann, wie es hieß. Der Vorschlag wird dem Investor vorgelegt, der, wenn er mit diesem Weg einverstanden ist, einen entsprechenden Antrag bei der Stadt stellen muss.

In der Initiative ist das Vertrauen in den Stadtrat jedoch gering. Bärbel Bierling sagte, der Investor wolle „ein monströses, gesichtsloses Bauwerk“ errichten und die Stadt zeige in Bezug auf das historische Stadtbild „kein oder fast kein Verständnis“. Als Beispiele nannte sie den früheren Schlachthof und die Linden am Stadtplatz. Eine Bürgerbeteiligung, fügte sie an, sei in Penzberg eher selten. Es werde lieber geheim verhandelt.
Max Kapfer sagte, bisher habe es keine Antwort darauf gegeben, wie eine Bürgerbeteiligung aussehen soll. „Dann ergreifen halt wir die Initiative. Was ist eine bessere und größere Bürgerbeteiligung als ein Bürgerbegehren?“ Er erklärte zudem, dass Aussagen des Investors in der Juni-Sitzung des Bauausschusses den Eindruck erweckt hätten, das Menagehaus sei in einem maroden Zustand. Dessen Untersuchung habe aber nur ergeben, dass die Statik es nicht aushalten würde, „wenn man sechs Stockwerke draufbaut“. Das Haus, so Kapfer, „ist in keiner Weise marode“. Es wären „wunderbare Altbauwohnungen, die man günstig vermieten kann“, fügte Günther Pfannkuch an.
Menagehaus „in keiner Weise marode“
Er sagte, dass die Stadträte durchaus ein schweres Amt hätten und es nicht selbstverständlich sei, sich dafür zur Wahl zu stellen. Er habe aber das Gefühl, „dass manche Entscheider den Kontakt zu ihrer Umwelt verloren haben“. Pfannkuch fragte, ob der Stadtrat die Aufgabe habe, dem Investor den Weg komplett zu bereiten oder für die Bevölkerung eine vernünftige Lösung zu finden. Gebaut werden dürfe nicht „für den gewinnbringenden Moment“, es müsse „sozialverantwortlich für das Leben in unserer Stadt, für die Natur, für unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder“ gebaut werden. In dem Zusammenhang fügte er an, dass man gezielt junge Leute einbinden wolle. Sowohl Jugendliche als auch Ältere müssten sich in einer Stadt wohlfühlen und sich mit ihr identifizieren.
Meine news
Der Denkmalverein hat, unabhängig vom Bürgerbegehren, schon einmal 749 Unterschriften für das Menagehaus gesammelt. Das Gebäude wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Unterkunft für ledige Arbeiter errichtet. Es sei stadtbildprägend, so die Initiative. Dort lebten zudem Franz Biersack und Johann Summerdinger, die in der Penzberger Mordnacht vom 28. April 1945 ermordet wurden.. Es mache einen Unterschied, so die Initiative, ob man Schülern sagen kann „Hier wohnten zwei Opfer der Mordnacht“ oder „Hier stand mal das Haus, in dem zwei Opfer der Mordnacht wohnten“.
Bürgerentscheide
Bisher gab es sieben Bürgerentscheide in Penzberg (sechs nach Bürgerbegehren, einer durch Ratsbegehren):
2001: Für den Erhalt des Staltacher Hofs (gescheitert).
2008: Gegen den Bau einer Tiefgarage unter dem Stadtplatz (erfolgreich).
2012: Gegen ein Biomasse-Kraftwerk im Industriepark Nonnenwald (erfolgreich).
2015: Gegen ein Hotel auf Gut Hub (erfolgreich).
2018: Gegen ein Hotel auf Gut Hub (erfolgreich).
2018: Für die Sanierung des Wellenbads (gescheitert); für den Neubau eines Familien- und Sportbads (Ratsbegehren/erfolgreich.