Bürokratie ist „Schimpfwort unserer Zeit": Trigema-Chef: „Die Regierung hat die Wirtschaft schon sehr geschwächt“

Trigema-Geschäftsführer Wolfgang Grupp Junior kritisiert die alte Bundesregierung. „Ich glaube schon, dass die Regierung in den letzten drei Jahren die Wirtschaft sehr geschwächt hat. Ich kenne viele Unternehmer, die nicht mehr in Deutschland investieren“, sagte der 33-Jährige, der das Familienunternehmen seit 2024 zusammen mit seiner Schwester Bonita führt. Die Regierung habe keine klare Leitlinie für die Zukunft vorgegeben. Das habe Unternehmen und Menschen verunsichert. 

Dennoch gibt sich Grupp optimistisch. „Wir haben eine Riesenchance, das wieder hinzubekommen“, ist der Unternehmer überzeugt. Für die nächsten vier Jahre wünsche er sich, dass konsequent Bürokratie abgebaut werde und keine neuen Regelungen hinzukämen. Das sagte der Textilunternehmer bei einem Unternehmergespräch, zu dem das Wirtschaftsmagazin Capital eingeladen hatte. Bei der Diskussion dabei waren zudem Antje von Dewitz, Geschäftsführerin des Outdoorausrüsters Vaude, Dagmar Fritz-Kramer, geschäftsführende Gesellschafterin vom Öko-Fertighaushersteller Baufritz und Klaus Jaenecke, Aufsichtsratschef des Sanitärherstellers Hansgrohe. 

 Standort Deutschland "bietet uns eine Menge Vorteile“

Was muss sich ändern in Deutschland? So lautete die Eingangsfrage der Capital-Journalisten. Die überraschendste Antwort darauf: „Ich habe mit dem Standort Deutschland überhaupt kein Problem, nicht von der Kostenseite und auch nicht von der Steuerseite. Er bietet uns eine Menge Vorteile“, sagte Hansgrohe-Aufsichtsratschef Klaus Jaenecke – und plädiert dafür, immer auch die Chancen zu sehen. „Wir haben mehr Hidden Champions als irgendjemand anders in der Welt. Alle Unternehmen schimpfen über Bürokratie, nichtsdestotrotz sind sie erfolgreich, wettbewerbsfähig und bieten sichere Arbeitsplätze.“ 

 Bürokratie ist „Schimpfwort unserer Zeit"

Vaude-Chefin Antje von Dewitz sieht die Rolle der Wirtschaft kritisch, die zur schlechten Stimmung im Land auch beigetragen habe. „Das Jammern in den Wirtschaftsetagen war sehr laut“, sagt von Dewitz. „Wir müssen uns nicht wundern, dass bei uns die Konsumzurückhaltung am stärksten ist in Europa.“ Bürokratie bezeichnet sie als „Schimpfwort unserer Zeit, mit dem alles gebrandmarkt wird, was Aufwand bedeutet“. 

"So viele Azubis kann ich gar nicht auftreiben"

Klare Forderungen an die Politik formulierte Baufritz-Chefin Dagmar Fritz-Kramer: Ausgaben für Forschung und Entwicklung sollten für Unternehmen steuerlich voll abzugsfähig sein. Lösungen brauche es außerdem beim Thema Arbeitskräftemangel. „Wir haben jede Menge Babyboomer, die bald in Rente gehen“, sagt Fritz-Kramer. „So viele Azubis kann ich gar nicht auftreiben. Wir brauchen eine Möglichkeit, Ältere, die gerne noch voll oder in Teilzeit arbeiten würden, zu beschäftigen – am besten steuerfrei und neben der Rente.“