„Wie im Himmel, so auf Erden“: Nahbare Nonnen beim Filmfest

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Gelöste Stimmung nach der Premiere: Regisseurin Daria Kuscheva (Mitte) mit den Klosterschwestern Anna und Theodosia sowie Eckart Bruchner, der das anschließende Filmgespräch im Breitwand-Kino moderierte. © Pavel Broz

Nach der Vorführung des Dokumentarfilms „Wie im Himmel so auf Erden“ gaben zwei Nonnen über ihr Leben im Kloster bereitwillig Auskunft.

Buchendorf - Im Beisein von Novizin Anna und Schwester Theodosia hat am Donnerstagabend der Film „Wie im Himmel so auf Erden“ von Daria Kuscheva Premiere beim Fünf-Seen-Filmfestival gefeiert. Auch die Äbtissin des russisch-orthodoxen Klosters Heilige Elisabeth in Buchendorf wäre gerne gekommen, ließ sich aber entschuldigen: Der Bischof war zu Gast im Kloster. Beide Nonnen standen beim anschließenden Filmgespräch mit Eckart Bruchner geduldig Rede und Antwort.

Die Dokumentation ist die Abschlussarbeit der 33-jährigen Kuscheva an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Sie zeigt den Zyklus eines Klosterjahres, mit den Hochfesten Weihnachten und Ostern. Die Schwestern beten (auch während handwerklicher Arbeit), singen, imkern, nähen, restaurieren Bücher, kochen. Zwischendurch geben einige auch Interviews und beantworten die Frage, wie sie ins Kloster gekommen sind, wie sie nach und nach die Welt hinter sich gelassen haben und was sie dabei erlebten. Die Chorgesänge der Frauen begleiten die Bilder.

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Es zeigt sich: Der Lebensweg jeder Einzelnen nach Buchendorf ist verschieden, es zeichnet sich ein Kaleidoskop von Schicksalen. Sie alle eint eines: Das „Ich“ zählt nicht mehr, nur noch Gott und die Mitmenschen. Die Kameraführung ist ruhig, bleibt lange auf Gesichtern und Orten. „Ich wollte einen Film drehen, der in eine andere Welt entführt“, sagt die Regisseurin. Die Besucher waren beeindruckt. „Ich würde gerne mit den Nonnen einmal am Tisch sitzen“, sagte eine Besucherin anschließend. Theodosia lud sie herzlich ein. „Wir sind offen dafür.“

Gleich zu Beginn des 77-minütigen Films wird ein Sarg hereingetragen. Was für die meisten Menschen ein Anlass für Trauer und Bedrückung wäre, ist in den Mauern des Buchendorfer Klosters eher ein Grund zur Freude, die Wiedervereinigung mit Jesus steht bevor. Äbtissin Maria lobt, dass man darin sicher gut liegen könne, und macht Fotos mit dem Handy. Am Ende des Films wird tatsächlich eine Frau zu Grabe getragen. Sie war während des ganzen Films immer wieder in kurzen Sequenzen zu sehen. Es handelt sich um Alla von Mendjuk Buch. Ihr ist der Film gewidmet.

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Mit der Ukrainerin Mendjuk Buch hat es eine besondere Bewandtnis. Wie Schwester Theodosia erzählte, hat sie eine Art Doppelleben geführt. Auf der einen Seite war sie immer wieder Gast des Klosters und lebte den streng geregelten Alltag mit. Was niemand wusste: Wenn sie sich nicht in Buchendorf aufhielt, dozierte sie Musik an Hochschulen, etwa dem Richard-Strauss-Konservatorium in München, und reiste als gefeierte Pianistin durch die Welt. „Das kam alles erst bei der Beerdigung heraus“, erzählte die Klosterschwester.

Die Besucher hatten viele Fragen. Eine zielte darauf ab, warum es ausgerechnet in Buchendorf das einzige russisch-orthodoxe Frauenkloster in Deutschland gibt. Die Antwort gab erneut Schwester Theodosia. Demnach hat der Bischof seinen Sitz in der Blutenburg in München. Um ihn scharten sich vor einigen Jahren russisch-orthodoxe Frauen, die ins Kloster wollen. So schauten sie sich nach geeigneten Immobilien im Umfeld von München um und stießen schließlich auf das leer stehende Kloster der Englischen Fräulein. Die russisch-orthodoxe Kirche im Ausland mietete die Immobilie auf Erbpacht für 99 Jahre.

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Eckart Bruchner (der nicht nur Filmemacher, sondern auch evangelischer Pfarrer ist) war angetan von dem Film und prophezeite: „Der wird viele Preise gewinnen.“ Ihn beschäftige das Thema Gehorsam. Auch diesen Punkt erklärte Schwester Theodosia. „Damit ist nicht blinder Gehorsam gemeint“, stellte sie klar. Dennoch sei er wichtig. Schließlich heiße es im Evangelium nicht „Mein Wille geschehe“, sondern „Dein Wille geschehe.“

Auch der Krieg zwischen Russland und der Ukraine wurde angesprochen, schließlich heißt die Orthodoxe Kirche in Russland Putins Vorgehen gut. „Für uns spielt das im Alltag gar keine Rolle“, so Schwester Theodosia. Die russisch-orthodoxe Kirche im Ausland sei unabhängig. Die einzige Folge: Die Schwestern haben in ihr morgendliches Gebet eine Passage für den Frieden in dieser Region eingefügt.

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