Begegnungsstätte für Schlaganfall-Patienten: Räumlichkeiten für Phoenix-Oase in Freising gefunden
Es wäre ein Pilotprojekt für ganz Deutschland: Im April 2025 könnte die Phoenix-Oase, eine Begegnungsstätte für Menschen mit erworbenen Hirnschäden, Wirklichkeit werden. Nur die Förderstellen müssen noch ihr „Go“ geben.
Freising – Der Freisinger Verein Phoenix für Menschen mit erworbenen Hirnschäden ist kurz davor, sich seinen Herzenswunsch zu erfüllen: Für die seit 2022 geplante Begegnungsstätte wurden an der Zugspitzstraße in Freising endlich passende Räumlichkeiten gefunden. Läuft alles nach Plan, soll die Phoenix-Oase im April eröffnen. Die Details wurden am Montag vorgestellt. Zur Infoveranstaltung in der Freisinger Bank begrüßte Vorsitzende Inge Thaler rund 60 Mitglieder, Unterstützer und Interessierte.
Menschen im Kreis Freising, die durch einen Unfall oder Schlaganfall Hirnschäden erlitten haben, hätten nach Akutbehandlung und Rehamaßnahmen aktuell zwei Möglichkeiten: „Entweder sie kommen nach Hause oder in eine stationäre Altenhilfe“, erklärte Thalers Schwester Elisabeth Wust, Krankenschwester und Fachliche Leiterin der geplanten Oase. Beide Optionen würden den Bedürfnissen der Betroffenen jedoch nicht gerecht. Hier setze die Phoenix-Oase an: „Sie würde die Lücke zwischen ambulanter und stationärer Behandlung schließen.“

Um das zu realisieren, habe man „viele Immobilien in Freising angeschaut und bewertet“, berichtete Projektleiter Evangelos Skordou. Letztlich sei man in der Zugspitzstraße 4, gegenüber dem Heiliggeistspital, fündig geworden. „Dieses Haus ist ein echter Glücksfall.“ Das rund 160 Quadratmeter große Erdgeschoß des Einfamilienhauses mit Terrasse und Garten eigne sich perfekt. Das Herzstück soll der Gemeinschaftsraum sein. Dazu gibt es eine große Küche, Therapieräume, ein Büro und Sanitäranlagen – alles selbstverständlich barrierefrei.
„Die Nutzungsänderung und der Umbau wurden von der Stadt bereits genehmigt“, sagte Skordou. Auch der Mietvertrag sei schon unterschrieben – allerdings konditionell, schränkte der Projektleiter ein. Erst wenn die bereits zugesagten Förderungen offiziell bewilligt sind, können die Maßnahmen vor Ort starten.
Stichwort Förderung: Durch aktive Werbung ist es dem Verein laut Skordou gelungen, die Eigenmittel von 70 000 Euro im Jahr 2021 auf inzwischen 170 000 Euro zu erhöhen. „Das ist auch die Voraussetzung, um Fördermittel zu bekommen.“ Geplant sind 360 000 Euro Anschubfinanzierung der Staatsregierung sowie maximal 107 000 Euro von der LAG Mittlere Isarregion.
In der Oase könnten pro Tag bis zu zehn Betroffene dort von Fachkräften mit Unterstützung von Hilfskräften und Ehrenamtlichen versorgt werden. Anders als in herkömmlichen Pflegeeinrichtungen lege man Wert darauf, die Klienten im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv einzubinden, um Entwicklungsfortschritte zu erzielen, so Wust. Die Öffnungszeiten seien flexibel und nach Bedarf für bis zu fünf Tage die Woche von 9.30 bis 15.30 Uhr.
Auch die Personalfrage ist bereits geklärt: „Anders als eine hochwertige Tagespflege sind wir vielmehr eine Stütze wie zu Hause. Wir kommen mit viel weniger Personal aus, müssen uns nicht an den Stellenplanschlüssel von Fachkräften halten und können Hilfskräfte besser einarbeiten“, erläuterte Wust. Zudem gebe es weder Nachtschichten noch Wochenenddienste.
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Staatsminister Florian Herrmann sprach in einer Videobotschaft von einem „Meilenstein für Freising“. Aber Phoenix geht noch weiter: Als Modellvorhaben mit Vorbildcharakter für ganz Deutschland wird die Oase fünf Jahre lang vom bayerischen Gesundheitsministerium begleitet. Im Idealfall gilt das Projekt ab 2030 als anerkannte institutionelle Einrichtung, sprich die Krankenkasse unterstützt den Besuch finanziell. „Unsere Vision ist, dass dieses Leuchtturmprojekt dann deutschlandweit ausgerollt wird“, betonte Skordou.
Ich bin begeistert und gerührt, was ihr alles möglich macht.
Trotz der Fortschritte sei Phoenix jedoch nach wie vor auf Spenden angewiesen, auch um den Unkostenbeitrag für die Klienten der Oase von aktuell 45 Euro pro Tag auf 30 Euro senken zu können, erklärte Skordou. Unverhofft hoher Geldsegen kam dann sogleich von Peter Wagner aus Kranzberg: Der Vermögensberater der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) überreichte einen Scheck über 20 000 Euro. Möglich machte das der Vorstandsvorsitzende der DVAG, der zum Geburtstag großzügige Spenden erhalten und diese auf mehrere gemeinnützige Organisationen – unter anderem Phoenix – aufgeteilt hatte.
Am Ende fasste eine Betroffene zusammen: „Ich bin begeistert und gerührt, was ihr möglich macht.“ Und Inge Thaler beschloss den Abend optimistisch: „Ich freue mich, wenn ich Sie alle zur Eröffnung der Phoenix-Oase einladen kann.“