Seit Gründung 2015: Viele Asyl-Helferkreise sind geschrumpft

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Geflüchtete im Alltag unterstützen: Das haben sich Asyl-Helferkreise zur Aufgabe gemacht. © Julian Stratenschulte/dpa

Als vor neun Jahren Millionen Geflüchtete nach Deutschland strömten, haben sich im Landkreis zahlreiche Asyl-Helferkreise gebildet. Viele Ehrenamtliche von damals gibt es heute nicht mehr. Die Gründe sind vielfältig.

Landkreis – Das hatten sich Landratsamt und Gemeinde anders erhofft: Als man in Steingaden vor kurzem über die Zukunft des Asyl-Helferkreises im Ort informieren und neue Ehrenamtliche gewinnen wollte, blieben die meisten Stühle leer. Lediglich zwei Steingadener waren neugierig der Einladung ins Rathaus gefolgt.

Für das überschaubare Interesse an der Info-Veranstaltung machte Steingadens Bürgermeister Max Bertl vor allem das sommerliche Wetter verantwortlich, das eher an den Badesee als in einen Sitzungsraum lockte. An mangelndem Engagement der Steingadener für die ukrainischen Geflüchteten, die seit kurzem im ehemaligen Feneberg-Markt leben, könne es Bertl nach zumindest nicht liegen. „Ich kenne fünf, sechs Leute, die beim Helferkreis mitmachen würden“, meinte er.

Seit Gründung 2015: Viele Asyl-Helferkreise in Weilheim-Schongau sind geschrumpft

Dass sich neue Unterstützer finden, die den Geflüchteten in Steingaden unter die Arme greifen, wäre aus der Sicht des Landratsamts wichtig. Immerhin ist der Steingadener Asyl-Helferkeis, dem sich bei seiner Gründung im Jahr 2015 mehr als 40 Ehrenamtliche angeschlossen hatten, extrem geschrumpft. „Im Grunde besteht der Helferkreis nur noch aus einer Person“, gestand Bertl.

Mit dieser Entwicklung ist Steingaden nicht allein. In einigen Gemeinden des Landkreises, die schon 2015 Geflüchtete aufgenommen haben, sind die Asyl-Helfer über die Jahre immer weniger geworden. So erzählt Ria Markowski vom Helferkreis aus Iffeldorf, dass von einst 47 Helfern in 2015 heute nur noch eine Handvoll übrig ist. „Dass das Engagement zurückgeht, ist bestimmt schon seit zwei Jahren so“, meint sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Eine Ausnahme habe es gegeben, als nach dem Ausbruch des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine viele Geflüchtete nach Deutschland gekommen sind. „Damals gab es nochmal einen gewissen Hype, die Leute wollten den Ukrainern helfen“, sagt Markowski.

Obwohl der Helferkreis nur noch aus dem ganz festen Kern besteht, will sich dessen Koordinatorin nicht beklagen. „Im Moment ist die Notwendigkeit für neue Helfer gar nicht so da“, sagt sie. Denn die ukrainischen und syrischen Geflüchteten, die in Iffeldorf leben, kämen inzwischen gut zurecht. „Unser Ansatz ist immer die Hilfe zur Selbsthilfe. Das hat gut geklappt.“

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Ähnlich sieht es in Bernried aus, wo der einst breit aufgestellte Asyl-Helferkreis nur noch aus zwei Personen besteht. Einer davon ist Bürgermeister Georg Malterer. Auf Nachfrage sagt er, dass die Asyl-Hilfe in Bernried kaum noch Thema sei. „Wir haben viele ukrainische Geflüchtete, die in Privatfamilien untergebracht sind“, erklärt er. „Dort werden sie gut integriert.“ Der Helferkreis springe bei Bedarf ein, beispielsweise wenn es um die Wohnungsvermittlung geht.

Viele Helfer waren frustriert und überlastet

In anderen Gemeinden wie Schwabsoien oder Bernbeuren ist die Lage derweil wieder eine andere: Hier sind die Asyl-Helferkreise vergleichsweise breit aufgestellt.

Für Bernhard Pössinger, der beim Landratsamt für Asyl und Integration zuständig ist, hat es verschiedene Gründe, weshalb viele Asyl-Helfer von 2015 aufgehört haben. Zum einen sei da die Frustration. „Viele der Helfer hatten damals eine Erwartungshaltung, die enttäuscht wurde“, meint Pössinger. Hinzu komme die persönliche Überlastung der Helfer, die sich zu viel aufgebürdet haben. „Niemand muss alles machen.“ Es sei völlig ausreichend, mit jemanden zum Einkaufen zu fahren oder zum Arzt zu begleiten. Gerade in Steingaden, wo einige Personen mit Handicap leben, wäre gerade diese Art der Hilfe wünschenswert, sagt Pössinger.

Freilich lässt sich das Jetzt auch nicht mit der Situation von vor neun Jahren vergleichen. So gab es bei dem ersten breiten Flüchtlingszustrom 2015 zwar eine starke Willkommenskultur, dafür aber weitaus mehr Überforderung und weniger Personal oder Hilfsangebote. Heute stellt das Landratsamt beispielsweise ein Integrationsbüro mit Integrationsbegleiten und -lotsen, es gibt Bezirkssozialbetreuer oder das Sicherheitspersonal für Flüchtlingsunterkünfte. Zudem hat Technik einiges vereinfacht: Dank Integreat-App oder Übersetzungs-Tools lassen sich inzwischen viele alltägliche Situationen meistern, ohne Deutsch zu sprechen.

Ein zweiter Infoabend zum Asyl-Helferkreis in Steingaden soll am 25. September um 18 Uhr stattfinden. Treffpunkt ist beim alten Feneberg-Markt. Wer Interesse hat, sich zu engagieren, kann sich schon vorab bei Bürgermeister Max Bertl melden.

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