Hotel Holl: Betreiber ärgert sich über die Stadt

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Das Hotel Holl hat eine lange Tradition. Es soll nach wie vor als Unterkunft für Geflüchtete dienen oder verkauft werden. © Hans-Helmut Herold

Alexander Holl bleibt dabei: Sein Hotel soll verkauft werden oder als Asyl-Unterkunft dienen. Obwohl er einen gültigen Vertrag hat, seien ihm seit einem Jahr die Hände gebunden. Er ärgert sich über die Stadt, spricht von einer „Verhinderungssatzung“. Und er reagiert mit einer Teilschließung.

Schongau – „Hotel Holl: Teilschließung des Hotelbetriebs!“ Das hatte Alexander Holl jüngst über eine Anzeige in den Schongauer Nachrichten angekündigt – und macht Ernst, wenn auch nur über die Wintermonate. Von Dezember bis Mai 2025 möchte Holl seine derzeit 45 Betten auf dann elf reduzieren. „Das genügt für Schongau“, sagt er.

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Entlassen worden sei eine Vollzeitkraft sowie zwei geringfügig Beschäftigte. Außerdem werde der halbe Hotelbetrieb samt Frühstücksbereich zurückgefahren „Leider ist das keine gute Nachricht zum Sondergebiet Tourismus in Schongau.“

Er spricht von „Verhinderungssperre“

Holl reagiert unter anderem auf die Entscheidung des Stadtrats Anfang August 2023. Man versuchte, den weit gediehenen Plänen Holls, sein Haus der Regierung von Oberbayern als Unterkunft für rund 60 Geflüchtete anzubieten, etwas entgegenzusetzen. Das Gremium hatte damals den Bebauungsplan „Sondergebiet Fremdenverkehr“ aufgestellt, um die Betten des Hotels für den Tourismus zu erhalten.

Alexander Holl möchte im Winter vorübergehend einen Teil des Hotels schließen.
Alexander Holl möchte im Winter vorübergehend einen Teil des Hotels schließen. © Elke Robert

Gleichzeitig trat eine zweijährige Veränderungssperre in Kraft, die auch auf drei Jahre erweitert werden könnte. „Jetzt sind mir seit einem Jahr die Hände gebunden“, verweist Holl darauf, dass er derzeit nicht einmal eine wertsteigernde Investition in sein eigenes Haus tätigen könne. Der Eingriff auf sein Geschäft und anstehende Baumaßnahmen sei „schwerwiegend“, so Holl, der nicht von einer Veränderungs-, sondern einer „Verhinderungssperre“ spricht. „Man hat dem Hotel, das in dritter Generation betrieben wird, übel mitgespielt.“

Zweifel an den Zahlen des Tourismusvereins

Auf der anderen Seite ist das auch eine Reaktion Holls auf eine geringe Auslastung im Hotel. Er zweifelt die Übernachtungszahlen, die beim Tourismusverein für die Stadt genannt wurden, an. Er mag nicht glauben, dass die Betten ausgelastet sind, im Gegenteil sehe er in seinem eigenen Haus „noch einige Kapazitäten“ (siehe unten). Holl möchte seine Zahlen für die vergangenen Jahre nicht im Detail darlegen, gibt aber für Juni 2024 eine Auslastung von nur 52 Prozent, für Juli von 57 Prozent an.

Er habe noch nicht an das Niveau vor Corona anschließen können, die Gäste-Auslastung habe sich geändert. Zwar habe er weiter viele Buchungen von Firmen, aber mittlerweile deutlich von außerhalb. Die Buchungen von Gästen der heimischen Automobilzulieferer seien hingegen zurückgegangen.

Kann nicht noch 20 Jahre weitermachen

Und Holl sieht sich durchaus im Bereich des Angebots auch bei Radfahrern und Wanderern. Er könne ein Doppelzimmer auch für 115 Euro anbieten, das würde bezahlt, lediglich beim Frühstück sieht er Einsparungen, nur die Hälfte der Übernachtungsgäste buchen es seinen Angaben zufolge noch mit.

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„Schongau macht es ganz ordentlich, wir haben auch Urlauber da, aber in den schwachen Monaten ist es nicht einfacher geworden“, erklärt Holl nochmal, warum er über den Winter reduzieren möchte. Nur noch starr auf den alten Strukturen zu verharren, funktioniere in der heutigen Zeit nicht mehr. „Ich bin auf der Suche nach einem Spagat. Im Moment gibt es nichts zu meckern, aber wir haben zwölf Monate zu meistern, und die laufenden Kosten sind hoch.“ Holl hofft auf Energieeinsparungen durch das Reduzieren eines Versorgungskreislaufs im Gebäude.

Dass nun in Schongau, trotz der Anstrengungen der Stadt, eine Unterbringung von Asylbewerbern im Hotel Holl zu verhindern, eine Unterkunft für Geflüchtete gebaut wird – vier neue Gebäude in der Wilhelm-Köhler-Straße – inmitten eines großen Wohngebiets, sei merkwürdig. Sein Haus sei viel besser geeignet.

Holl betont, dass er an seinem Vorhaben, das Gebäude abzugeben, festhalte. Zu Beginn habe er mit dem Landratsamt verhandelt. „Dann habe ich gemerkt, es wird mühselig, ich bin lange hingehalten worden.“ Mit der Regierung von Oberbayern, an die er sich zuerst gewandt hatte, sei hingegen alles klar: „Die Verträge sind geschnürt“, so Holl, es existiere ein gültiger Mietvertrag.

Auch stehe er weiter in Verhandlung mit Interessenten, die das Hotel kaufen wollten. „Ich bin 62 Jahre alt, wer denkt, denn, dass ich das noch 20 Jahre weitermache?“, so Holl. Und er ist sich bewusst, dass er auch ein Risiko eingeht durch die Teilschließung seines Hotels. Nicht nur, dass er damit dem Ruf des Hotels schade. Er könne nur hoffen, dass die Servicekräfte im Sommer wiederkommen.

Hotel als Asyl-Unterkunft noch nicht vom Tisch

Nach wie vor besteht die Möglichkeit, dass im Hotel Holl eine Unterkunft für rund 60 Geflüchtete geschaffen wird. „Bisher wurde der Mietvertrag noch nicht aufgelöst“, so ein Sprecher der Regierung von Oberbayern auf SN-Anfrage. „Der von uns geschlossene Mietvertrag enthält eine Ausstiegsklausel für den Fall, dass die baurechtlich erforderliche Nutzungsänderung nicht genehmigt wird und daher die beabsichtigte Nutzung als Asylunterkunft nicht möglich ist.“ Die Beurteilung der baurechtlichen Situation obliege zunächst dem Landratsamt als unterer Bauaufsichtsbehörde. Der dortigen Prüfung wolle man aber nicht vorgreifen. „Ob das Hotel Holl als Asylbewerberunterkunft genutzt werden kann und wird, ist daher zum jetzigen Zeitpunkt nach wie vor offen.“
Der Regierungssprecher bestätigt, dass man zum Thema mit dem Landratsamt und der Stadt Schongau in regelmäßigem und gutem Austausch stehe. Bei der Unterbringung von Asylbewerbern handele es sich um eine staatliche Pflichtaufgabe. Mit Blick auf die anhaltend hohe Zahl von Asylsuchenden und Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine seien daher sowohl die Regierung als auch die Kreisverwaltungsbehörden bestrebt, die Unterkunftskapazitäten in Oberbayern auszubauen, um die Schutzsuchende angemessen unterbringen zu können. In Schongau wohnen derzeit 361 Geflüchtete. Zumindest war diese Zahl im Rahmen des Infoabends Ende Juli zum Bau des Wohnheims für 120 Personen in der Wilhelm-Köhler-Straße genannt worden.

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