Absagen von Veranstaltungen: Perfide Terror-Saat: Wie die Angst in unser Leben kriecht und den Alltag verändert

Die Angst vor Terroranschlägen in Deutschland führt inzwischen zu empfindlichen Einschnitten im Alltag der Menschen in Deutschland.

Es geht um all die Feste, Märkte und Open Airs, deren Saison normalerweise jetzt mit den ersten warmen Tagen beginnt und die Millionen von Menschen anziehen. Sie werden derzeit landauf, landab abgesagt.

Der Grund: Aus Angst vor Attentaten schreiben die Kommunen außerordentliche Sicherheitsmaßnahmen vor, was wiederum zu hohen Kosten bei den Veranstaltern führt, die dann kapitulieren.

Zusatzkosten für Sicherheitsauflagen zu hoch

Die Liste der gestrichenen Volksfeste und Märkte lässt sich aus der ganzen Republik füllen: In Marburg wurde das Kirschblütenfest gestrichen. Hauptursache sind laut Stadtmarketing „die Zusatzkosten für die erhöhten Sicherheitsauflagen aufgrund der abstrakten Terrorgefahr“. In der Stresemannstraße im Südviertel, wo das Fest geplant war, hätten fünf Straßen gesperrt werden müssen.

In Frankfurt ist das Frühlingsfest im Stadtteil Sossenheim abgesagt worden. „Nach den jüngsten Ereignissen rund um das Thema Veranstaltungen im öffentlichen Raum“ müsse man das Fest neu bewerten und möglicherweise Maßnahmen ergreifen“, erklärte eine Sprecherin der Tourismus+Congress GmbH Frankfurt.

Da hierfür keine Kapazitäten vorhanden waren, entschied man sich, das Fest in diesem Jahr auszusetzen. In Gießen ist der Kinderlauf abgesagt – wegen erhöhter Sicherheitsanforderungen.

Zu teuer für Schausteller: Sicherheitskonzept macht Kirmes in Lage unmöglich

Der Lagener Frühlingsmarkt samt Kirmes im Kreis Lippe in Nordrhein-Westfalen ist gestrichen. Das Sicherheitskonzept war nicht mehr zu erfüllen.

Für die beiden Kirmesveranstalter Adolf Steuer und Bürgermeister Matthias Kalkreuter steht die Sicherheit der Besucher und Schausteller der Kirmes an oberster Stelle, heißt es auf der Webseite der Stadt. Und weiter: „Die Gewährleistung der Sicherheit kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausreichend sichergestellt werden.“

Das Konzept schrieb vor, dass alle Möglichkeiten, mit Fahrzeugen auf das Veranstaltungsgelände zu gelangen, blockiert werden mussten. Für die Absicherung wären 15 Sperrpunkte nötig gewesen, die teilweise permanent mit Kontrolleuren besetzt werden sollten. Das wäre am Ende zu teuer geworden, die Kosten hätten die Schausteller tragen müssen, die das nicht leisten konnten.

„Der Umsatz bricht ersatzlos weg“

Der hessische Schaustellerverband sieht die zunehmenden Absagen inzwischen mit Sorge. Bisher waren meist nicht-kommerzielle Veranstaltungen betroffen, sagte Roger Simak vom Landesverband für Markthandel und Schausteller Hessen.

„Jetzt aber stellt sich in den letzten Tagen zunehmend heraus, dass dies auch unsere Volksfeste und Kirmessen betrifft, zuweilen sogar auch Wochenmärkte oder Flohmärkte.“ Absagen passierten oft kurzfristig, und für die betroffenen Schausteller gibt es dann keine Alternativen, so Simak. „Der Umsatz bricht ersatzlos weg.“

Reul: „Sicherheitsbehörden tun alles, um Anschläge zu verhindern‘“

In Düsseldorf als Hauptstadt des bevölkerungsreichsten Bundeslandes NRW ist das Thema, das an sich die Kommunen betrifft, inzwischen bis zum Innenminister durchgedrungen.

„Die Sicherheitsbehörden des Landes sind permanent und unter Hochdruck damit beschäftigt, Gefahren zu minimieren und Anschläge in unserem Land zu verhindern“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtages. Er betonte, dass er persönlich jede Absage einer solchen Veranstaltung bedauere und die Enttäuschung der Betroffenen nachvollziehen könne.

„Um das klarzustellen: Wir können unmöglich konkrete Vorgaben zur Sicherheit von Tausenden Veranstaltungen im Jahr in Nordrhein-Westfalen machen“, betonte Reul. Jedes Fest und jede Örtlichkeit seien anders. „Mein Eindruck ist aber, dass Veranstalter und Kommunen sehr gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten, um sichere und schöne Feste in unserem Land zu gewährleisten“, betonte der Innenminister.

Steinmeiers Worte führten nicht zum gewünschten Erfolg

Diese werden allerdings weniger – womit genau das passiert, wovor alle Politiker in ihren Trauerreden nach den Anschlägen der letzten Monate stets gewarnt haben.

Beispielhaft steht dafür Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der im vergangenen Jahr bei seiner Rede zum Gedenken der Opfer des Attentats von Solingen am 23. August 2024 wörtlich Folgendes sagte: „Fanatische Islamisten wollen zerstören, was wir lieben: unsere offene Gesellschaft, unsere Art zu leben, unsere Gemeinschaft, unsere Freiheit. (…) Sie zielen auf unser Herz, unsere Freiheit, auf das, was uns ausmacht. (…) Wir dürfen uns von der Angst nicht lähmen lassen. Denn genau das ist es, was islamistische Terroristen beabsichtigen.“ Seine Worte – so sieht es inzwischen aus – führten nicht zum gewünschten Erfolg.

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