Frühere Mülldeponie in Hausham: Sanierung verzögert sich weiter - Gärtnerei wehrt sich

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Befindet sich im Sanierungsgebiet: Die Gärtnerei an der Tegernseer Straße in Hausham müsste laut der Pläne vorübergehend auf eine Ausweichfläche umziehen. Doch die Inhaber wehren sich anwaltlich dagegen. © Thomas Plettenberg

Fast sechs Jahre ist es her, seit die Sanierungspläne für die 1968 aufgelassene Hausmülldeponie Freudenreich in Hausham erstmals öffentlich wurden. Der Baustart steht noch immer nicht fest.

Hausham – Ihrem Namen ist die Altdeponie Freudenreich in Hausham bis dato nicht gerecht geworden. Denn viel Freude hatte wohl keine der an der Planung beteiligten Stellen. Dabei sah erst alles so einfach aus. Maximal eineinhalb Jahre sollte die Abdichtung der 1968 aufgelassenen Hausmülldeponie an der Tegernseer Straße in Hausham dauern. So jedenfalls der Planungsstand aus dem August 2020. Im März 2022 mussten die Experten des Umweltberatungsbüros Tauw einräumen, dass sich die Sanierung der rund 20 000 Quadratmeter großen Fläche deutlich verkompliziert habe. Wegen wiederholter Rutschungen im unter der Erde verborgenen Abfall brauche es zusätzlich umfangreiche Hangsicherungsmaßnahmen mit Betonsäulen und einem Wall an der Böschung. Die Sanierung sollte von April 2023 bis Oktober 2024 stattfinden. Geworden ist daraus: nichts. Die Gründe dafür waren kürzlich im Gemeinderat Thema.

So habe das vom Gemeinderat bereits Anfang 2021 beauftragte Büro Tauw den Sanierungsplan erst im November 2022 vorlegen können. Das habe zum einen am „hohen Abstimmungsaufwand“ mit dem Staatlichen Bauamt wegen der Querung der Verrohrung des Freudenreichgrabens sowie der neu zu errichtenden Sickerwasserleitung unter der angrenzenden Staatsstraße gelegen. Des Weiteren seien zusätzliche Untersuchungen zum Baugrund für die Böschungssicherung, zu naturschutzrechtlichen Themen sowie zur Beweissicherung notwendig geworden. Auch ein landschaftspflegerischer Begleitplan habe erstellt werden müssen. Nicht zu vergessen die Abstimmungen mit den betroffenen privaten Grundstückseigentümern.

Gärtnerei nicht mit Zeitplan einverstanden

Als das alles abgearbeitet war, sei angedacht gewesen, die Bauleistungen nach Genehmigung des Sanierungsplans durch das Landratsamt im Frühjahr 2023 auszuschreiben und im Herbst mit den vorbereitenden Maßnahmen zu starten – darunter auch eine Verlegung der aktuell im südöstlichen Sanierungsgebiet befindlichen Gärtnerei auf eine westlich angrenzende Ersatzfläche. Doch auch daraus wurde nichts. „Kurz vor der Besprechung des Bauzeitenplans mit allen Beteiligten teilte der Anwalt der Gärtnerei mit, dass sein Mandant mit dem Ablauf nicht einverstanden ist“, heißt es im Sachstandsbericht.

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Auf Anfrage begründet dieser das in erster Linie mit seiner Unzufriedenheit über den Umgang der Behörden mit seinem Betrieb. Er habe nicht das Gefühl gehabt, dass man auf Augenhöhe mit ihm spreche und die Belange seiner Gärtnerei wirklich ernst nehme. „Und das, nachdem wir 52 Jahre lang Gewerbesteuer gezahlt haben.“ Um die Kosten einer Umsiedlung und Wiederherstellung des Betriebs zu reduzieren, habe er eine (vergleichsweise niedrigere) Entschädigungszahlung vorgeschlagen. Seine Gärtnerei würde er auf seinem privaten Grundstück weiterführen, wodurch eine Neuerrichtung von Wegen, Parkplätzen und Schupfen nach Abschluss der Deponiesanierung wegfalle. Bis dato habe man hier aber keine Einigung erzielt.

Im Gemeinderat kam noch ein weiterer Verzögerungsgrund zur Sprache. Die für die Erteilung des Bescheids zur Verbindlicherklärung des Sanierungsplans maßgebliche Stelle am Landratsamt sei ruhestandsbedingt erst seit Oktober 2023 wieder besetzt. Der Bescheid sei folglich noch in Bearbeitung.

Finaler Zeitplan immer noch nicht bekannt

Die Ausschreibung der Bauleistungen könne aber erst erfolgen, wenn der Sanierungsplan für verbindlich erklärt worden sei und geklärt sei, ob Rechtsmittel dagegen eingelegt werden und wie es mit der Gärtnerei weitergeht. Eine verbriefte Aussage kann die Gemeinde folglich nach wie vor nicht tätigen. Im Idealfall aber könnte die Gärtnerei im Oktober/November dieses Jahres auf die provisorische Ersatzfläche versetzt und die Sickerwasserleitung im Garagenhof der angrenzenden Wohnhäuser bis zur Tegernseer Straße verlegt werden. Die eigentliche Sanierung der Altdeponie Freudenreich würde ab Frühjahr 2025 erfolgen. Aber eben nur, wenn nicht weitere Unwägbarkeiten auftauchen.

sg

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