„Mein Ortsteil“: In Loitershofen steckt ganz viel Geschichte
Georg Ostermeier über den Bezug zum Hauptort Hattenhofen und das Leben in dem Weiler, der nur 27 Einwohner zählt.
Hattenhofen – „Loitershofen ist das Tor zur Geschichte der Gemeinde Hattenhofen“, zitiert Georg Ostermeier. So hieß es 1981 im Radio, als der Bayerische Rundfunk anlässlich der 900-Jahr-Feier von Hattenhofen das Mittagsläuten sendete. „Das hat den Hattenhofenern damals mächtig gestunken“, sagt der 53-jährige Chef des einzigen ortsansässigen Betriebs in dem Weiler, der gerade einmal 27 Einwohner zählt.
Früher ein Teil von Mammendorf
Der Ausspruch rührt daher, dass Loitershofen der älteste Ortsteil von Hattenhofen ist. 834 tauchte der Name des Weilers erstmals nachweislich auf. „Wir sind also 1190 Jahre alt“, rechnet Ostermeier vor. „Und damit rund 230 Jahre älter als Hattenhofen.“ Loitershofen wird auch als der „Sonnenbalkon“ der Gemeinde genannt, wegen seiner südlich ausgerichteten Hanglage. Für kurze Zeit gehörte Loitershofen sogar zum benachbarten Mammendorf (1810 bis 1812).
Unverbaubarer Blick nach Süden
„Ich bin ein Landei“, gibt Ostermeier zu, und mit einer weit ausladenden Armbewegung deutet er von der Sonnenterrasse in Richtung Süden. „Da vorne, das ist Nassenhausen. Und das Schöne ist, das bleibt ein unverbaubarer Blick, denn der Grund davor gehört mir.“

2004 ist der Inhaber eines Feinmechanik-Unternehmens aus dem Elternhaus in sein eigenes Haus umgezogen. „Das war ein jahrelanger Kampf“, erzählte er, „bis ich die Bauge㈠nehmigung hatte. Wesentlich leichter war es, eine Genehmigung bei der Erweiterung der Firma zu erlangen.“ Das sieht er mit als Grund für die Landflucht der Jugend an. „Wenn den Jungen das Bauen so erschwert wird, dann ziehen sie alle weg.“
Statt Landwirtschaft jetzt Glasfaser
Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte Loitershofen über 30 Einwohner. „Da waren einige Flüchtlinge darunter“, so Ostermeier. Aber der Weiler hatte auch schon weniger als 20 Einwohner – in Ostermeiers Kindheit. Er erinnert sich gerne ans Aufwachsen im Weiler: „Mir war der Bulldog lieber als der Badesee“ – damals hatten seine Eltern noch eine Landwirtschaft. Es gab vier Höfe in Loitershofen, Milchwirtschaft größtenteils. „Heute gibt es hier keinen Landwirt mehr.“ Ab Anfang der 1980er-Jahre erlebte Loitershofen einen Strukturwandel.
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Ostermeier hat Feinmechaniker in Bruck gelernt und nicht den Hof des Vaters übernommen. Nach der Meisterschule baute der damals 24-Jährige einen Stadl des elterlichen Betriebs um und arbeitete dort zunächst im Nebenerwerb in seinem Beruf. Doch schon nach sechs Monaten stellte er den ersten Mitarbeiter ein, die Firma wuchs. Existenzangst hatte er nie. Fachkräftemangel sei überall ein Problem, nicht nur auf dem Land. Zumindest habe man in Loitershofen Glasfaser. „Das hat uns zu Zeiten von Corona gerettet.“
Auch auf die Anbindung lässt Ostermeier nichts kommen. Die Busverbindungen seien gut. Lediglich zur Grundschule nach Hattenhofen fahre kein Bus. „Da muss halt die vier Jahre Grundschule das Mama-Taxi einspringen“, sagt der Vater von drei Kindern. Ehrenämter hatte der 53-Jährige im Hauptort. Er war 20 Jahre Vorsitzender der Feuerwehr Hattenhofen und lange Chef der dortigen Maibaumfreunde.

In Loitershofen genießt Ostermeier die Ruhe. Zum Beispiel an der 1946 errichteten Fatima-Kapelle. „Früher gab es dort Maiandachten“, erinnert sich Ostermeier zurück. Aber das sei in den vergangenen Jahren eingeschlafen.
Lärm nur manchmal vom Jagdparcours
Leider ist es nicht immer so ruhig, wie sich das die Loitershofener wünschen. In jüngster Zeit hören sie den Lärm vom Jagdparcours wieder verstärkt. Aber man wolle nicht klagen, in Peretshofen (Gemeinde Mammendorf) sei es bestimmt schlimmer, meint Georg Ostermeier. Auch seine Eltern, Georg senior und Gertrud, sind zufrieden mit ihrem Leben in Loitershofen. Man fühle sich nicht wie am Ende der Welt, sagen sie. Und wenn, dann zumindest am schönsten Ende der Welt.
In der Serie „Mein Ortsteil“ werden kleine Orte und Weiler im westlichen Landkreis vorgestellt. Bewohner erzählen, was ihren Wohnort ausmacht. Lesen Sie auch die Folgen zu Galgen, Hörbach, Tegernbach, Nassenhausen und Egg.