Mein Ortsteil: In Tegernbach geht‘s sehr familiär zu

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Markus Foigtmannsberger ist Vize-Kommandant der örtlichen Feuerwehr und Vorsitzender des Feuerwehrvereins. © Peter Weber

Jeder kennt jeden, jeder hilft jedem, jeder ist in jedem Verein. „Es ist sehr familiär“, fasst Markus Foigtmannsberger das Tegernbacher Lebensgefühl zusammen. Zumindest für die Einheimischen gilt das. Die Zugezogenen halten sich aus dem öffentlichen Leben eher heraus, was der 40-Jährige bedauert.

Tegernbach - Foigtmannsberger ist Vize-Kommandant der örtlichen Feuerwehr und Vorsitzender des Feuerwehrvereins. Dass man als Ehrenamtlicher mehrere Aufgaben übernimmt, ist normal in dem 329-Einwohner-Ort – weil es zu wenig Nachwuchs gibt. „Die Jungen sind heiß umkämpft“, sagt der Familienvater. Er ist in Tegernbach aufgewachsen und nach dem Studium und ersten Berufsjahren hierher zurückgekehrt.

Alles andere als ein Schlafdorf

Foigtmannsberger und seine Frau haben auf dem Grundstück seiner Familie gebaut. Doch es gibt in Tegernbach – im Gegensatz zu anderen Weilern – auch neu ausgewiesenes Bauland. Am südlichen Ortsrand soll das Wohngebiet „Am Hochfeld“ mit zehn Parzellen entstehen.

Wenn man durch den hübschen, in eine sanft gewellte Landschaft eingebetteten Weiler läuft, stellt man fest: Tegernbach ist alles andere als ein Schlafdorf. In Handwerksbetrieben und auf Baustellen wird gearbeitet, am Golfclub herrscht sogar am Montagvormittag ein Kommen und Gehen von Spielern. Ein Bauernhof betreibt eine eigene Nudelproduktion und einen Hofladen. In einer alten Wagnerei werkelt noch der 93-jährige Inhaber Xaver Loder.

Ortsteil Tegernbach, Gemeinde Mittelstetten, Der Mann mit der Golfausrüstung ist der Manager des Golfclubs, Alexander Burkhart. 
Der Manager des Golfclubs, Alexander Burkhart. Der Ortsteil hat sich längst mit dem Golfclub arrangiert. © Peter Weber

Darum fehlen Frauen bei der Feuerwehr

Eine klassische Dorfwirtschaft gibt es nicht mehr, doch im Restaurant des Golfclubs könne man gut essen, berichtet Foigtmannsberger. Der Golfclub war am Anfang im Dorf nicht unumstritten, doch inzwischen sind die Querelen Geschichte. Kürzlich feierte der Club sein 25-jähriges Bestehen – mit Vorsitzenden der Ortsvereine.

Hölzerner Schlauchturm

An den Straßen wechseln sich ältere Häuser mit moderner Architektur ab. Alles überragte der Turm der Kirche St. Stefan und St. Magdalena. Teile des Gebäudes gehen zurück ins 12./13. Jahrhundert. Mittendrin in Tegernbach, gleich neben dem Maibaum, steht das Feuerwehrhaus – ein altes, kleines Gebäude mit hölzernem Schlauchturm. Neu ist hier nur die Sirene. Das Gerätehaus bietet gerade genug Platz für ein Fahrzeug und einen Anhänger.

Kirche Tegernbach, Gemeinde Mittelstetten
Turm-Erdgeschoss und Langhaus der Kirche St. Stefan und St. Magdalena gehen zurück ins 12./13. Jahrhundert. © Peter Weber

In Eigenleistung hat die Wehr einen Schulungsraum angebaut. Allerdings gibt es keinerlei sanitäre Anlagen, was weiblichen Nachwuchs davon abhält, sich bei der Wehr zu engagieren. Foigtmannsberger findet das schade. „Es gäbe jede Menge junger Damen, die mitmachen würden.“

Den heimischen Garten hat der Vater für seine zwei Töchter zum Spielparadies gemacht. Mit Kletterhaus, Schaukeln, Rutsche, Trampolin.

Als Vierjähriger per Bus in Kindergarten

Denn einen öffentlichen Spielplatz sucht man in Tegernbach vergeblich, ebenso wie eine Kindertagesstätte. „Ich bin schon als Vierjähriger mit dem Bus in den Kindergarten gefahren“, erzählt Foigtmannsberger. In die Grundschule geht man die ersten zwei Jahre nach Althegnenberg, dann nach Mittelstetten.

Orientierung nach Aichach-Friedberg

1808 als politische Gemeinde gegründet, hatte Tegernbach bis 1823 sogar eigene Ortsteile – Baierberg und Oberdorf. Letzteres gehört heute ebenfalls zu Mittelstetten, während Baierberg inzwischen Teil des Marktes Mering ist. Direkt an der Landkreisgrenze gelegen, orientieren sich in punkto Infrastruktur viele Tegernbacher nach Aichach-Friedberg.

Ortsteil Tegernbach, Gemeinde Mittelstetten, Ortsschild Tegernbach
Im Mittelstettener Ortsteil Tegernbach leben derzeit ganz genau 329 Menschen. © Peter Weber

Im vier Kilometer entfernten Ried liegt der nächste Supermarkt. Dort gibt es auch Arztpraxen, ein betreutes Wohnen ist im Bau – Dinge, die sich Foigtmannsberger in seiner eigenen Gemeinde auch wünschen würde. „Aber Ried ist besser aufgestellt als wir, weil uns ein Gewerbegebiet fehlt.“ So wird ein neues Feuerwehr- oder gar Gemeinschaftshaus in Tegernbach wohl noch länger ein Traum bleiben.

Ortsteil Tegernbach, Gemeinde Mittelstetten, Xaver Loder, 93 Jahre alt und Markus Foigtmannsbergers Großvater, In einer alten Wagnerei werkelt noch der 93-jährige Inhaber Xaver Loder.
Xaver Loder, 93 Jahre alt und Markus Foigtmannsbergers Großvater, werkelt in einer alten Wagnerei. © Peter Weber

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