"Pünktlich, zielsicher, gute Ergebnisse": In geheimem Trump-Chat stand der ganze Angriffsplan

Nur wenige Stunden vor dem US-Schlag gegen die Huthi-Miliz im Jemen verschickt US-Verteidigungsminister Pete Hegseth den Angriffsplan in einen Signal-Chat mit hochrangigen Mitgliedern der amerikanischen Regierung. Das Problem: Auch "Atlantic"-Chefredakteur Jeffrey Goldberg war dem Chat irrtümlich hinzugefügt worden.

In der am 15. März um 11:44 Uhr (Ortszeit) gesendeten Nachricht, die der "Atlantic" jetzt samt Screenshots veröffentlichte, schildert der Pentagon-Chef den Ablauf und Zeitplan des bevorstehenden Militäreinsatzes – inklusive Wetter, Startzeiten von F-18-Kampfjets, Drohnen und geplanter Angriffsziele.

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth soll aus Versehen die geheimen Pläne für den Angriff verschickt haben.
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth soll aus Versehen die geheimen Pläne für den Angriff verschickt haben. IMAGO / ZUMA Press Wire

"Das Wetter ist günstig": Gesamter Angriffsplan aus US-Chat im Protokoll

Im Chatverlauf erklärt Hegseth den gesamten Angriffsplan. Darauf folgen mehrere Antworten. Diese bilden wir hier zusammen mit der Ausgangsnachricht von Hegseth in einem Chatprotokoll ab.

Hegseth: „Team Update. Aktuelle Uhrzeit (11.44 ET)-. Das Wetter ist günstig. Das  CENTCOM (Zentralkommando der Vereinigten Staaten, Anm. d. Red.) hat gerade bestätigt, dass wir bereit für den Start der Mission sind.

12.15 ET: F-18-Start (Erste Angriffswelle)
13.45: Auslöserabhängiges Fenster für erste F-18-Angriffe beginnt (Der Zielterrorist ist an seinem bekannten Aufenthaltsort, sollte also pünktlich sein). Außerdem Start der Kampfdrohnen (MQ-9s)
14.10: Weitere F-18-Starts (Zweites Angriffswelle)
14.15: Kampfdrohnen auf Ziel (Dies ist der Zeitpunkt, an dem die ersten Bomben definitiv fallen werden, solange die Ziele noch nicht ausgelöst wurden)
15.36: Zweite Angriffswelle mit F-18 beginnt - auch erste seegestützten Tomahawks sind gestartet.

Mehr folgt (nach Zeitplan). Wir sind derzeit sauber in Sachen Betriebssicherheit. Viel Erfolg für unsere Krieger.“

J.D. Vance, US-Vizepräsident: „Ich werde ein Gebet für unseren Sieg sprechen.“

Michael Waltz, nationaler Sicherheitsberater: „VP, das Gebäude ist eingestürzt. Wir hatten zahlreiche bestätigte Bilder. Pete, Kurilla (US-Armeegeneral Michael Kurilla, Anm. d. Red.), der IC (Nachrichtendienste der USA, Anm. d. Red.). Tolle Arbeit.“

Vance: „Was?“

Waltz: „Ich habe zu schnell getippt. Das erste Ziel – ihr Top-Raketenmann – wir hatten das bestätigte Bild, dass er das Gebäude, in dem seine Freundin wohnt, betrat, das nun zusammengebrochen ist.“

Vance: „Exzellent.“

Waltz sendet drei Emojis: Eine Faust, eine US-Flagge und ein Feuer-Emoji.

Marco Rubio, US-Außenminister: „Gute Arbeit von dir und deinem Team, Peter!“

Waltz: „Das Team in Mar-a-Lago hat auch großartige Arbeit geleistet.“

Steve Miller, Heimatschutzberater: „Großartige Arbeit von allen. Starker Start.“

Hegseth: „CENTCOM war/ist zur Stelle. Großartige Arbeit von allen. Weitere Angriffe werden heute Nacht noch stundenlang andauern, und ich werde morgen einen vollständigen Bericht vorlegen. Aber pünktlich, zielsicher und bisher gute Ergebnisse.“

Susie Wiles, Stabschefin des Weißen Hauses: „Hut ab vor allen, vor allem den Leuten vor Ort und CENTCOM. Absolut großartig. Gottes Segen.“

Steve Witkoff, US-Sondergesandter in Russland, schickt zwei Emojis von betenden Händen, einen muskelbepackten Oberarm und zwei US-Flaggen. Er befand sich zum Start des Chats offenbar im Kreml.

Tulsi Gabbard, Direktorin des Nationalen Geheimdienstes: „Großartige Arbeit und Auswirkungen.“

Trump mit seinem Nationalen Sicherheitsberater Michael Waltz.
Trump mit seinem Nationalen Sicherheitsberater Michael Waltz. Foto: REUTERS/LEAH MILLIS

Goldberg: "Eindeutiges öffentliches Interesse" an den Nachrichten

Eine Reaktion der US-Regierung gab es dazu zunächst nicht. Hegseth hatte davor vehement bestritten, "Kriegspläne" übermittelt zu haben, und beschimpfte "Atlantic"-Chefredakteur Goldberg als "betrügerischen und diskreditierten sogenannten Journalisten". 

"Es besteht ein eindeutiges öffentliches Interesse daran, die Art von Informationen offenzulegen, die Berater [von US-Präsident Donald Trump] in unsicheren Kommunikationskanälen ausgetauscht haben", schreiben Goldberg und Co-Autor Shane Harris nun - besonders, weil die Trump-Regierung versuche, die Bedeutung der Nachrichten herunterzuspielen. 

Am Vortag hatten neben Trump auch mehrere andere Vertreter seiner Regierung erklärt, dass es sich bei der Kommunikation nicht um vertrauliches Material gehandelt habe, und den "Atlantic" gleichzeitig scharf kritisiert.