Personal halbiert, Gebäudezahl „drastisch reduziert“: Darum schließen sich drei Kirchengemeinden zusammen

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Der feierliche Gottesdienst zur Pfarreigründung fand in der Petruskirche in Geretsried statt. © Hans Lippert

Die Kirchengemeinden Geretsried, Wolfratshausen und Ebenhausen schließen sich in der Pfarrei Isar-Loisachtal zusammen. Pfarrer Gruber über die Gründe.

Geretsried/Wolfratshausen/Ebenhausen – Aus drei mach eins – in etwa so ist es in den Kirchengemeinden Geretsried, Ebenhausen und Wolfratshausen gelaufen. Kürzlich haben sich die drei bei einem Festgottesdienst in der Geretsrieder Petruskirche zu einer Pfarrei zusammengeschlossen.

Doch warum ist man diesen Schritt überhaupt gegangen? „Wir wollten uns wappnen für die Zukunft“, erklärt Pfarrer Florian Gruber. Er ist der geschäftsführende Pfarrer in der neuen Pfarrei Isar-Loisachtal. Nach seinen Worten stehen die Zeichen in der Kirche auf Sturm. Generationenwechsel und Skandale sorgen für hohe Austrittszahlen. „Durch die fehlenden Kirchensteuereinnahmen muss die Zahl der Gebäude drastisch reduziert werden, sodass landesweit Kirchen, Gemeindehäuser und Tagungszentren auf dem Prüfstand stehen“, erklärt der Geistliche. Zusätzlich würden die abnehmenden Geburtenzahlen seit Mitte der 1960er Jahre dafür sorgen, dass es in den kommenden Jahren immer weniger Pfarrerinnen und Pfarrer gibt. „In circa vier Jahren werden wir nur noch halb so viel Personal haben“, ergänzt der Geretsrieder Pfarrer Dr. Theo Heckel.

„Unser Dekanat bleibt davor nicht verschont“, so Gruber. Schon jetzt gebe es etwa Stellenkürzungen. Um aktiv etwas gegen diese Entwicklung zu unternehmen und nicht einfach nur untätig abzuwarten, hat man den Entschluss gefasst, eine gemeinsame Pfarrei zu bilden. Dabei gehe es nicht darum, eine der drei Gemeinden aufzulösen. Stattdessen ist es ein Schritt, der viele Vorteile mit sich bringt. „Durch die Pfarreigründung sind die Hauptamtlichen, also Pfarrer, Pfarrerinnen und Diakonin, jetzt ein Team“, erklärt der geschäftsführende Pfarrer. „Wir können Aufgaben flexibel verteilen.“

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Auch in der Verwaltung wird nun vieles einfacher. Es gibt ein zentrales Pfarramt in Wolfratshausen, aber weiterhin Pfarrbüros in Geretsried und Hohenschäftlarn. Dennoch bleiben die drei Gemeinden selbstständige Kirchengemeinden. Sie haben einen eigenen Kirchenvorstand, einen eigenen Haushalt und Verantwortung für ihre jeweiligen Gebäude. Das Gute ist: „Hier und unter den Ehrenamtlichen der Kirchengemeinden, die in verschiedenen Projekten zusammenarbeiten, ist ganz viel Aufbruchwille und Kreativität gewachsen“, unterstreicht Gruber. Nur müsse man den Menschen zeigen, „dass wir trotzdem noch ‚in der Nähe‘ und für sie da sind.“

Für die Gläubigen sei klar gewesen: „Wir wollen das festlich feiern“, sagt Heckel. Deshalb habe man statt einem Gemeindefest in Geretsried in diesem Jahr das Pfarreigründungsfest mit einem „familienfreundlichen Gottesdienst“ gefeiert. „Alle konnten sich kennenlernen, auch aus den anderen Gemeinden waren viele da“, erzählt Heckel. Für seine Predigt hat sich der Geistliche etwas Besonderes ausgedacht: Er hielt sie komplett auf Stelzen. Aus den Nachbargemeinden hatte Heckel zwei Helfer an seiner Seite. Um die Kirchenzusammenlegung zu verdeutlichen, liefen die drei nebeneinander. „Bis man einheitlich laufen kann, ist es ein bisschen schwer, wenn sich drei Leute versuchen zu stützen“, sagt Heckel. Doch mit der Zeit funktioniere es gut. Am Nachmittag hielt Regionalbischof Thomas Prieto Peral noch eine Abschlussandacht.

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Zusammenschluss der drei Gemeinden: Vorreiter im Dekanat Bad Tölz

„Es war ein gelungener Festtag, der Steckerlfisch war sensationell“, meint Heckel und lacht. „Wir hatten viele helfende Hände. Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass wir auch in Zukunft mit weniger Hauptamtlichen gut zurechtkommen werden.“ Und wie ist der Start in Pfarrer Grubers Augen gelaufen? „Ich denke, mit der Kirchenzeitung und dem Pfarreigründungsfest war der Start nach eineinhalb Jahren Vorbereitung okay“, meint der Wolfratshauser. Er sieht die Kirche durch die Zusammenlegung gut für die Zukunft gewappnet. „Unsere Region ist damit Vorreiter – auch für die anderen Gemeinden im Dekanat Bad Tölz“, erklärt er.

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