Verkommt Strandbad am Starnberger See zur Partymeile? Anwohner genervt - „Räumen erst mal Glasscherben weg“

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An das Grillverbot vor 20 Uhr hielten sich etliche Besucher des Erholungsgeländes am vergangenen Samstag nicht. Unübersehbar waberten Rauchschwaden am Nachmittag über die Liegewiese und das Ufer des Starnberger Sees. © Matthias Wupper

Gleicht das Erholungsgelände in Ambach zunehmend einer Partymeile? Besucher und Anwohner beklagen laute Musik und Müll. Außerdem wird wild geparkt.

Ambach - Auf dem Parkplatz parken die Leute trotz Halteverbotsschildern kreuz und quer. Einige engen dabei die Rettungswege ein. Ab dem Nachmittag brutzeln Besucher ihre Würstchen auf Grills, die sie eigentlich nicht mitbringen dürften. Die Rauchschwaden wehen über die Liegewiese und das Ufer.

Etliche Schilder mit den Baderegeln wurden entfernt oder verschmiert. Mehrere Leser haben sich in den vergangenen Tagen seit Ferienbeginn an unsere Zeitung gewandt und darüber geklagt, dass das als „Erholungsgelände“ titulierte Strandbad Ambach aktuell mehr einer Partymeile gleiche.

Erholungsgelände Ambach am Starnberger See
Den Strafzettel fürs Falschparken kalkulieren viele Besucher in den Tagesausflug mit ein. Gefährlich wird's, wenn Rettungsfahrzeuge nicht mehr durchkommen. © Matthias Wupper

Günter Strack trifft sich nach eigener Aussage fast täglich mit einer Gruppe von acht bis zehn weiteren Badegästen aus der Umgebung auf dem Gelände am Ostufer des Starnberger Sees. „Bevor wir unsere Sachen auspacken, räumen wir erst mal die Glasscherben weg, die die Leute am Abend zuvor auf der Wiese hinterlassen haben. Manchmal müssen wir auch Hundekot einsammeln, obwohl Hunde hier verboten sind“, schildert Strack die Zustände gegenüber unserer Zeitung.

Am Starnberger See: Badegäste stoßen auf Hinterlassenschaften von Mensch und Tier

Ab 14, 15 Uhr nachmittags gehe es dann mit dem Grillen los. Hinzu komme laute Musik. Manchmal werde Sperrmüll und anderes „qualmendes Zeug“ verbrannt. Die Polizei und den vom Landratsamt beauftragten Sicherheitsdienst Bavaria Intervention sehe er nur einmal am Tag, meistens morgens, wenn es ruhig sei, sagt der Stammgast. Auch Evi Zollner aus München stört das Grillen. Kritisch sieht sie jedoch vor allem, dass die Rettungswege zugeparkt werden.

Erholungsgelände Ambach am Starnberger See
Viele Schilder auf dem Gelände wurden entfernt oder, wie hier, verschmiert. © Matthias Wupper

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Das Landratsamt verweist auf Anfrage unserer Zeitung auf die Benutzersatzung für das Erholungsgelände Ambach mit sämtlichen Regeln. Die Satzung ist im Internet einsehbar. Laut Pressesprecherin Sabine Schmid soll sie heuer überarbeitet werden. Im Zuge der laufenden Generalsanierung würden künftig auch ansprechendere Schilder mit Piktogrammen aufgestellt. Das Landratsamt appelliert an die Vernunft und Rücksichtnahme der Gäste, was Lärm, Grillen und Müll angeht. Am besten wäre es, jeder würde seinen Abfall wieder mit nach Hause nehmen, so Schmid.

Benutzersatzung soll heuer überarbeitet werden

Aktuell wird das Gelände im Auftrag des Landratsamts vom Sicherheitsunternehmen Bavaria Intervention regelmäßig kontrolliert. Ein Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden möchte, bestätigt, dass es momentan „mehr Probleme gibt als in anderen öffentlichen Bädern, in denen wir im Einsatz sind“.

Hauptgrund sind seiner Meinung nach zu wenige Verbotsschilder. Kaum jemand schaue im Internet nach den Regeln. Er versuche, mit den Badegästen zu reden, drücke auch mal ein Auge zu, wenn ein Hund angeleint brav bei Herrchen oder Frauchen liege, sagt der Mitarbeiter. Das wilde Grillen und die teilweise richtig großen Lagerfeuer seien das schlimmere Übel.

Strandbar am Starnberger See: Falschparker versperren Rettungswege

Der Leiter der Wolfratshauser Polizeiinspektion, Andreas Czerweny, sagt, dass vor allem am Wochenende zahlreiche Falschparker unterwegs seien. „Die Leute rechnen einen Strafzettel über 20 oder 30 Euro schon mit ein in den Tagesausflug“, hat er festgestellt. Das Blockieren eines Rettungswegs koste jedoch zwischen 150 und 350 Euro. „Wir sind täglich in Ambach. Auch die Kommunale Verkehrsüberwachung ist vor Ort“, entgegnet Czerweny Vorwürfen, es werde nicht genügend kontrolliert.

Ingo Roeske von der Wolfratshauser Wasserwacht, die das Erholungsgelände von der Wachstation am Schwaiblbach aus betreut, nennt die Parksituation „chaotisch“. Parkplätze der ehrenamtlichen Wasserretter würden zugeparkt, ein Durchkommen des Rettungswagens sei oft sehr schwierig.

„Noch extremer ist es geworden, seit das Landratsamt Automaten aufgestellt hat und niemand mehr an der Schranke sitzt, der den Besuchern sagt, dass der Parkplatz voll ist“, so Roeske. Ansonsten verlaufe der Sommer bisher aber ruhig. Die Wasserwacht habe bisher keine Verletzten wegen Glasscherben behandeln müssen. Es habe einige Hitze-Patienten und einige vermisste Kinder gegeben – „alles im Rahmen“.

Erholungsgelände in Ambach: Ein paar Schilder mehr könnten nicht schaden

Norbert Hornauer vom Wolfratshauser Maschinenring sieht jeden Morgen in Ambach nach dem Rechten. Er meint, ein paar Schilder mehr mit den Regeln auf dem Gelände und nicht nur am Übergang vom Parkplatz zur Wiese, könnten nicht schaden. Allerdings habe er nicht den Eindruck, dass übermäßig viel gegrillt werde.

Der Erholungsflächenverein München, dem das Strandbad gehört, erlaubt das Grillen eigentlich nur in den dafür vorgesehenen, befestigten Feuerstellen am Ufer und erst ab 20 Uhr. Über ein generelles Grillverbot wird immer wieder einmal diskutiert. „Mit ein bisschen gegenseitiger Rücksichtnahme wäre ein Verbot nicht nötig“, glaubt Hornauer. Das gelte für alle Bereiche: das Ballspielen, die Musik, das Mitbringen von Hunden. „Ich bin kein Freund von Regeln der Regeln willen“, sagt der Maschinenring-Projektleiter.

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Auch Münsings Bürgermeister Michael Grasl und seine Mitarbeiter im Ordnungsamt bekommen den Unmut einiger Besucher zu spüren. „Gegen rücksichtslose Ignoranz und Egoismus ist weder ein Kraut gewachsen noch helfen Schilder. Da müsste es schon empfindlich an den Geldbeutel gehen, damit sich manche ändern“, meint Grasl. Von Tanja Lühr

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