Parkinson als Berufskrankheit anerkannt - Doch heimische Landwirte haben andere Beschwerden
Das Parkinson-Syndrom, das durch Pestizide verursacht werden kann, wird bei Landwirten nun als Berufskrankheit anerkannt. Im Landkreis kämpfen die Bauern in erster Linie mit anderen Beschwerden.
Bad Tölz-Wolfratshausen - Die Nachricht sorgte für Erleichterung bei zahlreichen Landwirten: Künftig wird das Parkinson-Syndrom, das durch Pestizide verursacht werden kann, als Berufskrankheit anerkannt. Ein Blick in die Region zeigt allerdings: Im Landkreis kämpfen die Bauern in erster Linie mit anderen Beschwerden.
Parkinson-Syndrom ausgelöst durch Pestizide - „Werden bei uns kaum eingesetzt“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei uns viele durch Pestizide ausgelöste Parkinson-Fälle gibt“, sagt Peter Fichtner, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands. Die hiesige Region ist geprägt von Grünland- und Milchviehwirtschaft.

Um ihre Tiere mit Futter zu versorgen, würden die Landwirte auf ungespritzte Wiesen und Weiden setzen. Heimische Biobetriebe verzichten von Haus aus auf Spritzmittel. Fichtner: „Pestizide werden bei uns kaum eingesetzt.“
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Stattdessen kommt dem Bad Heilbrunner eine verbreitete, nicht anerkannte „Berufskrankheit“ in den Sinn: „Fast jeder Landwirt ist durch die harte, körperliche Arbeit mit 70 Jahren zammgeschafft. Der Knochenbau ist da einfach sanierungsbedürftig.“ Auch der 65-Jährige merkt am Abend inzwischen einen Unterschied, „ob ich einen Tag lang konstant schwere Arbeit verrichte – oder eher gemütlich vor mich hinarbeite“.

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Zwar seien die Maschinen komforttechnisch heutzutage wesentlich besser ausgestattet als vor etwa 50 Jahren. Zugenommen hat laut Fichtner aber die Größe vieler landwirtschaftlicher Betriebe. „Früher saß der Bauer zwei Stunden auf einem Schlepper mit ungefedertem Sitz.“ Heute verbringe er durchaus mal acht Stunden auf einem gefederten Gefährt. „Das Resultat, die Belastung der Gelenke, ist dann ähnlich.“
Kreisbäuerin weiß: Berufskrankheit bedeutet nicht immer Karriereende
Durch die tägliche Konfrontation mit Kuhhaaren oder Staub entwickeln manche Landwirte im Laufe der Zeit Allergien. Fichtner kennt einen Kollegen, der seinen Betrieb deshalb aufgeben musste.
Eine plötzlich auftretende Berufskrankheit bedeute jedoch nicht immer das Ende der landwirtschaftlichen Karriere, betont Kreisbäuerin Ursula Fiechtner. „Erst habe ich von einer speziellen Melk-Maske gelesen, die Kuhhaarallergiker bei der Stallarbeit aufsetzen können.“
Mit einer ganz anderen Art von Krankheit sieht sich die 62-Jährige in ihrem Alltag konfrontiert: Borreliose, ausgelöst durch Zeckenbisse. Ein Großteil der heimischen Landwirte lebt von Gemischtbetrieben aus Land- und Forstwirtschaft.
Fast jeder Landwirt ist durch die harte, körperliche Arbeit mit 70 Jahren zammgeschafft. Der Knochenbau ist da einfach sanierungsbedürftig.
Ob bei Arbeiten mit Jungtieren draußen im Gras oder bei der Waldarbeit: „Anders als noch vor 20, 30 Jahren, sind Zecken auf Höfen inzwischen ein großes Thema“, berichtet die Rothenrainerin. „Mein Mann ist ein richtiger Zeckenfänger. Wenn er von draußen reinkommt, habe ich nicht selten sechs Zecken bei ihm entdeckt.“ Diese Entwicklung erklärt sie sich mit der Klimaveränderung.
Und in noch einem Punkt hat sich Landwirtschaft verändert: beim Thema Gefahrenbewusstsein. „Früher wurden Bauern als verweichlicht dargestellt, wenn sie von Vorsichtsmaßnahmen sprachen“, berichtet Fiechtner. „Die Feuerwehr rückt auch nicht in Jeans an, sondern trägt Schutzausrüstung. Dasselbe gilt auch für uns Landwirte“, ergänzt Fichtner. kof