Hier deckte sich Stoiber mit Zeitungen ein: Dieses Geschäft schließt jetzt

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Übernahm 2017 den Kiosk am Wolfratshauser S-Bahnhof und hört nun auf: Daniela Eder. © Peter Herrmann

Immer weniger Zugreisende, immer weniger Umsatz: Daniela Eder gibt ihr Geschäft am Wolfratshauser S-Bahnhof auf.

Wolfratshausen – Im Oktober 2017 übernahm sie den Kiosk am S-Bahnhof und erlebte dort mehr als so manch anderer Geschäftsinhaber in seinem ganzen Berufsleben. Daniela Eder lernte an ihrem Arbeitsplatz nicht nur ihren Ehemann Dieter kennen und lieben. Die 42-Jährige überstand auch mehrere Corona-Lockdowns und betrauerte Todesfälle von Stammkunden und Helfern. Nach sieben Jahren streicht die Wolfratshauserin nun am 21. Dezember die Segel und gibt den Bahnhofskiosk auf. Eine Nachfolgenutzung erscheint derzeit ungewiss.

Auch McDonald‘s und Papeterie gaben schon auf

„Die Entscheidung fiel natürlich schweren Herzens“, räumt Eder auf Nachfrage unserer Zeitung ein. Ein Eigentümerwechsel des von ihr gepachteten Kiosks, sinkende Umsätze und der Leerstand rund um den Bahnhof würden ihr jedoch wenig Handlungsspielraum lassen. So haben sich zuletzt wie berichtet McDonald’s und ein Schreibwarengeschäft aus ähnlichen Gründen vom Bahnhof verabschiedet. „Und die S-Bahn fährt mittlerweile so unzuverlässig, dass sich immer weniger Leute hier aufhalten“, stellte Eder fest. Vor der Corona-Krise hatte sie noch Zeitschriften im Wert von rund 7500 Euro in der Auslage, jetzt sank dieser Wert auf knapp 300 Euro. Für Aufregung sorgte vor gut einem Jahr der Verkauf von CBD, ein nicht-psychoaktiver Wirkstoff der Cannabis-Pflanze, der sogar die Polizei auf den Plan rief. Die Ordnungshüter konfiszierten vorübergehend Eders Ware, gaben sie dann aber doch zurück. Die Loisachtaler Bauernbühne stellte die Szenerie am Bahnhofskiosk daraufhin im März satirisch beim Starkbierfest-Singspiel dar.

Der Kiosk existierte nur wegen meiner Stammkunden so lange.

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Mittlerweile hat sich die Aufregung längst gelegt. An Werktagen trinkt eine überschaubare Anzahl von Frauen und Männern im überdachten Außenbereich neben dem kleinen Gebäude ihr Feierabendbier. „Der Kiosk existierte nur wegen meiner Stammkunden so lange“, bedankt sich Eder. So besorgt Karin Stoiber, Ehefrau des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber, ihrem Gatten dort nicht nur internationale Tageszeitungen. Auch die selbstgemachten Fleischpflanzerl des vor einem Jahr verstorbenen Kioskverkäufers Vico Kaufmann ließ sich das Promi-Paar schmecken. Ungern denkt Betreiberin Eder an diverse Einbrüche zurück. So entdeckten Jugendliche beispielsweise erst nach dem Aufbruch von Schlössern eine installierte Videokamera und ergriffen daraufhin die Flucht. Andere Möchtegerndiebe oder Gäste, die sich danebenbenommen hatten, stellte die Geschäftsfrau selbst zur Rede.

Abschiedsfeier am 21. Dezember: Termin bewusst gewählt

Dass die Abschiedsfeier auf den 21. Dezember fällt, ist kein Zufall. An diesem Tag verstarb vor fünf Jahren der Obdachlose Konstantin „Konny“ Samhaber, der bis zu seinem Tod am Kiosk aushalf. „Wir wollten ursprünglich schon am 14. Dezember schließen“, verriet Eder. Doch dieses Datum ist ihr vierter Hochzeitstag und daher anderweitig reserviert. Für ihren Mann Dieter, den sie einst am Kiosk kennengelernt hatte, wird sie nun mehr Zeit haben. Konkrete berufliche Pläne hat die in Hohenschäftlarn aufgewachsene Kioskbetreiberin noch nicht. Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger ist bisher nicht in Sicht. (ph)

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