Böse Überraschung: Rentnerin strandet auf Sylt – das ist der Grund

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Ist wütend auf ihre Krankenkasse: Brigitte Rosam (80) wurde nach eigenen Worten im Urlaub ohne Ankündigung die Gesundheitskarte gesperrt. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Der Urlaub ist ruiniert: Eine Rentnerin aus Wolfratshausen strandete in Westland/Sylt. In einem Gespräch mit unserer Zeitung erläutert sie den Grund.

Wolfratshausen/Westerland – Es sollte ein schöner Urlaub werden – ganz ohne Stress und Sorgen. Am Ende war die Rentnerin, die auf Medikamente angewiesen ist, dem Tränen nahe. Die 80-jährige Brigitte Rosam hat unserer Zeitung ihren Fall geschildert.

Nach einer wunderbaren Zeit in Schweden und Dänemark reiste die agile Rentnerin mit ihrem Mann Ubald zurück nach Deutschland. Die beiden legten mit ihrem Wohnmobil einen Zwischenstopp ein. Auf Sylt, der Nordseeinsel mit den traditionellen Reetdachhäusern und den weißen Sandstränden, wollte das Ehepaar den Urlaub ganz entspannt ausklingen lassen. Doch es kam anders. Die Wolfratshauserin, die beim Besuch unserer Zeitung mit ihrem Mann am Küchentisch ihrer Wohnung sitzt, erzählt, was ihre Krankenkasse damit zu tun hat.

80-Jährige benötigt Medikamente für die Schilddrüse

Die unternehmungslustige Seniorin benötigt nach einer Schilddrüsenoperation dringend Medikamente. Das sei kein Problem, dachte sich Brigitte Rosam auf Sylt. Mit einem elektronischen Rezept ist das doch kinderleicht. So griff sie zu ihrem Handy und rief bei ihrem Arzt in Wolfratshausen an. Sie brauche ein Rezept für ihre Arzneimittel, schilderte sie ihr Anliegen. Der Hausarzt erledigte sofort alles, damit seine Patientin auf der Nordseeinsel in einer Apotheke ihre Medizin bekommt.

Der Apotheker in Westerland steckte die Gesundheitskarte ins Lesegerät, doch nichts geschah. Also probierte es der zunehmend unfreundlicher werdende Apotheker noch einmal und noch einmal, bevor er die 80-Jährige mit den Worten „geht nicht“ fortschickte. Rosam versuchte ihr Glück in einer anderen Apotheke: „Die Leute da waren nett, aber die Karte funktionierte immer noch nicht.“ Ihr Ehemann ergänzt: „Die haben das bestimmt 15-mal probiert.“ Aber auch in dieser Apotheke blieb's beim Versuch, Medikamente bekam die Wolfratshauserin nicht.

Wir kontrollieren vor so einem großen Urlaub immer alles. Das muss ja passen.

Verzweifelt bat die 80-Jährige in einer Arztpraxis in Westerland um Hilfe. „Die Karte ist gesperrt“, stellte eine Mitarbeiterin fest, nachdem das Lesegerät die Karte nicht akzeptierte. „Ich war so aufgeregt, dass die Arzthelferin schließlich bei meiner Krankenkasse, die DAK, angerufen hat“, berichtet Rosam.

Es stellte sich heraus, dass die Gesundheitskarte der Rentnerin tatsächlich gesperrt war. Das erfuhr die Sylter Arzthelferin im Telefongespräch mit der DAK. Die Patientin habe per Post eine neue Versichertenkarte erhalten – die alte sei sofort gesperrt worden. „Ich habe extra vor dem Urlaub noch einmal nachgeschaut, fünf Monate war die Karte noch gültig“, versichert Rosam. Ihr Mann stimmt nickend zu: „Wir kontrollieren vor so einem großen Urlaub immer alles. Das muss ja passen.“

Neue Gesundheitskarte liegt zu Hause im Briefkasten

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Die DAK schickte der Arztpraxis per E-Mail einen sogenannten Ersatzbehandlungsschein. Den solle Brigitte Rosam im Urlaub statt ihrer Gesundheitskarte nutzen. Gerade noch rechtzeitig vor Schließung der Apotheke konnte ihr Ehemann die Medikamente bestellen und am nächsten Tag abholen.

Wieder in Wolfratshausen angekommen, fand Brigitte Rosam einen Brief der DAK mit der neuen Karte im Briefkasten. Die Krankenkasse hatte ihn zwei Tage nach ihrer Abreise nach Skandinavien abgeschickt. Die Rentnerin ärgert sich noch heute über den Inhalt des Schreibens: „Nutzen Sie Ihre Karte ab sofort. Die alte Karte wird gesperrt und ist damit ungültig“, liest sie vor und tippt energisch mit dem Zeigefinger auf den Brief: „Die müssen das doch vorher ankündigen, aber da kam nichts!“

„Meinen die, ich sitze nur hinter der Ofenbank?“

Ein Info-Schreiben mit dem Hinweis, dass sie demnächst eine neue Karte erhalte, hätte der Versicherten nach eigenen Worten ausgereicht und ihr viel Ärger und Sorgen erspart: „Dann weiß man's wenigstens. Meinen die von der DAK, weil ich 80 bin, sitze ich den ganzen Tag nur hinter der Ofenbank?“ Am liebsten hätte Brigitte Rosam nach der Aufregung sofort die Krankenkasse gewechselt, aber: „Ich habe über 60 Jahre eingezahlt.“ Sie ist letztlich froh, dass sie ihre Gesundheitskarte erst auf Sylt benötigte. Ubald Rosam: „Was wäre gewesen, wenn meine Frau im Ausland ins Krankenhaus gemusst hätte?“ (amb)

Die Stellungnahme der DAK

Wie die DAK auf Nachfrage unserer Zeitung per E-Mail mitteilt, verlange der Gesetzgeber, die Gültigkeit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) auf fünf Jahre zu befristen. „Die Krankenkassen müssen rechtzeitig vor Ablauf eine neue eGK ausstellen. Die neue eGK wurde in diesem Fall automatisch wegen Zertifikatsablauf erstellt.“ Der Zyklus wird laut Tanja Mayinger, Pressesprecherin der DAK, nicht so knapp gelegt, „damit die Kunden auch wirklich pünktlich vor Ablauf der alten Karte die neue erhalten. Die alte eGK wird automatisch nach sieben Tagen ungültig beziehungsweise gesperrt“.

Würde dem Arzt die alte eGK vorgelegt, könne darüber kein elektronisches Rezept in der Apotheke abgerufen werden. Das gehe nur mit einer gültigen eGK. Durch die von der DAK-Gesundheit für die Patienten ausgestellten Ersatzbehandlungsscheine könne „die ärztliche Behandlung auch im Notfall garantiert werden“.

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