„L‘amour toujours“ auf der Streichliste der Klubs  – Radiosender reagieren

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Bad Tölz

KommentareDrucken

 „Wir werden den Teufel tun, das zu spielen,“ Das sagt Peter Gascha, zusammen mit seinem Bruder Michael Festwirt der Lenggrieser Festwoche. Das Foto entstand beim Rockabend mit der Band Inferno im vergangenen Jahr.  © Barthel/A

Festwirte und Klubbetreiber im Landkreis wollen kein Risiko eingehen. Viele streichen nach dem skandalösen Internetvideo nun das Lied „L‘amour toujours“ von der Playlist.

Bad Tölz-Wolfratshausen - Angefangen hat alles im Oktober vergangenen Jahres. In den sozialen Netzwerken erreichen Videos bundesweit mediale Aufmerksamkeit. Auf Dorffesten, Abiturfeiern und in Diskotheken wird das Lied „L‘amour toujours“ des italienischen DJs Gigi Agostino, ein Klassiker aus den 2000ern und seit Jahren auf beinahe jeder Feier zu finden, für rechtsradikale Parolen zweckentfremdet. „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ skandieren die Menschen dabei abweichend vom eigentlichen Songtext. Auch beim Fasching kam es dieses Jahr zu einigen Vorfällen. Besondere Aufmerksamkeit zog auch ein Vorfall in einem Nobel-Restaurant auf der Insel Sylt nach sich.

Während der Fußball-Europameisterschaft soll „L‘amour toujours“ auf Fanfesten daher nicht gespielt werden. Und auch auf dem Oktoberfest soll das Lied künftig vorerst verboten. Im Tölzer Land ziehen nun die ersten Festwirte und Klubbetreiber aus den Ereignissen ihre Konsequenzen.

Tölzer Klubs streichen das Lied von der Liste

„Als DJ, Veranstalter und Clubbetreiber habe ich die Debatte um das Lied „L‘amour toujours“ mit Bestürzen wahrgenommen“, sagt Johannes Mottl, Betreiber der Diskothek „Pistolero“ im Tölzer Moraltpark. „Musik, die eine gesamte Generation geprägt hat, sollte kein Medium für menschenfeindliches Gedankengut sein.“

(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Das „Pistolero“ stehe für eine offene Gesellschaft und Toleranz. „Wir haben Mitarbeitende aus verschiedensten Nationen und ein buntes Publikum.“ Zumeist sei der Song nur auf der „90er+2000er-Party“ gelaufen. Daher spiele das Thema „nur eine untergeordnete Rolle im Alltagsgeschäft, in welchem wir musikalisch breit aufgestellt sind.“ Dennoch habe man sich entschlossen, „den Song aus Respekt nicht zu spielen“, so Mottl.

Bei Tom Kriegenherdt, Betreiber der Tölzer Disko „Kult“, stand das Thema „noch nicht an der Tagesordnung“. Denn der Nachtclub macht nach einer Sommerpause erst im September wieder auf. „Für den Künstler ist die Situation natürlich schlecht, der hat mit den rassistischen Parolen am wenigsten zu tun“, sagt Kriegenherdt. Der Betreiber geht davon aus, dass er dem Lied im September „den Stecker ziehen“ muss. „Wir wollen nicht, dass es noch Nachahmer findet.“

Nach Skandal in Sylt: Auch Radiosender reagieren

Im Bierzelt auf der Lenggrieser Festwoche wird der Klassiker aus den 2000ern ebenfalls nicht zu hören sein. „Wir werden den Teufel tun, das zu spielen“, sagt Festwirt Peter Gascha. Das habe er „kurz und schmerzlos“ mit seinem Bruder Michael Gascha – ebenfalls Festwirt, entschieden. „Wir wollen das nicht unterstützen und auch nichts provozieren“, erklärt Gascha.

Auch bei einigen Radiosender ist das Lied aus dem Programm geflogen. Der Popsender des Südwestrundfunks, SWR3, will das Lied künftig nicht mehr spielen. Bei Bayern 3 soll der Song hingegen weiterhin aufgelegt werden. Die Redaktion des Tölzer Radio-Senders Alpenwelle teilte auf Anfrage mit: „Wir haben das Lied sowieso nicht im Programm, weil es nicht unserem Musikformat entspricht.“

Auch interessant

Kommentare