„Gibt keine digitale Bildung“: Wolfratshauser Grünen-Stadtrat wehrt sich gegen Anschaffung von Schul-PCs
In der Digitalisierung sieht ein Stadtrat Grund für die schlechten PISA-Ergebnisse deutscher Schüler – und stimmt gegen neue PCs für den Unterricht.
Wolfratshausen – Die Stadt investiert in die digitale Bildungsinfrastruktur. Der Stadtrat hat in seiner letzten Sitzung vor der politischen Sommerpause beschlossen, knapp 80 Arbeitsplatzrechner (PCs) beziehungsweise Notebooks für die Grund- und Mittelschulen am Hammerschmiedweg sowie an der Kardinal-Wendel-Straße in Waldram anzuschaffen. Grünen-Stadtrat und Mobilfunk-Kritiker Dr. Hans Schmidt hält das für falsch und stimmte gegen den Beschlussvorschlag.
Die Kommune profitiert bei dem Vorhaben vom Förderprogramm „Digitale Bildungsstruktur an bayerischen Schulen“. Bewilligt wurden der Stadt Wolfratshausen von der Regierung von Oberbayern auf Antrag Zuschüsse für insgesamt 32 Einzelmaßnahmen zur Verbesserung der digitalen Bildung an den beiden Grund- und Mittelschulen. Ein Großteil dieser Beschaffungen wurde bereits durchgeführt „und konnte dafür sorgen, dass die genannten Schulen deutlich digitaler aufgestellt wurden“, war in der Sitzungsvorlage für die Mandatsträger zu lesen.
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Offen war noch die Auftragsvergabe für eine größere Lieferung an Hardware beziehungsweise Informationstechnik. Dazu zählen laut Stadtverwaltung „im Groben“ unter anderem 32 PCs mit Monitoren, Tastaturen und Mäusen für die Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg sowie 32 PCs inklusive Zubehör und 15 Notebooks für die Grund- und Mittelschule in Waldram.
Laut Kostenberechnung hatte der Auftrag ein Volumen von knapp 78 200 Euro brutto. Acht Unternehmen konnten an der beschränkten Ausschreibung teilnehmen, nur eine Firma gab ein Angebot ab: 75 372,22 Euro verlangt die BITS Brunner IT Services GmbH & Co. KG, die in Sulzberg/Schwaben beheimatetet ist. Mit 21:1 votierte der Stadtrat für die Vergabe des Auftrags an besagtes Unternehmen.
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„Es gibt keine digitale Bildung“, wetterte Grünen-Vertreter Schmidt. Dass der Einzug von PCs und Notebooks in die Klassenzimmer das Gegenteil von dem bewirke, was die Befürworter propagieren würden, zeige das schlechte Abschneiden deutscher Schülerinnen und Schüler bei der PISA-Studie. „Das ist Quatsch“, konstatierte Dr. Patrick Lechner (FDP). Auch der Schulreferent des Stadtrats, Fritz Meixner (SPD), hauptberuflich Geschäftsführer des Kinder- und Jugendfördervereins Wolfratshausen, verwies Schmidts Behauptungen ins Reich der Legenden. Darüber hinaus brach Meixner eine Lanze für die Lehrerinnen und Lehrer. Zum einen sei es nicht so, dass alle Bücher aus den Klassenzimmern verbannt würden. Außerdem würde mit PCs und Notebooks unter fachkundiger Anleitung „sehr sinnvoll gearbeitet“.