Vor Gymnasium: SPD demonstriert für Sportplatz-Öffnung

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„Fußballspielen ist kein Verbrechen“: Zwei Stunden prangerten Matthias Bär (mit Megafon) und seine Mitstreiter am ersten Schultag vor heimwärts ziehenden Schülern den Umstand an, dass die Sportanlagen des Gymnasiums/FOS nicht allgemein nutzbar sind. © THOMAS PLETTENBERG

Es ging allgemein um eine andere Schulpolitik und konkret um die Öffnung der Sportanlagen am Holzkirchner Gymnasium/FOS. Der SPD-Ortsverein positionierte sich am ersten Schultag mit einer Kundgebung auf dem Schulweg. Etwa 200 Jugendliche kamen vorbei. Das Interesse jedoch hielt sich in Grenzen.

Holzkirchen – Es ist 11.15 Uhr. Der erste Schultag am Staatlichen Gymnasium Holzkirchen ist geschafft, endlich kommen die Schüler aus dem Gebäude. Der Moment, auf den Matthias Bär gewartet hat. Er greift zum Megafon und legt los: „Fußballspielen ist kein Verbrechen“, dröhnt es aus dem Verstärker. Der stellvertretende SPD-Ortsvorsitzende legt sich voll ins Zeug, prangert „private Investoren“ an, die der Jugend angeblich das Sporteln erschweren. Doch die kleine Demo, strategisch durchaus clever platziert im Heimweg vieler Holzkirchner Schüler am Durchgang von der Erich-Kästner- in die Karl-Stieler-Straße, sie hatte es schwer am Dienstag (10. September). Nur wenige Jugendliche blieben stehen.

Dabei war der Aufhänger der kleinen Kundgebung durchaus ein Aufreger – zumindest bei Eltern und Jugendlichen, die im Umkreis der Schulanlage von Gymnasium und Fachoberschule (FOS) wohnen. In den Sommerferien waren zwei Gruppen Jugendlicher erwischt und angezeigt worden, die trotz Verbots über den Zaun gestiegen waren und auf dem Kunstrasen gekickt oder den Beachvolleyballplatz bespielt hatten.

Der Hausmeister zeigte dies als Hausfriedensbruch an, die Polizei nahm die Personalien der Jugendlichen auf. Dass das Landratsamt als „Hausherr“ die Straftaten verfolgen lässt, gilt als ebenso unwahrscheinlich wie eine Anklage durch den Staatsanwalt. Trotzdem ärgerten sich besonders die Eltern der Jugendlichen. Und die Frage tauchte auf: Wo in Holzkirchen können Jugendliche überhaupt ohne Vereinsbindung bolzen, auf Körbe werfen oder Volleyball spielen?

Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) zählte auf Anfrage dieser Zeitung einige Optionen auf: Spielplatz Rosenheimer Straße, Anlage in der Baumgartenstraße, Freizeitmeile Am Ladehof.

Den ausführlichen Artikel finden Sie hier.

Was nichts daran ändert, dass viele nicht verstehen, warum die gut gepflegten Sportanlagen des Gymnasiums und der FOS abends, an Wochenenden oder in den Ferien nicht genutzt werden dürfen.

Der Grund dafür ist ein Betreibermodell, neudeutsch „Public Private Partnership (PPP), das der Landkreis beim Bau der Schulen 2014 mit einem Unternehmen, das mittlerweile unter „Vinci Facilities“ firmiert, abgeschlossen hat. Der Investor kümmert sich bis 2039 für eine feste Jahressumme um den Unterhalt der von ihm gebauten Gebäude. Eine nicht vereinbarte öffentliche Nutzung, die den Verschleiß erhöht oder gar zu Beschädigungen führt, lässt das Unternehmen nicht zu, da es im Zweifel Mehrkosten zu Lasten des Unternehmens verursacht. Deswegen die konsequente Sperrung. Die Sondernutzung des Kunstrasenplatzes durch örtliche Fußballvereine – erlaubt ist nur Training – lässt sich die Firma von den Vereinen und der Marktgemeinde gut bezahlen.

Den Unmut der Eltern und das Einschalten der Polizei griff der SPD-Ortsverein auf – und organisierte die Schulstart-Demo. Zwar forderte Organisator Matthias Bär als konkretes Ziel die Öffnung der Sportanlagen; offenkundig reihte sich die Kundgebung aber ein in eine Kampagne der Jusos gegen ein „ungerechtes Bildungssystem“ im Freistaat. Das dreigliedrige Schulsystem mit dem „Grundschulabitur“ verbaue Chancen – so stand es auf ausliegenden Flyern; stattdessen fordert die SPD-Jugend eine „solidarische Gemeinschaftsschule“.

Bär indes mühte sich, den Bogen auch zum verschlossenen Sportplatz zu spannen. „Schüler werden drangsaliert, nur weil sie Sport treiben!“, rief er durchs Megafon, unterstützt von einer Handvoll Mitstreiter. „Schluss mit der Hetze, öffnet die Sportplätze“, war auf einem Blatt zu lesen, das ein Mitstreiter hochhielt. Im Gespräch hoffte Bär, dass die Gemeinde auf den Betreiber einwirken könne, die Anlagen zu öffnen, ohne zahlen zu müssen: „Es wäre falsch, dass Investoren daran verdienen, wenn Kinder Fußball spielen wollen.“

Die Aktion habe ihren Zweck erfüllt, stellte Bär abschließend fest; man habe doch einige Gespräche mit Schülern, Lehrern und Passanten führen können. Alles in allem seien etwa 200 Schüler an der Demo vorbeigekommen und hätten „den Inhalt zur Kenntnis genommen“.

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