Holzkirchen: Jugend sucht Sportplätze
Sie kickten auf dem abgesperrten Kunstrasenplatz am Gymnasium Holzkirchen: Dafür kassierten einige Jugendliche jüngst Anzeigen. Eltern vermissen eine legale Alternative. Die gibt es aber.
Holzkirchen – Der Vereinssport in Holzkirchen ist bei Sportplätzen vergleichsweise gut aufgestellt. Auch deswegen, weil die Gemeinde bisher großzügige Unterstützung leistet. Aber wo können etwa Jugendliche spontan sporteln, ohne Vereinsbindung? Manche Eltern vermissen solche Plätze. Dabei gibt es sie sehr wohl, wie der Bürgermeister betont.
Es ist verboten – und das steht auch auf großen Schildern, die an einem hohen Zaun hängen. Anfang August konnten einige Jugendliche aber nicht widerstehen. Sie kletterten über den Zaun und kickten auf dem gut gepflegten Kunstrasenplatz der Staatlichen Gymnasiums und der Fachoberschule, gelegen am Ortsrand direkt neben der Nordumfahrung. Ihr Pech: Sie wurden erwischt und sogar angezeigt wegen Hausfriedensbruchs.
Vorwurf ärgert den Rathauschef
Musste das sein? Ist das nicht zu streng? Der Vater eines der erwischten Buben beklagte in einem Schreiben an Bürgermeister Christoph Schmid sehr unverblümt, dass es in Holzkirchen keine „legale“ Möglichkeit für Jugendliche zum Bolzen gebe und dass hier doch die Gemeinde in der Pflicht sei. Ein Vorwurf, der den Rathauschef ärgert, „weil er schlicht nicht stimmt“.
Und der Rathauschef zählt auf: Frei zugängliche Bolzplätze, sogar mit Toren, gebe es etwa auf dem Spielplatz an der Rosenheimer Straße oder am Otto-Mair-Ring. An der Baumgartenstraße, über der Tiefgarage neben der Grundschule, finden Kicker sogar eine Kunstrasen-Fläche. „Dazu kommen die diversen Angebote der Jugendfreizeitmeile am Ladehof“, sagt Schmid. Basketball könne man dort spielen, Handball oder Kleinfeld-Fußball Socca, auf Sportler warten Fitnessgeräte und eine Slackline.

Doch gerade die Sportflächen am Ladehof sind oft belegt, nicht selten von auswärtigen Gruppen. „Es gibt dort keine Belegungspläne und keine bevorzugten Nutzergruppen“, räumt Schmid ein, „wie soll man das auch kontrollieren?“ Vertreter des Vereins „Vorbild Jugendlicher – Leitbild Mensch“, die am Ladehof ihr Standquartier haben, würden immer wieder das Gespräch mit auswärtigen Gruppen suchen und darauf hinweisen, es mit der Belegung nicht zu übertreiben. „Wir setzen auf die Kooperationsbereitschaft“, sagt Schmid.
Lieber Gespräch suchen statt einbrechen
Das Gespräch suchen – diese Vorgehensweise empfiehlt der Rathauschef auch Jugendlichen oder deren Eltern, wenn es darum geht, unter Umständen Sportflächen der Vereine bespielen zu dürfen. Mit den Verantwortlichen des TuS Holzkirchen, der SF Föching oder des TSV Hartpenning könne man diesbezüglich sicher wenigstens reden. „Aber es geht natürlich nicht, einfach in ein Gelände einzusteigen, wie am Kunstrasenplatz neben dem Gymnasium.“ Es sei klar ersichtlich, dass das nicht erlaubt ist.
Meine news

Die Anlage dient vor allem dem Schulsport des Gymnasiums und der Fachoberschule (FOS). Der Landkreis als Schulträger hat die „Bewirtschaftung“ der Liegenschaften der Firma Vinci Facilities übertragen, die bis 2015 als SKE firmierte. Das Unternehmen SKE hatte die 2014 eröffneten Schulen gebaut und den Unterhalt des gesamten Geländes – gegen ein festes Entgelt – für 25 Jahre zugesichert. In komplizierten Verträgen hat die Marktgemeinde für ihre Vereinsfußballer Nutzungszeiten mit Vinci vereinbart und zahlt dafür auch mit. „Es darf aber nicht jeder einfach so die Anlage nutzen“, betont Schmid. „Würde sie beschädigt etwa durch falsches Schuhwerk, kostet das viel Geld.“
Nachbarn bestehen auf Begrenzung
Trotz jahrelangen Bemühens gelang es dem Rathaus nicht, die Sportplätze neben der Realschule und der Quirin-Regler-Grundschule für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen. Beim Bau der Schulen hatten Nachbarn darauf bestanden, dass dort nur Schulsport möglich ist. Nach vielen Gesprächen mit dem Landratsamt habe sich gezeigt, dass eine Öffnung der Sportplätze nur unter immensen Auflagen denkbar wäre. „Aus meiner Sicht wäre der finanzielle Aufwand völlig unverhältnismäßig“, sagt Schmid. Die Marktgemeinde verfolge dies deswegen nicht mehr.
Pläne in Föching
Aktiv werden will das Rathaus aber nach wie vor in Föching. Eine Machbarkeitsstudie wurde erstellt, um das Gelände der Sportfreunde zu überplanen. Angedacht ist unter anderem der Bau eines Kunstrasenplatzes für Vereinsfußballer. „Mit den Finanzen wird es aber schwieriger“, sagt Schmid. „Wir müssen schauen, wann das in Föching umgesetzt werden kann.“