Seit 50 Jahren auf Grünem Markt: Früchtehaus-Chefin verrät, was den Erfolg ausmacht
Die Familie Bichlmeier gehört zu den Urgesteinen des Grünen Markts in Holzkirchen. Schon bei den ersten Markttagen vor 50 Jahren war das Familienunternehmen vertreten. Heute führt Gabriele Bichlmeier-Chrysopoulos die Geschäfte – und gewährt im Interview Einblicke hinter die Kulissen des Marktgeschehens.
Holzkirchen – Der Grüne Markt feiert Jubiläum: Mit zwei Aktionstagen am Mittwoch, 11. September, und Samstag, 14. September, erinnert die Gemeinde als Veranstalterin an die allerersten Markttage vor 50 Jahren. Damals im September 1974 war kaum abzusehen, dass der Grüne Markt zu einem „Evergreen“ aufwächst, geschätzt von Fieranten und von Kunden.
Gabriele Bichlmeier-Chrysopoulos (57) kennt das Marktgeschehen von Kindesbeinen an. Schon als kleines Mädchen half die Holzkirchnerin ihren Eltern Maria und Heinz am Früchtestand der Familie; seit 2012 führt sie das Früchtehaus Bichlmeier selber, unterstützt von ihrem Mann. Sie ist sehr wahrscheinlich die „Dienstälteste“ unter den gut 20 Fieranten, die den Markt jeden Mittwoch und Samstag regelmäßig beschicken.
Als junge Frau hatte sich Bichlmeier zunächst ein anderes berufliches Feld gesucht: „Wie‘s halt so ist, man will als junger Mensch was ganz anderes machen als die Eltern.“ Heute lacht sie drüber und weiß es besser. Neun Jahre arbeitete sie nach der Schule als medizinische Fachangestellte in einer Arztpraxis, dann anno 1992 fand sie zurück in den elterlichen Betrieb, zu ihren Wurzeln, zu Obst und Gemüse. „Das ist meins, das bin ich, das ist mein Leben.“ Und dazu gehört auch, zweimal die Woche, der Grüne Markt. Im Jubiläums-Interview nimmt sie uns mit hinter die Kulissen und erklärt, wie sich das Marktgeschehen immer wieder verändert. Bichlmeier hat zwei Söhne und zwei kleine Enkel.
Frau Bichlmeier-Chrysopoulos, erinnern Sie sich an Ihren ersten Grünen Markt in Holzkirchen?
Ich war in der zweiten Klasse, ungefähr sieben Jahre alt, da bin ich mit rumgesprungen am Stand, den mein Vater in den Anfangsjahren hatte. Ich war ein Vaterkind und bin gern dabei gewesen, auch wenn er Obst und Gemüse an die Gasthäuser ausgefahren hat.
Der Grüne Markt fand in den ersten Jahren ja noch im Herdergarten statt.
Und dort hat‘s anders ausgeschaut als heute. Wo heute das Rathaus steht, war damals noch die Handelsschule. Aber ja, dort hinten auf den Parkplätzen hat es begonnen.
Woher kommen heute die Kunden?
Hauptsächlich sind es Holzkirchner, Föchinger, Hartpenninger, Warngauer und Otterfinger und aus dem Landkreis. An Samstagen sind es auch mehr Kunden aus der Region. Ich schätze, dass wir zu 70 Prozent Stammkunden bedienen.
Meine news
Läuft der Mittwoch besser oder der Samstag?
Am Samstag geht insgesamt mehr. Die Leute bringen mehr Zeit mit, weil sie nicht arbeiten müssen. Familien mit Kindern schauen sich um am Stand, welches Obst oder Gemüse, welche Kartoffeln oder Südfrüchte sie mitnehmen, um am Wochenende was Schönes zu kochen. Denn wer gut kochen will, der kommt nicht an uns vorbei (lacht).
Welche Veränderungen im Einkaufsverhalten der vergangenen Jahre sind Ihnen aufgefallen?
Auffällig war zur Corona-Zeit, dass plötzlich auch mittwochs richtig was los war. Die Leute konnten nicht essen gehen, da mussten sie selber kochen. Das ist aber wieder vorbei.
Geben die Kunden eher mehr Geld aus für gute Lebensmittel oder ist am Stand eher Kaufzurückhaltung zu spüren?
Die Menschen schauen wieder mehr aufs Geld und sparen, das ist mein Eindruck. Und immer mehr Leute kaufen ihr Essen sehr bewusst und gezielt. Die wissen genau, was sie in welcher Menge für ihr Frühstücks-Müsli brauchen. Das ist ein richtiger Trend geworden, von dem wir auch profitieren. Gute Qualität, guter Geschmack – das ist auch unser Anspruch. Bei uns dürfen die Leute alles probieren, bevor sie kaufen. Der Geschmack entscheidet.
Sind heute andere Früchte gefragt als vor 50 Jahren?
Das Sortiment ist breiter geworden. Einerseits sind alte Gemüsesorten wieder im Kommen, also Steckrübe, Weißkraut, Wirsing, Zuckerhut. Andererseits gehen neue, eher saftige Apfelsorten gut. Oder nehmen Sie die Gold-Kiwi, die gibt‘ erst seit zehn Jahren.
Eine Gold-Kiwi? Also nicht mehr grün?
Ja, mit gelbem Fruchtfleisch. Schmeckt etwas süßer, viele fragen danach.
Was sind denn Ihre Bestseller am Grünen Markt?
Ganz eindeutig der Elstar-Apfel, der hat wirklich das absolute Aroma: süßsauer in ausgewogener Balance und fruchtig-saftig. Die Leute lieben den.
Bei welchen Leckereien ihrer Standnachbarn werden Sie selber schwach?
Jeder Stand hat was Feines, ich kaufe auch selber gerne ein bei den Kollegen. Es gibt da diesen Engalm-Käse, ein Gedicht. Oder auch mal ein Fischsalat, ein Brathendl.
Gibt es eine Verbundenheit unter den Fieranten?
Ja, das ist so. Wir verstehen uns alle sehr gut, wie eine große Marktfamilie.
Was fehlt auf dem Markt?
Es fehlt ein schöner Blumenstand, der vielleicht auch Töpfe anbietet. Viele Leute fragen danach, das wäre eine wichtige Ergänzung.
Was könnte die Gemeinde tun, um den Grünen Markt noch attraktiver zu machen?
Die Gemeinde kümmert sich gut, das muss man sagen. Aber es ist halt immer schade, wenn Veranstaltungen auf dem Marktplatz sind und wir Marktler hinter in den Herdergarten müssen. Das schlägt sofort aufs Geschäft durch, da schaut schon mancher Kollege zwider.
Gibt es Ereignisse, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Wenn die Witterung extrem ist, das sind schon sehr besondere Erlebnisse. Einmal kam ein Sturm auf, dass sich der Maibaum gebogen hat, und wir mussten schnell zusammenpacken. Und erst letzten Winter hatte es so viel Schnee, dass wir mit unserem Anhänger kaum durchkamen. Ich hab‘s trotzdem probiert und dabei die Achse meines Autos ruiniert.
Schauen auch mal Prominente vorbei?
Das ist eher selten. Ab und zu sage ich mal zu jemand, ich kenne Sie aus dem Fernsehen, aber wie Sie heißen, das fällt mir jetzt nicht ein. Das ist für sie in Ordnung, glaube ich. Meistens lachen sie dann, packen ihren Einkauf ein und freuen sich.
Zwei Aktionstage
Bereits am 4. September jährte sich der erste Verkaufstag des Grünen Markts zum 50. Mal. Da nicht alle Fieranten während der Ferien präsent waren, verschob Standortförderin Eva Schmitz die Jubiläums-Aktionstage in die erste Schulwoche. Am heutigen Mittwoch und am Samstag, 14. September, erwartet Besucher von 8.30 bis 12 Uhr ein Programm mit Verkostungen, Auftritten der Ratschkathl (siehe unten), einer Bastelaktion für Kinder und Infoständen über regionale Produkte und nachhaltige Landwirtschaft.
Mehr zum Thema Grüner Markt finden Sie hier.