Ein geheimnisvoller Erdstall in Aßling zieht Archäologen in seinen Bann. Der unterirdische Bau birgt viele Rätsel. Die verstrichenen Jahrhunderte fordern die Forscher heraus.
Aßling – Es ist ein kleines Team, das auf dem Feld bei Aßling mit Schaufel und Pickel ein Loch aushebt, genau gekennzeichnet, 250 Zentimeter lang, 250 Zentimeter breit, in der Mitte eine gespannte rote Schnur. Hintergrund ist ein Geheimnis im Boden, möglicherweise in zwei Metern Tiefe: einer der mysteriösen Erdställe, Tunnelbauten, vielleicht hier aus dem Jahr um 1100. Genaueres weiß man nicht – weder über die Erbauer noch den Zweck der Anlagen. Nur eines ist sicher: Schätze wurde hier nicht versteckt. Aber sonst sind viele Fragen offen.
Erdstall bei Aßling: Entdeckt dank eines Unfalls
Der erste Hinweis war ein Unfall. Ein landwirtschaftliches Fahrzeug war auf dem Feld eingebrochen. Das war 2014. Damals wurde der Erdstall entdeckt und unter anderem von Heimatforscher Franz Huber und seiner Frau Monika in Augenschein genommen. Wie groß die Anlage ist, blieb unklar und ist es heute noch. Sie war teils mit Sand verschüttet. Vier Jahre später brach an anderer Stelle nochmals eine Maschine ein. Das Loch wurde gesichert. Aus unterschiedlichen Gründen verzögerte sich eine weitere Untersuchung.
Die Zornedinger Archäologin Ramona Baumgartner organisierte jetzt das Projekt, an dem das Landesamt für Denkmalschutz ebenso beteiligt ist wie die Interessensgemeinschaft Erdstallforschung (IGEF). Baumgartner bringt ihre berufliche Qualifikation ein, arbeitet jedoch ehrenamtlich, ebenso wie Mitarbeiterinnen ihrer Firma. „Wir gehen jetzt Schritt für Schritt vor“, sagt sie. Während geschaufelt wird, werden verschiedene Theorien um die Erdställe erläutert.
Bauzeit, Zweck und die Verantwortlichen: Man weiß wenig
Mit dabei an dem nasskalten Tag neben Franz Huber und seiner Frau Monika auch Werner Breuherr und Richard Matuszewski (IGEF). Letzterer hat im Landkreis auch schon Vorträge zu Thema gehalten. Vor Ort erzählt er von ähnlichen Anlagen im Landkreis unter anderem bei Purfing und Loitersdorf. Er ist fasziniert von den geheimnisvollen Tunneln. „Wir können sie weder genau datieren, noch können wir sagen, welchen Sinn sie hatten.“
Erforschung mit Fingerspitzengefühl: Es soll nichts kaputtgehen
Für Baumgartner ist das Ziel klar. Sicherheit geht vor. Man werde versuchen, das Gelände aus der landwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen, um einen weiteren Einbruch auch mit Folgen für den Nutzer der Flächen zu verhindern. Der Landwirt sei einverstanden, hieß es vor Ort. Wenn man bei der Grabung, möglicherweise mit einem schmalen senkrechten Schacht den Tunnel finde, könne dieser mit einem Periskop untersucht werden. „Dann werden wir weiter sehen“, sagt sie.
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„Betreten werden wir den Erdstall zunächst nicht.“ Eingebunden ist auch ein Team von Geologen der LMU München, die Untersuchungen anstellen werden. „Schritt für Schritt“, sagt Baumgartner eindringlich. Nichts dürfe zerstört werden.
Dass dort etwas im Boden ist, wissen die Einheimischen schon länger. Es gibt die Sage vom „Teufelsloch“. Und vor allem für junge Burschen war es eine Mutprobe, auf dem Gelände zu übernachten.
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