Kinderhaus schließt: Vaterstetten wirft AWO raus

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Ebersberg
  4. Vaterstetten

Kommentare

Das Kinderhaus an der Carl-Orff-Straße sperrt zu. Zuletzt war es nicht einmal mehr halb gefüllt. © Susanne Edelmann

Die Eltern sind erschrocken: Das Vaterstettener Kinderhaus an der Carl-Orff-Straße wird für ein Jahr schließen. Hauptgrund: Personalmangel.

Vaterstetten – Die Eltern traf die Ankündigung aus dem Nichts: Das Kinderhaus Vaterstetten an der Carl-Orff-Straße wird Ende August schließen – voraussichtlich für ein Jahr. Kinder und Mitarbeitende müssen anderswo unterkommen, denn die Gemeinde wird sich gleichzeitig vom Träger trennen. Dieser, die Arbeiterwohlfahrt (AWO), Kreisverband Ebersberg, gibt als Hauptgrund die Sanierung des Gebäudes an. Dem widerspricht der Bürgermeister. Jedenfalls müssen sich die betroffenen Eltern jetzt schnell umtun.

Ein Vater, der sich an die EZ gewandt hat und anonym bleiben möchte (Name der Redaktion bekannt) spricht von einer „Sauerei sondersgleichen“. Seinem Verständnis nach habe die Gemeinde die längst beschlossene Sanierung zu spät kommuniziert und so Träger und Eltern unter Zugzwang gesetzt. Denn: Bereits jetzt läuft die Anmeldephase für das kommende Kindergartenjahr, das im September beginnt. Die endgültige Entscheidung über den AWO-Abschied soll dagegen erst in einer gemeindlichen Ausschusssitzung am 21. Februar fallen, bestätigt der Bürgermeister.

Problem: die fehlende München-Zulage

Die Trennung scheint besiegelt: „Die Vorgehensweise der Gemeinde ist für uns nachvollziehbar“, schreibt die AWO am Mittwoch, 7. Februar, in einer E-Mail an die betroffenen Eltern, die der Redaktion vorliegt. Weil es dem Träger nicht gelungen sei, genug Personal zu finden, sei bereits eine Gruppe weggefallen, dazu wurde die Öffnungszeit des Kinderhauses auf 15 Uhr verkürzt und es habe kaum mehr Kinder aufnehmen können. Rechnet man die Einschulungen heraus, gebe es voraussichtlich ab September 2024 weniger als 20 von der Schließung betroffene Familien.

Darin steckt, etwas verklausuliert, auch der wahre Grund der Schließung, glaubt man Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU). „Die AWO hat ein großes Problem“, sagt er über den Personalmangel, der sich bei dem Träger noch stärker bemerkbar mache, als anderswo. Spitzauer spekuliert, dass es an der fehlenden München-Zulage für die Mitarbeitenden liegen könnte, die andere Träger zahlten. Der Bürgermeister verweist aber ebenfalls auf die Zahl, dass von fast 90 möglichen Betreuungsplätzen (Kita und Krippe) derzeit mangels Personal gerade einmal rund 42 angeboten werden könnten. „Das kann nicht sein“, sagt er. „Wir bauen einen Kindergarten nach dem anderen, das kostet Millionen.“ Sprich: Die Gebäude sollen dann auch ausgelastet sein.

Über der Diskussion schweben die Elternproteste aus dem vergangenen Frühjahr, als in der Großgemeinde große Unsicherheit über das Unterkommen der Kindergartenkinder herrschte (wir berichteten). „Die Betreuung steht über allem“, sagt Spitzauer. Die Sanierung sei eigentlich im laufenden Betrieb des Carl-Orff-Kinderhauses geplant gewesen, so habe es der Gemeinderat im Frühjahr 2023 beschlossen. Es schwingt der Vorwurf mit, dass die AWO damit von ihrem eigentlichen Problem ablenke.

AWO und Gemeinde streben Aufhebungsvertrag an

Doch Spitzauer sagt auch: „Wir gehen im Guten auseinander.“ AWO und Gemeinde strebten einen Aufhebungsvertrag vor der ordentlichen Kündigungsfrist an. „Wir haben schon Druck gemacht“, so Spitzauer. In Weißenfeld habe sich der Trägerwechsel 2022, dort von Diakonie zu „Denk mit“ als sinnvolle Entscheidung erwiesen.

Die Planung der Kitaplatz-Vergabe werde die Schließung eines Hauses nicht über den Haufen werfen, verspricht Spitzauer: „Wir bemühen uns jedes Jahr, dass wir alle unterkriegen!“ Auch die AWO sichert Betroffenen für die beiden anderen Einrichtungen in Baldham und Vaterstetten „hohe Priorität“ bei der Aufnahme zu. Nur pressiert’s – in Baldham findet der Tag der offenen Tür bereits am Samstagvormittag statt. „Wir lassen die Eltern und Kinder nicht im Regen stehen“, verspricht AWO-Kreisgeschäftsführerin Ulrike Bittner der EZ am Telefon.

Mit welchem Träger das sanierte Haus 2025 wieder öffnen soll, mag Spitzauer noch nicht orakeln. Das Schlusswort liefert das Elternschreiben der AWO: „Für den Rest des Kita-Jahres gilt es, die Zeit miteinander bewusst zu genießen, den Abschied voneinander und vom Haus mit all seinen Gefühlen der Verbundenheit und Trauer zuzulassen und gleichzeitig den positiven Blick, auf das was kommt, zu richten.“

Mehr News finden Sie in unserer brandneuen Merkur.de-App, jetzt im verbesserten Design mit mehr Personalisierungs-Funktionen. Direkt zum Download, mehr Informationen gibt es hier. Sie nutzen begeistert WhatsApp? Auch dort hält Sie Merkur.de ab sofort über einen neuen Whatsapp-Kanal auf dem Laufenden. Hier geht‘s direkt zum Kanal.

Auch interessant

Kommentare