Faszination Extremsport - der Kinosessel als Startpunkt ins Abenteuer

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Glückliche Gesichter: „Local Hero“ Levin Franzke (l.) und Moderator Andi Prielmaier. © Wilfried Nass

Atemberaubende Abenteuer und menschliche Grenzerfahrungen im Kino: Das Bayerische Outdoor Filmfestival in Weilheim begeisterte mit abwechslungsreichen Filmen.

Weilheim – Das Trifthofkino in Weilheim verwandelte sich in ein Zentrum für Extremsport- und Naturbegeisterte: Das Bayerische Outdoor Filmfestival begeisterte sein Publikum mit packenden Geschichten und bildgewaltigen Filmen. Rund 50 Zuschauer, darunter Bergsteiger, Fahrradenthusiasten und Mitglieder der Bergwacht, fanden sich ein, um einen Abend voller Abenteuer und Inspiration zu erleben.

Die Veranstaltung, die seit 2017 heimische Filmproduktionen und Athleten ins Rampenlicht stellt, begann mit dem „Local Hero Programm“. In Weilheim stellte der Schüler Levin Franzke vom Gymnasium Penzberg das Projekt seines P-Seminars vor, die eine Alpenüberquerung mit dem Fahrrad geplant, organisiert und durchgeführt hatten. Der dabei entstandene Film wirkte nicht nur optisch professionell, sondern war unter dem Motto „Wer später bremst, bleibt länger schnell“ auch inhaltlich ein unterhaltsames Erlebnis. „Die einzige Motivation ist, dass wir jetzt gleich geisteskrank bergab fahren können“, erzählt beispielsweise einer der Schüler im Film, während er sein Fahrrad einen steilen, unwegsamen Berg hinauftragen muss.

Nach der Vorführung teilte Franzke live auf der Bühne Anekdoten und Herausforderungen der Reise. Dabei gestand er augenzwinkernd: „Die richtig coolen Trails kann man mit der Schule nicht machen.“

Adrenalinschübe schon beim Beobachten der „Schneenomaden“

Entschädigt dafür dürfte Levin mit den folgenden Filmen aus dem regulären Programm worden sein: Den Anfang machten Snowboarder Gabriel Indrist und Skifahrer Konstantin Ottner, die in völliger Dunkelheit und ohne im ganzen Film ein Wort zu sagen, eine steile und extrem enge Schlucht hinabstürzten und das Ganze als eine sogenannte „Snowmads-Meditation“ verkauften, obwohl allein das Beobachten dieser „Schneenomaden“ schon Angstzustände und Adrenalinschübe garantierte. Garniert mit ein paar englischen Lebensweisheiten in Schriftform, die bei solchen Filmen natürlich nie fehlen dürfen, war es vor allem ein bildgewaltiger Kurzfilm, wie auch einer der Zuschauer meinte: „Eher wenig Handlung, aber dafür tolle Bilder.“

Ganz anders der zweite Kurzfilm: Kajakfahren auf 4000 Metern Höhe, in Tibet, zur Monsunzeit und das alles unter strenger chinesischer Zensur und Überwachung. Nichts weniger als eine „Mission Impossible“ war das Projekt einer Gruppe internationaler Wildwasserexperten. Doch für Prominente wie die wohl weltbeste Kajakfahrerin Nouria Newman oder den mehrfachen deutschen Olympiasieger Jochen Lettmann war die Grenze des Machbaren genau das, was sie suchten.

Die Grenzen des Extremsports

Der hochwertig gedrehte Film zeigte zum Teil lebensgefährliche Szenen in meterhohen Flusswellen in reißenden Gebirgsbächen – nicht zu vergleichen mit allem, was es in den Alpen gibt, wie Moderator Andi Prielmaier später erklärte. Selbst eine Nouria Newman kam hier an die Grenzen ihrer Kräfte und Fähigkeiten. Dass diese Form des Extremen aber auch Risiken birgt, zeigte auf tragische Weise der Abspann des Films, in dem um einen der beteiligten Kajakfahrer getrauert wurde, der nur wenige Monate nach den Dreharbeiten beim Kajakfahren in den Schweizer Bergen tödlich verunglückte.

Um die Grenzen des Extremsports ging es auch im dritten Film. Die Profibergsteigerin Tamara Lunger erzählte vom Tod fünf ihrer Bergkameraden am K2 und der tiefen Sinnkrise, die sie danach durchlebte. Bei einer Tour mit ihrem Vater nach Island fand sie nicht nur die Freude am Berg wieder, sondern auch sich selbst und ihren Wert als Mensch auch ohne extreme Rekorde. Zu Recht zeigte sich das Publikum in der anschließenden kurzen Pause begeistert von „den saustarken Filmen“, von denen eigentlich jeder eine eigene Geschichte wert ist.

Highlight für alle, die Abenteuer lieben

Nach einer kurzen Verlosung im „interaktiven Kino“, wie Prielmaier es nannte, ging es auf die Zielgerade: Ein etwas anderer Film von Alexander Huber und Burkhard Maria Weber verband ihre gemeinsame Leidenschaft für das Bergsteigen und die Musik zu einem Konzert auf einem Berggipfel in der Südpfalz, bevor der Franzose Kilian Bron in „Fuego“ mit dem Fahrrad in Südamerika an Vulkankratern entlang, durch so enge Schluchten und über atemberaubende Felsformationen radelte, dass man sich bei diesen Bildern vollends in einem Fiebertraum wähnte.

Zum Finale zeigte Moderator und Festivalgründer Andi Prielmaier seinen eigenen Film über eine Vater-Sohn-Tour mit Bike, Foil und SUP auf den Balearen. Nach über drei Stunden abwechslungsreichem Programm waren sich die Zuschauer einig: Dieser Abend war ein Highlight für alle, die das Abenteuer lieben.

Wilfried Nass

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