Verkehrschaos im Isartal: Medizin gegen Blechlawinen mit Kreisverkehr und Verkehrsinseln

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Stopfevoll ist in den Faschingstagen auch die Tiefkarstraße. Über jeden einzelnen Punkt wird bald abgestimmt. Bürgermeister Enrico Corongiu © kunz

Das Ergebnis der Verkehrsanalyse hat für Mittenwald einige Anregungen parat: Mehr Tempo-30-Zonen, einen Kreisverkehr an der Riedkopfstraße oder eine Verkehrsinsel an der Innsbrucker Straße könnten Probleme innerorts lösen. Das zumindest glaubt das beauftragte Planungsbüro.

Mittenwald – Mittenwald sollte mehr Tempo-30-Zonen ausweisen. Das ist einer der zentralen Vorschläge von Andreas Bergmann. „Da gibt es noch Möglichkeiten im Ort“, bestätigt der Diplom-Geograf und Verkehrsentwickler dem Gremium jüngst in der Sitzung. Denn nicht überall ist eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 auf 30 Stundenkilometern realisierbar. So sind Durchgangsstrecken wie Innsbrucker, Tiefkar- oder Partenkirchner Straße tabu. Auch im Gewerbegebiet ist Tempo-30 gar nicht bis bedingt möglich.

In Mittenwald finden sich aber andernorts einige Abschnitte, bei denen Bergmann nur ans Herz legen kann, dort Geschwindigkeit zu drosseln – etwa in Wohnvierteln oder rund um sensible Einrichtungen wie Kindergärten oder Schulen. Tempo 30 ist laut Experten auch dort sinnvoll, wo ein besonderes Unfallrisiko besteht – beispielsweise durch Straßenschäden oder scharfe Kurven. Oder dort, wo Lärm und Abgas dermaßen zunehmen, dass Grenzwerte überschritten werden und die Gesundheit der Anwohner gefährdet scheint.

Tempo-30-Straßen haben laut Experte gleich mehrere Vorteile

Andreas Bergmann hatte bekanntlich im Auftrag der Marktgemeinde den Verkehr in Mittenwald untersucht. In der jüngsten Sitzung präsentierte der Experte der Münchner Planungsgesellschaft „Stadt, Land, Verkehr“ die Ergebnisse dieses Rahmenplans. Dabei analysierten Bergmann und Co. sowohl fließenden als auch ruhenden Verkehr (Bericht folgt). Aufgrund der gesammelten Daten glauben Bürgermeister und Gemeinderat, eine Entscheidungshilfe in der Hand zu haben. „Über jeden einzelnen Punkt wird bald abgestimmt“, verspricht Rathauschef Enrico Corongiu (SPD).

Straßen mit einer Begrenzung auf 30 km/h hätten für Bergmann weitere Vorteile: Unter anderem würde sich ihm zufolge dadurch nicht nur die Sicherheit für Fußgänger, sondern auch für Radfahrer deutlich erhöhen. „Zweiräder schwimmen dann mehr im Verkehr mit, weil sie ähnlich schnell wie Autos fahren. Man muss dann mehr Rücksicht aufeinander nehmen.“

Kreisverkehr soll Verkehr abbremsen

Um die leidigen Blechlawinen durch Mittenwald künftig besser steuern zu können, schlägt Bergmann zudem bauliche Maßnahmen vor: So wäre ein Kreisverkehr an der Ecke Riedkopf-, Lindlahner- und Innsbrucker-Straße südlich der Isarbrücke denkbar. „Platz gibt es da genug.“ Jedoch müsste die Inselmitte eine sein, die vom Schwerverkehr befahren werden kann, weil sonst eine Sackgasse für 7,5-Tonner und schwerere Zugmaschinen entstehen würde. Das heißt: Die Insel muss flach, gepflastert beziehungsweise asphaltiert sein.

Eine derartige Querungshilfe macht für Bergmann auch an der Ecke Leutascher/ Innsbrucker Straße Sinn. „Damit könnten wir den Verkehr in den Ort und hinaus deutlich besser ausbremsen.“ Denn dort frequentieren besonders die Tiroler Nachbarn die Fahrbahn. Laut den Erhebungen sind zahlreiche IL-Kennzeichen (Innsbruck Land, Anm. d. Red.) auf dieser Strecke unterwegs, bestätigt Bergmann. Das liegt in erster Linie an dem Supermarkt am Dekan-Karl-Platz, in dem die Nachbarn wegen der vergleichsweise günstigen Angebote gerne einkaufen.

Hauptsächlich tummeln sich Fahrzeuge mit GAP-Kennzeichen durch Mittenwald

In Sachen Verkehrsfluss durch, nach und aus Mittenwald hat sich seit dem Zwischenstandsbericht im vergangenen Jahr nicht mehr viel geändert. Hauptsächlich tummeln sich einheimische Fahrzeuge mit GAP-Schildern auf den Straßen. Stoßzeiten sind zwischen 8 und 10 Uhr, in denen sich der Pendlerverkehr in erster Linie nach Garmisch-Partenkirchen und in Richtung Krün/Wallgau in Bewegung setzt. Am Abend zwischen 17 und 18 Uhr geht es dann genau andersrum.

Die Versorgung im öffentlichen Nahverkehr ist weitestgehend gut abgedeckt im Ort, gibt Bergmann bekannt. Lediglich einen großen weißen Fleck gibt es: Das Gebiet rund um den Fischweiher, in dem auch das Gewerbegebiet beheimatet ist, sowie nördlich der Tiefkarstraße weisen Defizite auf. Bergmanns Appell an die Gemeinderäte: „Das müssen Sie ändern!“

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