Bäckerei-Schließung in Seehausen: Wohl kein nahtloser Übergang, aber es gibt „ernsthafte Bewerbungen“
Ende März schließt die Seehauser Bäckerei/Konditorei Lutz ihre Pforten. Wie es mit den Räumen, die der Gemeinde gehören, weitergeht, steht bis dato noch nicht fest. Die Kommune hätte gern wieder eine Bäckerei.
Seehausen – Über 2000 bayerische Handwerksbäcker sorgen täglich dafür, dass der Tisch mit Brot und Backwaren gedeckt ist. Diese können die Menschen im Freistaat an rund 9600 Verkaufsstellen (Hauptgeschäfte und Filialen) erwerben. Eine davon ist die Seehauser Dorfbäckerei/Konditorei Lutz an der Dorfstraße 3 – bis Ende März. Dann ist Schluss.
Die Räume gehören der Gemeinde. Wie geht es damit weiter? Zieht wieder eine Bäckerei ein? Das sind Fragen, für die sich im Dorf viele interessieren. „Es gibt ein paar ernsthafte Bewerbungen“, teilt Bürgermeister Markus Hörmann (CSU) mit. „In erster Linie ging es in Richtung Bäckerei.“ Viele hätten sich die Räume angeschaut. Wann das Geschäft wieder aufmachen könnte, dazu möchte der Rathauschef zum aktuellen Zeitpunkt keine Prognose abgeben. Einen nahtlosen Übergang kann sich Hörmann allerdings nicht vorstellen.
Aus Sicht von Roland Streim, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, wird die zentrale Frage sein, Personal zu bekommen. Die Zeiten – nicht einfach. Die Ausbildungszahlen im Bäckerhandwerk sind ihm zufolge in den vergangenen Jahren „stark rückläufig“. Streim weiß konkret von zwei Interessenten für die Räume in Seehausen. „Die Herrschaften, mit denen Kontakt besteht, wissen wie es funktioniert.“ Es gebe intensive Gespräche. Freilich: Das Ganze müsse finanzierbar sein, etwas abwerfen. „Da muss ein vernünftiges Geschäftsmodell dahinterstehen“, betont Streim. Seehausen ist seiner Meinung nach ein „spannendes Pflaster. Ich bin guter Dinge“. Der Bedarf sei da. „Ich glaube auch, Regionalität spielt in den Köpfen eine Rolle.“
Keine Einigung
Dafür sowie für hochwertige Produkte und ehrliche Handwerkskunst steht seit 25 Jahren auch die Bäckerei Lutz. Doch zwischen ihr und der Gemeinde Seehausen kam es zu keiner Einigung. Die Bäckersleute machten die Gemeinde dafür verantwortlich. Hörmann wies das im Januar zurück und tut dies auch heute. „Es ist immer wieder mitgeteilt worden, dass wir an einer Weitervermietung interessiert sind. Wir haben uns nichts zuschulden kommen lassen“, sagt der Bürgermeister. „Wir haben uns mehr als korrekt verhalten.“ Der Vertrag sollte nach seinen Worten auf den neuesten Stand gebracht werden. Daher habe die Gemeinde pro forma gekündigt. Den neuen Vertrag schickte die Kommune Mitte Dezember an die Bäckerei. Das hätte reichen müssen, findet der Rathauschef. Mehr könne er nicht sagen, da es sich um Grundstücks- und Vertragsangelegenheiten handelt. Hörmann sagt, er finde es „sehr schade, dass es abrupt geendet hat“. Die Bäckersleute waren gestern telefonisch nicht erreichbar. Hörmann ergänzt, es sei „unstrittig“, dass die Bäckerei mit hoher Qualität gearbeitet habe. „Die Familie Lutz war ein Glücksfall für Seehausen“, unterstreicht auch Dritter Bürgermeister Daniel Schreyer (CSU). Er bedaure sehr, dass sie aufhört. Schreyer zeigt sich jedoch optimistisch, „dass wir da was Ordentliches reinkriegen. Eine Bäckerei wäre super“.
Als die Schließung im Fischerdorf die Runde machte, sorgte dies für Ärger, Verwirrung und Verstimmung. Die genauen Hintergründe blieben unklar. Schreyer kann jede Kritik „nachvollziehen, was die Transparenz angeht, aber da sind uns die Hände gebunden“. Vertragsangelegenheiten seien nicht-öffentlich zu behandeln. „Wir können da nur um Verständnis bitten.“ Es gehe um den Schutz von Privatparteien, in diesem Fall um die Bäckersleute und Familie Lutz.
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