Wenn der Landkreis zur Kasse bittet: Die Krüner zahlen am meisten

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Garmisch-Partenkirchen
  4. Krün

KommentareDrucken

Krün ganz vorne: Wird die Kreisumlage tatsächlich auf 55 Punkte angehoben, heißt das aufgrund der Steuerkraft der einzelnen Gemeinden, dass der Krüner Bürger pro Kopf mit Abstand am meisten bezahlen müsste. © Münchner Merkur

Bescheidener Wohlstand hat auch Schattenseiten: Seit in Krün die Steuerquellen sprudeln, wird das 1950-Seelendorf vom bedürftigen Landkreis mehr und mehr zur Kasse gebeten. Deutlich wird das bei der drohenden Anhebung der Kreisumlage.

Krün – Eine findige Verwaltungskraft in der Region hat sich einmal die Mühe gemacht, eine besondere Rechnung anzustellen. Der Experte wollte wissen, was es für jeden einzelnen Steuerzahler bedeutet, wenn der klamme Landkreis die sogenannte Kreisumlage von 50 auf 55 Punkte erhöht. Unter Berücksichtigung der jeweiligen Steuerkraft der Kommunen, ergibt sich folgendes Ergebnis: Die Krüner zahlen pro Kopf das meiste – als einzige wären sie bei einem Betrag jenseits der Tausendergrenze die klare Nummer eins.

Deutlich weniger sind es in den großen Gemeinden Garmisch-Partenkirchen (872 Euro), Murnau (827 Euro) oder Mittenwald (647 Euro). Wehe dem also, der in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bescheidenen Wohlstand genießt. Denn der Landkreis holt sich momentan hinten und vorne fehlendes Geld gnadenlos bei den Gemeinden – Ober sticht Unter.

Aber wenn die Einnahmenseite wegbricht, dann hätten wir ein riesiges Problem.

Kreisumlage heißt dieses wichtige Finanzmittel-Beschaffungsinstrument. Im Haushaltsjahr 2023 flossen auf diese Weise 1,28 Millionen Euro aus Krün in die Landkreis-Kasse. Bei der geplanten Anhebung des Hebesatzes von 50 auf 55 Punkte bedeutet das für Krün: Diesmal 2,1 Millionen Euro Richtung Garmisch-Partenkirchen überweisen. „In zwei Jahren hat sich unser Betrag fast verdoppelt“, rechnete Bürgermeister – und Kreisrat – Thomas Schwarzenberger (CSU) im Krüner Gemeinderat vor. Er war vor wenigen Tagen übrigens live dabei, als sich der Kreisausschuss, der über den Etat berät, nach sechs Stunden (!) zu der Empfehlung, die Umlage von 50 auf 55 Punkte anzuheben, durchrang. Doch angesichts der bundesdeutschen Wirklichkeit alternativlos. „Die Kosten steigen ins Unermessliche – auf allen Ebenen.“

Daher geht Schwarzenberger im Hinblick auf den Etat 2024 davon aus, dass heuer rund 600 000 Euro weniger zur Verfügung stehen werden. Das lässt sich aktuell verschmerzen, schloss doch das Budget 2023 laut jüngst präsentierter Jahresrechnung im kleinen Krün mit einem Rekordvolumen von 15 Millionen Euro ab. „Ein sehr erfreuliches Jahr“, unterstreicht der Bürgermeister. „Es war auch wichtig, dass wir Schulden reduziert haben“ – um eine halbe Million Euro. Dennoch drücken die Kommune noch vier Millionen Euro Miese. Diese werden allerdings durch Reserven in etwa der gleichen Höhe (3,9 Millionen Euro) praktisch kompensiert.

Noch also kann sich das solvente Krün Mehrausgaben, wie demnächst die üppige Abgabe an den Landkreis, leisten. „Aber wenn die Einnahmenseite wegbricht, dann hätten wir ein riesiges Problem“, stellt Schwarzenberger klar. Im Moment sieht die Realität eher rosig aus. Beispiele gefällig? Die Gewerbesteuer-Einnahme schrammte 2023 einmal mehr die Drei-Millionen-Marke. Erstmals lag der Kurbeitrag (1 048 000 Euro) sogar im siebenstelligen Bereich. Anders ausgedrückt: So lange Urlauber kommen, geht’s Krün gut.

Auch interessant

Kommentare