Causa Hochstraße: Nur Vollsperrung macht Sinn
Sie ist verkehrstechnisch der Mittenwalder Dauerbrenner schlechthin: Über keine Strecke ist bislang so heiß diskutiert worden wie über die Hochstraße. Nun haben es die Gemeinderäte schwarz auf weiß: Sinn macht laut den Verkehrsplanern nur die komplett gleiche Regelung wie im Obermarkt – also Vollsperrung für den Verkehr zwischen 10 und 5 Uhr.
Mittenwald – Es ist, als würde der Ortsteil Gries Autos verschlucken. Sie sind einfach weg. Na ja, in Luft aufgelöst haben sie sich natürlich nicht, sonst hätte Andreas Bergmann seinen Vortrag am Dienstagabend im Mittenwalder Marktgemeinderat wohl umsonst gehalten. Aber es fahren täglich durchschnittlich 691 Autos über die Hochstraße ins Gries – aber nur 115 wieder hinaus. „Eine deutliche Asymmetrie der Verkehrsströme“, diagnostiziert im Fachjargon der Diplom-Ingenieur überrascht. „Das hat uns sehr gewundert“, sagt Bergmann. Bedeutet: Besonders Einheimische wissen, wie sie schnellstmöglich ins Gries und von dort über Goethe- oder Ludwig-Murr-Straße auch wieder zügig rauskommen.
Eine der wenigen Überraschungen des erarbeiteten Verkehrsrahmenplans durch die Verkehrsplanungsgesellschaft „Stadt Land Verkehr“ in München. Am Dienstagabend stellte Bergmann ihn dem Gremium vor (Bericht folgt). Bahnbrechende Erkenntnisse waren zwar nicht dabei. Aber vieles, was bereits vermutet wurde, hat die Kommune nun schwarz auf weiß vorliegen. Bald soll der Gemeinderat auf Basis dieser Erkenntnisse Entscheidungen treffen.
Diese Lösung kommt sowohl dem einheimischen Bürger, als auch den Touristen und Geschäftsleuten entgegen.
Wie in der Causa Hochstraße, die sich seit Jahren zäh wie Kaugummi durch die Tagesordnungen des Gemeinderats zieht. Mit detaillierten Zahlen kann nun belegt werden, dass eigentlich nur eine Lösung in Frage kommt: Die Hochstraße gleich zu behandeln wie den angrenzenden Obermarkt. Sprich, eine tägliche Sperre für den Verkehr von 10 bis 5 Uhr zu verhängen. Die Zeit ist dem Obermarkt angepasst. „Sonst müssten wir die Einfahrzeiten dort auch ändern“, erläutert Bergmann. Braucht es aber nach Meinung des Experten nicht. „Bis 10 Uhr ist hervorragend, danach sind die Gäste mit Ausschlafen und Frühstücken fertig und können die autofreie Fußgängerzone säumen.“ Die Hochstraße soll in der offenen Zeit zwischen 5 und 10 Uhr beidseitig befahrbar bleiben.
Dass die Hochstraße von Richtung Karwendel in Richtung Kranzberg fünfmal mehr befahren wird als andersrum, ist für ihn auch ein Indiz für Ortskenner: „Die Autofahrer wissen bereits, wie man vom Gries wieder raus kommt.“ Sprich: Jene wüssten auch, wie man ohne die Hochstraße in Mittenwalds ältesten Ortsteil gelangt. „Die Alternativrouten in und aus dem Gries werden bereits heute genutzt.“ Also wäre die Sperre für den Verkehr von 10 bis 5 Uhr vertretbar.
Grenzwert für Wohngebiete liegt bei 4000 Fahrzeuge am Tag
Die Vorteile liegen auf der Hand und sind besonders während der Pandemie-Zeit zum Vorschein gekommen. Bekanntlich ist damals die Hochstraße gesperrt worden, um gastronomisch großzügiger aufzustuhlen. Sind Kirchenvorplatz und Hochstraße autofrei, darf der Fußgänger flanieren und es sich in den warmen Monaten vor den Lokalen gemütlich machen. „Diese Lösung kommt sowohl dem einheimischen Bürger, als auch den Touristen und Geschäftsleuten entgegen.“
Der Verkehr wird letztlich über die die Goethe- und Ludwig-Murr-Straße fließen. „Aber die zusätzliche Belastung hält sich in Grenzen“, versichert Bergmann. Laut den Prognosen steigt die Zahl der täglichen Autofahrten in der Ludwig-Murr-Straße im Durchschnitt auf 1200 (vorher 900), in der Goethestraße auf 880 (vorher 550). „Die Zahlen liegen damit immer noch deutlich unter den Grenzwerten für Wohnstraßen.“ Diese liegt bei 4000.
„Sehr gut“, lobt vor allem Florian Lipp (Freie Wähler), der seit Jahren ein glühender Verfechter der fahrzeugfreien Hochstraße ist. „Wie wär’s dann mit einem Parkverbot in der Ludwig-Murr-Straße?“ Das würde keinen Sinn machen, meint Bergmann. „Da ist genug Platz.“ Wäre die Straße ohne parkende Autos noch breiter, fahren die Verkehrsteilnehmer auch schneller. „Und das wäre auch nicht sinnvoll.“