Bahn-Probleme auf Nebenstrecken: „Generalsanierung wäre das richtige Signal“

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Der marode Zustand der Pfaffenwinkelbahn tritt nicht nur im Winter zu Tage. Sommerliche Temperaturen machen den alten Gleisen ebenfalls zu schaffen und haben schon so manchem Fahrgast den letzten Nerv geraubt. © Ralf Ruder

Der Sommer steht vor der Tür und bringt vor allem eines mit sich: Hitze. Während sich die meisten Menschen auf Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke freuen, blicken Zugreisende mit Sorge aufs Thermometer. Schließlich hat sich das vielerorts marode Schienensystem gerade im Sommer als anfällig erwiesen, wie jetzt wieder auf der Kochelseebahn.

Landkreis - Ist in der Region von Streckensperrungen und Schienenersatzverkehr die Rede, werden Pendler schnell hellhörig – ganz besonders jene, die regelmäßig mit der Pfaffenwinkelbahn unterwegs sind. Dabei laufen die weiß-blauen Züge aktuell recht zuverlässig in den Bahnhöfen ein.

Tatsächlich beschränken sich die jüngsten Beeinträchtigungen auf die Kochelseebahn – und die war bekanntlich erst kürzlich mit einer neuen Oberleitung versehen worden und dafür monatelang gesperrt. Jetzt sorgen dort veraltete und wenig hitzebeständige Gleise für Probleme.

Zweifel an Sanierung

Hitzeverträglichkeit, Langsamfahrstellen – da war doch was?, werden sich Bahnfahrer aus dem westlichen Landkreis denken. Schließlich hatten sie sich auf der Pfaffenwinkelbahn Schongau-Weilheim in den vergangenen Jahren regelmäßig mit ähnlichen Problemen herumschlagen müssen. Eine Sanierung der knapp 25 Kilometer langen Bahnlinie steht allerdings erst in einem Jahr auf dem Plan.

Daran, dass nun tatsächlich die komplette Strecke auf Vordermann gebracht werden soll, hat aber nicht nur Norbert Moy, Vorsitzender von Pro-Bahn, so seine Zweifel. Wahrscheinlich werde man sich vorrangig den gravierendsten Baustellen widmen, vermutete er.

Wie Flammen bei Waldbrand austreten

Das wären einerseits der Bahndamm bei Grasla, der in der jüngeren Vergangenheit schon öfter für Schlagzeilen gesorgt hatte und in den letzten Monaten gleich mehrfach „provisorisch“ geflickt werden musste, sowie die Langsamfahrstelle auf Höhe Hohenwart. „Wer weiß, was da sonst noch so für Leichen im Keller liegen“, spielte Moy auf den fragwürdigen Zustand der Infrastruktur an. „Das war ja bislang alles nur ein Notprogramm“ – und gerade für Fahrgäste „ziemlich unbefriedigend“, kommentierte Norbert Moy die bisherigen Wartungsarbeiten.

„Eine Generalsanierung wäre das richtige Signal“, ergänzte er. Mit regelmäßigen Reparaturmaßnahmen hatte die DB-InfraGo in den letzten Monaten zwar versucht, der sanierungsbedürftigen Strecke Herr zu werden – für wahre Euphorie-Ausbrüche hatten die ständigen Kurzbaustellen bei Norbert Moy allerdings nicht sorgen können. Als versuche man verzweifelt, „die Flammen bei einem Waldbrand auszutreten“, verbildlichte der Pro-Bahn-Vorsitzende die Situation auf der Nebenstrecke. „Da passt nix zusammen.“

Maßnahmen bislang nur „Notprogramm“

Schließlich scheitere es nicht nur am Unter- und Oberbau der Bahnlinie. Auch die Stellwerke an den Bahnhöfen gehören modernisiert. „Schongau ist ja sogar noch mechanisch“, merkte Moy an. Auch die Idee einer Elektrifizierung der Strecke wäre ihm zufolge durchaus einen Gedanken wert.

Mit einer Einschätzung, ob es auf der Pfaffenwinkelbahn in den anstehenden Sommermonaten zu wärmebedingten Schäden an der Infrastruktur kommen könnte, hielt sich Moy zurück. Ausschließen möchte er ein solches Szenario aber nicht. Ferner hält er auch ein regenbedingtes Aufweichen des bekannten „Wackeldamms“ nicht für unrealistisch. „Bei der DB-InfraGo sind wahrscheinlich alle am Hoffen und Beten. Das ist jedenfalls mein Eindruck“, so der Bahnexperte. „Das volle Potenzial der Pfaffenwinkelbahn wird leider einfach nicht genutzt“, bedauerte er.

Wenig Optimismus auch bei Ammerseebahn

Hinsichtlich der im August anstehenden Sanierung der Ammerseebahn zeigte er sich ebenfalls nur bedingt optimistisch. Obwohl dort an mehreren Enden Handlungsbedarf bestehe, werde sich die Bahn vorrangig dem Oberbau widmen. „Die Gesamtsituation ist schwierig, es fehlt einfach an vielen Stellen“ – auch bei den Kapazitäten der Bahn, sagte Moy. Mit der maroden Infrastruktur zurechtkommen muss letztlich die Bayerische Regiobahn (BRB). Selbst für zahllose – ihrer Ansicht nach unverschuldete – Verspätungen soll sie finanziell aufkommen und schimpft folglich auf die DB. „Ein freudloses Geschäft“, summierte Moy.

Ob sich die steigenden Temperaturen nun vermehrt auf den Zustand des Schienennetzes auswirken werden, kann allerdings auch BRB-Pressesprecherin Annette Luckner nicht vorhersagen. „Es gibt im Bereich Weilheim-Schongau derzeit eine Thermo-Langsamfahrstelle und eine weitere oberbaubedingte Langsamfahrstelle, die beide im Fahrplan berücksichtigt wurden. Ob weitere Langsamfahrstellen eingerichtet werden, ist uns nicht bekannt“, verwies sie auf die DB-InfraGO.

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